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MINT: Berufsberatung vom Präsidenten

Was tun nach der Schule? Die MINTality-Stiftung startete ein Experiment und ließ junge Frauen Prominente um Rat fragen - mit überraschenden Ergebnissen.

MINTality fördert als Innovationsmotor gezielt Maßnahmen, die das technische und naturwissenschaftliche Interesse von Mädchen wecken.
MINTality fördert als Innovationsmotor gezielt Maßnahmen, die das technische und naturwissenschaftliche Interesse von Mädchen wecken.

Die Frage war bewusst einfach und konkret gehalten: "Ich habe gerade die Schule abgeschlossen und kann mich nun nicht entscheiden, welche Ausbildung ich machen soll." Mit diesen oder ähnlichen Worten setzten in den vergangenen Tagen insgesamt zwölf junge Frauen aus ganz Österreich Social-Media-Postings an eine Vielzahl heimischer und internationaler Persönlichkeiten ab. Und weiter: "Ich möchte in meiner Zukunft finanziell unabhängig sein und einen Beitrag für die Gesellschaft leisten - können Sie mir mit Ihrer Lebenserfahrung vielleicht einen Tipp geben?"

Empowerment junger Frauen in MINT-Berufen: Die MINTality-Stiftung

Hinter dem Experiment steckt die MINTality-Stiftung, eine Wiener Einrichtung, die Mädchen dabei hilft, ihre Potenziale dort zu entfalten, wo sie sich selbst, Österreich und der Welt besonders weiterhelfen: in MINT-Berufen, solchen also, die mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu tun haben. Stiftungsvorständin Therese Niss schildert: "Wir wollten mit dieser Art des Public Mentoring einerseits verstehen lernen, was Personen des öffentlichen Lebens, also deklarierte Meinungsbildnerinnen und -bildner, jungen Frauen raten. Gleichzeitig wollten wir mit dem Experiment das Thema ,zu wenige Frauen in MINT-Berufen' in das Blickfeld der Gefragten und deren Umfeld rücken."

Sechs Promis gaben fundierte Ratschläge

Das Ergebnis des Experiments überrascht gleich in zweifacher Hinsicht: Auf der einen Seite sei es für junge Frauen desillusionierend, dass sogenannte Personen des öffentlichen Interesses kaum Interesse an nicht öffentlichen Personen zeigen, so Niss. Von insgesamt 25 der in diversen Postings auf unterschiedlichen Plattformen markierten ausgewiesenen Promis reagierten nämlich gerade einmal sechs auf die Frage der jungen Frauen. Diese wiederum überraschten allesamt mit sehr fundierten, durchwegs hilfreichen und motivierenden Antworten.

Forderung nach Gleichberechtigung: Alexander Van der Bellen

Alexander Van der Bellen, Bundespräsident der Republik Österreich, etwa empfahl: "Fakt ist: Der technologische, digitale Wandel ist eines der größten Themen unserer Zeit. Wir wissen aber auch: Mädchen und Frauen sind in den sogenannten MINT-Berufen immer noch stark unterrepräsentiert. Das muss sich ändern, wenn wir einen chancengerechten Wandel vollziehen wollen. Es ist ganz entscheidend, dass auch Frauen in diesem Wandel eine gleichberechtigte Rolle spielen. Dass sie mitreden, mitdenken, mitgestalten. Unser Land braucht mehr Forscherinnen, Entwicklerinnen, Technikerinnen und Mathematikerinnen, die an innovativen Lösungen für die Zukunft arbeiten."

ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher ermutigt junge Talente

Auch Josef Aschbacher, Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), verwies auf die großen Berufschancen in MINT-Berufen: "Wir brauchen unbedingt junge Köpfe wie dich, die sich in den Naturwissenschaften engagieren. Es ist wichtig herauszufinden, was dich in dem Bereich besonders fasziniert, und dass du dich dort leidenschaftlich einsetzt. Sobald du diese Klarheit gefunden hast, arbeite entschlossen darauf hin, wo du eines Tages sein möchtest. Glaube an dich selbst!"

Vielfältige Wege zum Erfolg: Inspiration von Astronautin Carmen Possnig

Carmen Possnig, Astronautin der ESA, wiederum antwortete: "Es gibt viele Wege, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Dass du dich für vieles interessierst, ist super! Wichtig ist, glaube ich, ein Thema zu finden, das deine Leidenschaft weckt. Ich war als Jugendliche (und bin es heute auch noch) fasziniert von Naturwissenschaften, sehr neugierig und bereit für Herausforderungen. Ich habe mich für ein Medizinstudium entschieden, und hatte keine Ahnung, dass mich das irgendwann in die Forschung und auch den Sternen näherbringen würde!"

Weitere Ratschläge für die Berufsauswahl kamen von Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl, Frauenministerin Susanne Raab sowie Bildungsminister Martin Polaschek.

"Erfreulich: Alle Antworten haben MINT-Berufe in den Vordergrund gestellt."
Theresa Niss
Vorständin der MINTality-Stiftung


MINT in der Bevölkerung wenig verankert

Therese Niss von MINTality: "Jede Reaktion freut mich für die jeweilige junge Frau, die sich damit wahrgenommen und ernst genommen fühlt. Besonders aber freut mich, dass in allen Antworten ganz klar MINT-Berufe in den Vordergrund gestellt wurden."

MINTality fördert als Innovationsmotor gezielt Maßnahmen, die das technische und naturwissenschaftliche Interesse von Mädchen wecken. Gemeinsam mit anderen Akteuren und Initiativen nutzt die Stiftung Synergien, um das Selbstvertrauen von Mädchen zu stärken und eine nachhaltig positive Wirkung auf die Gesellschaft zu entfalten. Erst Anfang des Jahres hat die Stiftung mit einer Studie belegt, dass der Begriff "MINT" in der Bevölkerung - und gerade bei weiblichen Jobsuchenden - noch viel zu wenig verankert ist.