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Daniel Schinagl: Ein Ausnahmetalent am Schweißapparat

400 Stunden Schweiß und Disziplin: Der 22-jährige Daniel Schinagl aus Lengau ist Bronzegewinner bei den Berufseuropameisterschaften.

Der Palfinger-Schweißer Daniel Schinagl gewann bei den Euro-Skills Bronze: „Als mein Name aufgerufen wurde, war das Gänsehaut pur.“
Der Palfinger-Schweißer Daniel Schinagl gewann bei den Euro-Skills Bronze: „Als mein Name aufgerufen wurde, war das Gänsehaut pur.“

Daniel Schinagl ist mit seinen 22 Jahren nicht nur ein Meister der Schweißtechnik, sondern auch schon international operierender Qualitätsmanager beim Palfinger-Konzern. Der junge Mann hat die feine Hand und das Auge für die hochenergetische Arbeit, bei der Metall geschmolzen, verpresst und ein neues Stück geboren wird - und er bringt jene Eigenschaften mit, die Personalleute heute als "Attitude" bezeichnen: was schlicht bedeutet, morgens aufzustehen, im Alltag durchzuhalten, Durststrecken zu ertragen, Freude am Tun und ein Ziel zu haben und für eine Aufgabe zu brennen.

Daniel kommt aus einer Handwerkerfamilie in Lengau, der Vater ist Tischler, der Bruder Zimmerer. Ihn fesselte die Metalltechnik, nachdem er am Palfinger Campus geschnuppert hatte, wo das Unternehmen nahe der salzburgisch-oberösterreichischen Landesgrenze ein Aus- und Weiterbildungszentrum betreibt. 2021 schloss Daniel Schinagl die Lehre mit Matura ab, machte die Meisterprüfung. Inzwischen ist er als globaler Qualitätsmanager tätig, unterstützt Zulieferer bei der Fertigung von Komponenten und den Produktionsverfahren. Die letzte Dienstreise führte den 22-Jährigen zu einem Partnerunternehmen in die Türkei, das Bauteile für Palfinger herstellt.

Vollvisierhelm und Roboterhilfe

Moderne Schweißtechniken sind nicht mehr mit dem funkensprühenden Feuerschweißen früherer Zeiten vergleichbar. Statt der kugelrunden Schweißbrillen tragen die Facharbeiter heute Vollvisierhelme mit Luftzufuhr, die den ganzen Kopf schützen. Das Fügen, also Verbinden, von Metallteilen zu neuen Werkstoffen - das in Ägypten mit dem Verschweißen von Kupferrohren zu Wasserleitungen entstand - ist heute eine Schlüsseltechnologie industrieller Prozesse. "Es hat eine extreme Entwicklung in der Schweißtechnologie gegeben, allein was die Arbeit mit Robotern und Automatisierung betrifft", schildert Daniel Schinagl.

Der junge Schweißer nahm aufgrund seiner Fertigkeiten bald bei den AustrianSkills teil. "Wir haben ihn gefragt, Daniel, du mit deinem Ehrgeiz und deinem Talent, was hältst du davon, wenn wir uns diese Challenge geben?", erzählt Bernhard Eicher, Direktor für Ausbildung & Training für Auszubildende bei Palfinger. Schinagl stürzte sich ins Training - und wurde auf Anhieb österreichischer Staatsmeister. Dies war die automatische Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2022 in Cleveland, Amerika, wo der Österreicher den siebten Platz belegte.

Für die EuroSkills 2025, die unlängst in Dänemark stattgefunden haben, habe er "über 400 Stunden geübt und trainiert, und das großteils an Samstagen", schildert Schinagl. In Kopenhagen gewann der junge Schweißer die Bronzemedaille, die Sieger aus 600 Teilnehmern aus 32 Ländern lagen nur hauchdünn auseinander: Schinagl landete einen Punkt hinter dem Zweiten und drei Punkte hinter dem Ersten. "Als mein Name aufgerufen wurde, war das Gänsehaut pur. Ich war sprachlos, das kann man gar nicht beschreiben. Ich habe mich gefühlt wie ein Skifahrer, wo es um Hundertstelsekunden geht. Natürlich war es etwas bitter, wenn man so knapp hinter dem Ersten und Zweiten ist. Aber Bronze glänzt ähnlich wie Gold", meint der 22-Jährige. Er sei stolz, den Weltkonzern aus Bergheim und sein Land vertreten haben zu dürfen, er sei seinem Arbeitgeber, seinen Kollegen sowie seiner Familie für ihre Unterstützung dankbar. Sich mit Fachkräften zu messen, die aus ganz Europa oder der ganzen Welt kommen, sei spannend und motivierend gewesen. Jetzt will er wieder mehr Zeit mit seinem Hund verbringen.

Metalltechnik zieht Mädchen an

"Daniel ist als Jugendlicher zu uns gekommen und hat sich spontan für die Metalltechnik interessiert. Er hat aufgrund seiner Einstellung und seiner Persönlichkeit schon bald mit Leistung geglänzt", erzählt Ausbilder Bernhard Eicher. Mit der Ausbildung als Schweißer habe man vielfältige Möglichkeiten. "Die Schweißtechnik ist heute sehr umfangreich und komplex. Es sind viele Wege möglich, ob in der klassischen Produktion, als Vorarbeiter, Schweißwerkmeister oder in der Werkstoffprüfung, was mehr analytischen Charakter hat, oder im Qualitätsmanagement und bei Auditierungen, so wie Daniel das macht."

Aktuell lernen am Palfinger Campus in Lengau 134 Lehrlinge in 16 verschiedenen Berufen, darunter fast 20 Prozent Frauen. In technischen Lehrberufen machen die Mädchen bereits ein Viertel aus, so Eicher. In der Schweißtechnik gibt es 18 Jugendliche in Ausbildung, darunter ein Mädchen. Im Maschinenbau üben sich vier Mädchen im Schweißen. Neben der klassischen Lehre werden auch die Lehre mit Matura und die Duale Akademie angeboten. Mehr als 90 Prozent der Lehrlinge bleiben Palfinger treu und entwickeln sich im Unternehmen weiter - bis hin ins mittlere Management. Palfinger bildet an rund 25 Standorten weltweit Nachwuchskräfte aus. Die aktuelle Wirtschaftskrise spürt der Weltmarktführer für Kran- und Hebelösungen insofern, "als wir heuer weniger Lehrlinge aufgenommen haben, das war eine strategische Konzernentscheidung", so Eicher. "Wir haben aber immer noch mehr Bewerbungen, als wir an Ausbildungsplätzen zur Verfügung stellen können."