Eigentlich sei es keine neue Idee, sagt Johann Krois. Kaffee aus Lupinen herzustellen sei in Deutschland Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs eine gängige Variante gewesen. In Ostdeutschland sei die Lupine großflächig angebaut worden. "Als dann jedoch der Importkaffee leistbarer wurde, gerieten die Lupinen und der Lupinenkaffee in Vergessenheit", berichtet Krois weiter. "Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nur noch eine Handvoll Lupinenröstereien und auch die verschwanden mit der Zeit."
Viel Eiweiß und nussig-karamelliger Geschmack
Viele Jahrzehnte später flammt das Interesse an der in zahlreichen Farben blühenden Pflanze wieder auf. Immerhin stellen ihre Kerne durch den hohen Eiweißgehalt eine gesunde und umweltbewusste Alternative zu tierischen Produkten dar. Die Lupine sei in ihrem Nährstoffgehalt und in ihren Verwendungsmöglichkeiten vergleichbar mit Sojabohnen, erklärt Krois, trumpfe jedoch mit ihrem köstlichen Eigengeschmack auf. Sie verleihe Produkten eine nussig-karamellige Note. Trotz des geschmacklichen Vorteils gegenüber der Sojabohne friste die Süßlupine ein Dasein als Randkultur und werde auch in Österreich nur in geringen Mengen angebaut. Das hat einen einfachen Grund: "Die Süßlupine ist ertragsmäßig weniger leistungsfähig. Sie bietet zwei Tonnen Ertrag pro Hektar, die Sojabohne hingegen sechs."
Lupinen in Österreich: Ein erfolgreiches Experiment
Der Landwirt Johann Krois beschäftigte sich thematisch mit der Lupine - und wurde neugierig: Wächst die Pflanze auch auf seinen Feldern? "Die Lupine braucht einen eher trockenen, sandigen Boden, ein gut gelockertes Saatbeet", berichtet Krois. Mit den Schotterböden, die seine Felder, südlich angrenzend an den Stadtrand von Graz, aufweisen, hat der Steirer gute Karten. Die Lupine wächst und gedeiht hervorragend auf seinen Feldern. "Ich denke, ich war damals der Erste, der das in Österreich aufgegriffen hat. Erst später sind noch drei, vier weitere dazugekommen", erzählt Krois. Die Lupine weist einige Vorteile gegenüber anderen Erntepflanzen auf: Sie benötigt keinen mineralischen Dünger, stattdessen geht sie mit den sogenannten Knöllchenbakterien eine Symbiose ein. Die Pflanze bietet den Einzellern eine Heimat, im Gegenzug verwandeln sie Luftstickstoff in pflanzenverfügbaren Stickstoff. Als Tiefwurzler lockert die Lupine zudem die Böden auf, wodurch Wasser gespart werden kann. Drei bis vier Hektar Süßlupine baut Krois jedes Jahr an, wobei er nur alle vier bis fünf Jahre dieselbe Fläche mit der Leguminose besät. Dazwischen wechselt er auf den insgesamt 20 Hektar großen Ackerflächen mit dem Ölkürbis, Mais und Getreide ab.
Paradies für Bienen und andere Insekten
Im März werden die Lupinen ausgesät, Mitte Mai, Anfang Juni kann man sich dann an der schön anzusehenden Blüte der Pflanze erfreuen. Im Anschluss setzen die Früchte an, pro Rispe entwickelt die Lupine vier bis fünf Kerne, die Ende Juli erntebreit sind. "Dann stirbt die Pflanze ab, die Hülsen mit den Kernen klappen auf und sie lassen sich ernten." Nach der größten Sommerhitze lässt sich noch im selben Jahr wieder eine Gründecke anlegen. Eine Mischung aus mehreren blühenden Pflanzenarten sät Krois nun an. "Meist kommt es im Herbst zur nachfolgenden Blüte - eine Zeit, in der andere Felder brach liegen", berichtet Krois. Für Bienen und viele weitere Insekten sind die Lupinenfelder ein Fest: "Da surrt und schwirrt es immer richtig bei den Feldern. Und dass wir dann meist zwei Mal eine Blüte haben, ist natürlich ein toller und schmackhafter Jahresabschluss für die Insekten." Auch aus landwirtschaftlicher Sicht sei die dauerhafte Begrünung für den Humus und den Wassergehalt im Boden der Lupinenfelder ein großer Vorteil.
Ein besonderes Produkt, gewonnen aus der Lupine
Was aus den Lupinen herstellen? Grundsätzlich bietet die Pflanze die gleiche Vielfalt an Weiterverarbeitungsmöglichkeiten, wie es auch die Sojabohne tut. Inspiriert von dem einst deutschen Brauch entschließt sich Krois zu einem scheinbar kuriosen Produkt: Kaffee aus der Steiermark. Vom Lupinenkern bis zum Kaffee handle es sich grundsätzlich um dasselbe Verfahren wie auch bei der Kaffeebohne, sagt Krois. "Nach der Ernte werden die Kerne auf lagerfähige Trockenheit von acht bis zehn Prozent Feuchtigkeit getrocknet, anschließend der Größe nach sortiert, um ein gleichmäßiges Material zu bekommen."