Sauberes Wasser, saubere Luft, ein gesunder Boden und das Klima sind laut Ingrid Eichberger jene Bereiche, um die es beim Naturschutz konkret geht. Im Gegensatz zum Umweltschutz, der alle Lebensbedingungen, die uns umgeben, betrifft - ob belebt oder unbelebt.
Bildung und Naturschutz: Warum Umweltbildung allein nicht reicht
Bildung ist ein wichtiger Aspekt, wenn es darum geht, die Natur zu schützen und die Umwelt für künftige Generationen zu bewahren. Doch: Umweltbildung allein reicht nicht.

"Der Faktor Bildung hat einen großen Stellenwert für den Naturschutz."
Wie wichtig ist Bildung, wenn es um die Bewahrung von "Mutter Natur" geht? Und welche Rolle nehmen hier Bildungsstätten ein? Eichberger, ihres Zeichens Projektmitarbeiterin beim Naturschutzbund Salzburg, gewährte den SN einen Einblick in ihre Gedankenwelt.
Welcher Stellenwert kommt dem Faktor Bildung zu, wenn es um Naturschutz geht? Ingrid Eichberger: Der Faktor Bildung hat einen großen Stellenwert für den Naturschutz. Der Begriff Naturschutz ist bei vielen negativ behaftet, weil er gerne mit der Verhinderung von Fortschritt und Wohlstand in Zusammenhang gebracht wird. Über die Hintergrundinformationen und die Beweggründe, die den Naturschutz betreffen, wird nur spärlich berichtet. Nur wenn alle Fakten bekannt sind, kann sich die Bevölkerung ein klares Bild der Lage machen.
Inwiefern braucht es emotionale Intelligenz, um die Natur wertzuschätzen und zu hegen? In früheren Zeiten war der Mensch gezwungen, aufmerksam die Natur zu beobachten, um überleben zu können. Dieser harte Überlebensdruck ist in unserer Zeit Gott sei Dank nicht mehr gegeben. Doch dadurch ist das Bedürfnis, sich mit den natürlichen Gegebenheiten auseinanderzusetzen, mit der Zeit immer weniger geworden.
Fest steht: Umweltbildung allein reicht nicht aus. Denn erst wenn man die Gesamtheit kennt - und dazu zählen auch die Bereiche der Naturwissenschaften, die sich mit der Biodiversität auseinandersetzen -, kann man die Folgen seines Handelns richtig verstehen. Und nur so können nachhaltige Lösungen gefunden und die viel plädierte Generationengerechtigkeit erfüllt werden. Somit kommt dem Faktor Bildung, sei es in der Schule oder in den Medien, eine wichtige Rolle zu, wenn es darum geht, wie wir uns in Zukunft weiterentwickeln werden.
Wo muss angesetzt werden, wenn es um die Bewusstseinsbildung für Natur- und Umweltschutz beim Menschen geht - in der ersten Bildungsstätte Kindergarten? Die Geschehnisse in unserer Natur und Umwelt sind komplex und manchmal schwierig zu verstehen. Da ist es natürlich von Vorteil, von klein auf Naturverständnis zu vermitteln und dann in der Schule vertiefend in die Materie zu gehen. Doch oftmals scheitert es schon am Fachwissen der Pädagogen. In Österreich ist die Umweltbildung seit 1979 als Unterrichtsprinzip im Schulwesen verankert. Es wäre aber auch wichtig, das Lehrpersonal mit einem guten Grundwissen in den Bereichen der Naturwissenschaften auszustatten, die sich mit der Ökologie, der Biodiversität und der Artenkenntnis auseinandersetzen. Nur so kann den Kindern ein Gesamtbild weitergegeben werden.
Welcher Part in Sachen Natur- und Umweltbildung kommt hier dem Elternhaus zu? Stichworte: Mülltrennung, Umgang in und mit der Natur. Kinder sind neugierig und wollen die Welt entdecken, kennenlernen und vor allem alles begreifen. Sich die Zeit zu nehmen und mit den Kindern gemeinsam das Kleine und Große in der Umgebung zu erkunden, stärkt nicht nur das Bewusstsein für Umwelt und Natur, sondern schafft auch schöne Erinnerungsmomente.
Kinder, die von den Eltern einen respektvollen und nachhaltigen Umgang mit ihrer Umwelt gelernt haben, verhalten sich als Erwachsene auch so. Sie sind für diese Themen viel offener und eher dazu bereit, dafür auch Engagement zu zeigen. Somit kommt den Eltern eine wichtige Rolle zu, weil sie den Grundstein legen - aber es ist vor allem die Bewusstseinsbildung in der Schule, die diese Werte festigt.
Wie kann das Interesse junger Menschen am Umweltschutz geweckt werden? Kinder und Jugendliche sind voller Energien und Ideen: Anstatt passiv Wissen zu konsumieren, wollen sie viel lieber aktiv werden, um so am Leben der Gesellschaft teilnehmen zu können. Aktive Projektarbeiten, die sich mit dem Thema Natur- oder Umweltschutz auseinandersetzen, sind ein guter Weg, ihr Interesse dafür zu wecken. Sie müssen sich anfangs erst Hintergrundinformation aneignen und sind gefordert, darauf aufbauend etwas zu schaffen.
Vor allem Jugendliche können viele nachhaltige Ergebnisse hervorbringen, wie es zahlreiche Umweltprojekte schon gezeigt haben. Naturschutzprojekte sind in den meisten Fällen hingegen auf Kindergarten- und Volksschulkinder reduziert. Hier gibt es noch viel Potenzial für Arbeiten mit Jugendlichen.