Wann darf die Tragödie zur Komödie werden? Wer ist schwerer zu knacken, Frauen oder Männer im Publikum? Und nicht zuletzt: Wie gehen sie als Kabarettisten mit der aktuellen Krise um, wenn das Publikum fehlt und die Säle geschlossen bleiben? Michael Niavarani, Omar Sarsam und Klaus Eckel haben einen Podcast auf der Homepage des Wiener Globe ins Leben gerufen, in dem sie einmal die Woche via Skype ins Gespräch kommen. "Alles außer Corona" - der Titel ist nicht Programm, denn was gibt es denn derzeit schon außer Corona?
Erhellendes von Sokrates bis Charlie Brown
Das Kabarettistentrio erzählt Episoden aus dem Alltag. Klaus Eckel berichtet: "Ich habe heute im Supermarkt noch meinen Fahrradhelm getragen. Ein Mann mit Schutzmaske hat mich besonders lange angesehen. Er hat sich bestimmt gefragt, ob der Helm gegen Corona schützt. Morgen trägt er sicher auch einen."
Omar Sarsam spricht davon, allmählich ins Denunziantentum zu geraten, weil die Nachbarn ihre Kinder sehr wohl zum Spielen rauslassen, während er die Bitten der seinen abschmettert. Sarsam ist ausgebildeter Kinderchirurg und bringt seine medizinischen Fachkenntnisse ins Gespräch, wenn er die unterschiedlichen Arten von Schutzmasken erläutert. "Danke Omar, die drei, die bis jetzt zugeschaut haben, haben sich gerade verabschiedet", witzelt Niavarani.
Auch Politisches darf nicht fehlen. "Ich hätte nie gedacht, dass Sebastian Kurz der erfolgreichste Sozialdemokrat seit Bruno Kreisky wird", sagt Eckel. "Zuletzt war er der erfolgreichste Blaue." Die drei wandeln sich von strengen Kritikern zu "Regierungssprechern", wie sie selbst sagen und wieder zurück und durchleben damit wie so viele in dieser Zeit Phasen der Verunsicherung, Skepsis und auch Hoffnung. So könnten sogar Außerirdische bei uns landen, sagt Eckel. "Das würde nur interessieren, wenn sie dies ohne den nötigen Sicherheitsabstand und Schutzmaske tun." Sie diskutieren zudem darüber, was nach der Krise sein wird, ob Österreich letztlich eine Medaille für die beste Strategie gegen das Coronavirus verliehen werde und welchen Nutzen wir trotz allem daraus ziehen können.
Ihnen fehle das Publikum, das geben alle drei einhellig zu. "Ich fordere jeden, der mit mir spricht dazu auf, sich eine Karte zu kaufen", sagt Niavarani. Zum Schluss gibt es stets Aufmunterndes: Zitate von Sokrates, Nestroy oder Charlie Brown. Und am Ende jeder Folge wird noch ein Titel gesucht. Aus dem wissenschaftlich begründeten Vorschlag "Die Tangente sekkiert mich" - als Hinweis darauf, dass das zunächst ausgeklammerte Thema Corona sehr wohl zum Gesprächsstoff geworden ist - wurde das eine Mal "Meine Tante rasiert sich". Es ist reine Plauderei, mal mehr mal weniger lustig, aber immer ehrlich und meistens gescheit.
Globe Player: Viel Niavarani und nur Heiteres
Auch sonst hat das Globe sein Onlinerepertoire dem Heiteren unterstellt und bietet neben Aufzeichnungen der Kabarettprogramme von Theaterchef Michael Niavarani auch jene von seinen Kollegen Viktor Gernot, Gernot Kulis oder Pizzera und Jaus. Auch in den Stücken "Romeo und Julia" und "Richard III." ist Shakespeare-Liebhaber Michael Niavarani zu sehen sowie auch im Gespräch mit Otto Schenk "Zu blöd um alt zu sein". Ergänzt wird das Onlineprogramm durch Theaterproduktionen aus der Josefstadt ("Schöne Bescherung") oder aus dem Burgtheater mit Johann Nestroys "Das Mädl aus der Vorstadt" (1963) mit Christiane Hörbiger und Susi Nicoletti sowie Hugo von Hofmannsthals "Der Unbestechliche" mit Josef Meinrad aus dem Jahr 1984.
Bis einschließlich Ende Juni sind alle Vorstellungen in den Theater- und Veranstaltungssälen Österreichs abgesagt. Das Globe Wien hat sämtliche Events auf einen späteren Termin ab Mitte August 2020 verschoben. Klaus Eckel, Dieter Nuhr, Gery Seidl und viele weitere möchten ab dem Spätsommer dann wieder das Publikum in der Halle im Stadtteil St. Marx unterhalten. Inwieweit das zu diesem Zeitpunkt möglich sein wird, steht bis dato nicht fest.