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Museen dürfen aufsperren

Nach gleichen Bedingungen wie der Handel dürfen Museen ab nächster Woche öffnen. Für alle anderen Kulturbetriebe heißt es: warten bis 7. Jänner.

Mit Überraschung und Freude reagierten die Museen auf die Möglichkeit, ab nächster Woche aufsperren zu dürfen. "Wir sind wieder da! Ab 8. Dezember wieder für Sie geöffnet!", teilte das Leopold Museum schon mit, als die Pressekonferenz von Bundeskanzler, Vizekanzler, Gesundheits- und Innenminister noch am Laufen war.

"Ich bin freudigst überrascht", bestätigte Paul Frey, der Kaufmännische Leiter des Kunsthistorischen Museums, nachdem Bundeskanzler Sebastian Kurz die Erlaubnis zur Öffnung von Bibliotheken und Museen kundgetan hatte. Das Kunsthistorische Museum werde sofort am Montag vor allem große Ausstellungen öffnen - über Beethoven im Hauptgebäude und Azteken im Weltmuseum. Er stecke mitten in Telefonaten, um zu klären, wann welche Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückkönnten. "Was wir nicht gleich am Montag aufsperren können, wird ein paar Tage später folgen", sagt Paul Frey. Er freue sich über jeden Besucher, denn dass das Ausgestellte betrachtet werde, sei ja der Sinn eines Museums.

Kunst und Kultur seien "essenzieller Bestandteil des Lebens", erklärte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) in der Pressekonferenz. Auch wenn viele Bereich zumindest bis 7. Jänner geschlossen blieben, gingen wenigstens nächste Woche "Bibliotheken und Buchhandlungen" wieder auf, um Lesestoff zu bieten, der "wichtig für Geist, Herz und Hirn" sei. Und weil Kaufhäuser am Montag öffnen dürften, gelte dies mit gleichem Limit von zehn Quadratmetern pro Besucher auch für Museen, die Ort für "Bildung, Inspiration und Reflexion" seien, ebenso für Galerien.

Überall gilt als Bedingung: Besucher und Personal müssen Mund-Nasen-Schutz tragen, jedes gastronomische Angebot bleibt untersagt.

"Ich lade alle Menschen in Österreich ein, diese Kultureinrichtungen zu besuchen", teilte Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) per Presseaussendung mit. "Wir Menschen brauchen auch geistige und kulturelle Nahrung."

Warum ist die Öffnung der Museen möglich geworden? Was in den Verhandlungen war schwierig?

Ein Problem sei in der Covid-19-Verordnung die Gleichstellung von Museen - auch von Theatern, Konzerten und Kinos - mit allen Freizeiteinrichtungen, erläutert Wolfgang Muchitsch, Präsident des österreichischen Museumsbundes, im SN-Gespräch. "Natürlich soll ein Museumsbesuch auch unterhalten, und er kann auch lustig sein; doch sehen wir uns eher im Umfeld von Wissenschaft und Bildung." Ob die gemeinsame Aufzählung mit Bordellen, Indoor-Spielplätzen, Paintball-Anlagen, Wettbüros, Theatern, Konzerten und Kinos in der neuen Verordnung bleibe, wisse er nicht. "Jetzt gibt es die politische Einigung", nun werde dies in eine neue Verordnung gegossen.

Dass seit November in Deutschland im novellierten Infektionsschutzgesetz Kunst und Kultur ausdrücklich als Bildungseinrichtungen gälten - und nicht, wie bis dahin, als Freizeit- und Vergnügungsstätten -, sei für die Entscheidung in Österreich günstig gewesen, bestätigt Wolfgang Muchitsch. Das Wichtigste sei aber "das Arbeiten hinter den Kulissen" gewesen. Vor allem Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) "hat sich sehr bemüht, dass Museen und Bibliotheken mit dem Handel mitgehen können".

"Als Museen sind wir im Herzen gespalten", gesteht Wolfgang Muchitsch. Einerseits gebe es eine starke Solidarität als Kulturbranche, und Museen kooperierten auch viel mit anderen Veranstaltern. Andrerseits sei es richtig, den jetzigen "Sonderweg" gehen zu dürfen - also zu öffnen, während Theater, Kinos und Konzerthäuser geschlossen bleiben müssten. "Wichtig ist, den Menschen wenigstens ein Stück Kunst und Kultur bieten zu können."

Im Unterschied zu Konzerten und Bühnen hätten Museen keine langen Vorlaufzeiten und keinen Kartenvorverkauf. "Wir können von einem Tag zum anderen öffnen." Zudem hätten die meisten Museen große Flächen, "wir haben meist klimatisierte Räume mit Luftaustausch", und "wir können gut auf Abstände achten". Da vorerst Führungen oder sonstige Vermittlungsprogramme untersagt bleiben, sind nur Einzelbesucher oder mehrere Personen aus gemeinsamem Haushalt unterwegs. Das Personal an Kassen und bei Aufsicht sei angehalten, Besucher auf korrekten Mund-Nasen-Schutz und Abstandhalten hinzuweisen.


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