SN.AT / Leben

Diese Farben sagen Viren den Kampf an

"Essen Sie den Regenbogen, um gesund zu bleiben", sagt Diätologin Karin Spiesz. Wo es den zu kaufen gibt? Auf jedem Gemüsemarkt.

Gesundes Wintergemüse stärkt das Immunsystem.
Gesundes Wintergemüse stärkt das Immunsystem.

Kohlsprossen, Vogerlsalat, Lauch, Karotten, Kürbisse oder bunte Rüben bringen Farbe auf den Teller und stärken gerade im Herbst und Winter das Immunsystem. "Die Augen essen mit", sagt Karin Spiesz, leitende Diätologin im Landeskrankenhaus Salzburg, und freut sich über das, was die Bäuerinnen und Bauern nun an farbenfrohem Obst und Gemüse verkaufen. Die Farb-, Geruchs- und Geschmacksstoffe liefern als sekundäre Pflanzenstoffe vieles, was das Immunsystem braucht, um fit zu bleiben. Sie lobt die Karotinoide in Karotten, Monoterpene in Zitrusfrüchten, Kümmel oder Minze und hebt ihre guten Eigenschaften hervor. Und: "Je besser die Basisernährung ist, umso eher kann man sich Kekse und einen Punsch gönnen."

Abfuhr an Nahrungsergänzungsmitteln

Mit ihrer Überzeugung "Nichts ersetzt die wertvollen Inhaltsstoffe von dem, was hierzulande wächst" erteilt die Ernährungsexpertin Nahrungsergänzungsmitteln eine Abfuhr. Sie kritisiert, dass fettlösliche Vitamine immer wieder zu hoch dosiert seien, und mahnt zur Vorsicht: "Vitamin C kann in der Akutphase eines Infekts das Leiden vielleicht um einen Tag verkürzen, letztlich geht es aber um viel mehr als um ein Vitamin mit gutem Ruf."

Fermentieren erlebt Renaissance

Karin Spiesz würde jetzt und in den kommenden Monaten keine Tomaten kaufen; sie enthielten durch ihren Anbau im Glashaus nicht dieselben guten Inhaltsstoffe, als wenn sie unter der Sonne reiften. Was frisch von Bäumen, Sträuchern und vom Feld kommt, nimmt sie dagegen selbst gerne mit nach Hause. "Wintergemüse ist ideal, um es länger haltbar zu machen. Fermentiertes wie Sauerkraut oder selbst gemachtes Kimchi ist super." Das Fermentieren erlebe eine Renaissance als uraltes Konservierungsmittel, dessen Mikroben positive Auswirkungen auf die Darmbakterien haben. "Dort sitzen immunkompetente Zellen", erklärt sie. Eine Kollegin habe ihr gezeigt, was mit Salzwasser und Zeit alles möglich sei. Nicht nur Kraut und Chinakohl lassen sich fermentieren - auch Karotten, Zucchini, Kürbisse. "Die Zeit im Lockdown kann man nutzen, um Neues zu versuchen", rät sie. Wer es gerne knackig mag, dem empfiehlt die Diätologin Endiviensalat oder Chicorée. "Mit ihren Bitterstoffen helfen sie dem Körper. Empfehlenswert, saisonal und regional sind außerdem Zwiebeln, Knoblauch und Lauch. Sie wirken antibakteriell und helfen uns wiederum gegen Infekte."

Bild: SN/adelsberger
„Beeren und Tomaten würde ich aktuell nicht kaufen.“ Karin Spiesz, Diätologin

Allzu viel Unterstützung für das Immunsystem dürfe sich jemand, der nicht regelmäßig Obst und Gemüse isst, von ein paar gesunden Mahlzeiten nicht erwarten, sagt Spiesz. Freilich laute die Empfehlung, sich das ganze Jahr lang ausgewogen zu ernähren. Ansonsten sei es auf kurze Sicht nur erfolgreich, sich mit etwas frischem Grün gegen Husten und Schnupfen zu wehren. Außerdem seien Bewegung an der frischen Luft und ausreichend Schlaf ebenso wichtig, um sich wohlzufühlen und fit zu bleiben.

Regionalität statt Bio

Für regionale und saisonale Lebensmittel bricht die Leiterin der Ernährungsmedizinischen Beratung am Landeskrankenhaus gerne eine Lanze. "Beeren würde ich zu dieser Jahreszeit auch nicht kaufen. Bei Äpfeln und Birnen schaue ich genau, woher sie kommen. Es muss nicht immer Bio sein. Wichtiger ist, zu dem zu greifen, was kurze Wege hinter sich hat."

Trend zum Kochen bei jungen Leuten

Seit 38 Jahren arbeitet Karin Spiesz in der Ernährungsberatung. Derzeit bemerkt sie vor allem bei jungen Leuten einen starken Trend, sich mit dem Kochen zu beschäftigen. Das eigene Können auf Social-Media-Plattformen wie Instagram oder Facebook zu zeigen sei wohl ein Mitgrund, mutmaßt sie. Im ersten pandemiebedingten Lockdown sei Brotbacken "total in" gewesen. Nun sehe sie im Internet oft Kochanleitungen für knackiges Gemüse oder tolle Antipasti.