Die Porsche Holding Salzburg kann beim Nachwuchs heuer aus dem Vollen schöpfen. Rund 6200 Bewerbungen hat der Automobilkonzern für rund 200 ausgeschriebene Lehrstellen erhalten - ein neuer Rekordwert und um zehn Prozent mehr Interessierte für eine Lehrausbildung als im Vorjahr. Wobei rund ein Viertel der Bewerbungen in den technischen Berufen bereits von jungen Frauen stammt. Erlebt der Lehrberuf ein neues Hoch?
Attraktivität gestiegen: "Die Lehre eröffnet heute viele Möglichkeiten"
"Die Anforderungen sind sicher gestiegen, genauso aber auch das Interesse", sagt Porsche-HR-Sprecher Klaus Fetka. E-Mobilität sei für junge Leute spannend, die Ausbildung zum Hochvolttechniker attraktiv. Gleichzeitig kämen heute auf 60 Bewerbungen etwa zehn geeignete Lehreinsteiger, "früher waren es zehn aus 20", so Fetka. Schon länger fokussiert sich Porsche deshalb auf HTL-Schulabbrecher, etwa die Hälfte der Lehreinsteiger hat davor einen Teil einer höheren Schule absolviert. Rund zehn Prozent der insgesamt 680 Lehrlinge im Unternehmen machen parallel zur Ausbildung die Matura. "Die Lehre eröffnet heute viele Möglichkeiten, das ist bei den Jugendlichen angekommen."
Attraktiver wird die Lehre auch durch den Ausbildungsversuch vegetarische Kulinarik. "Kein anderer neuer Lehrberuf hat in der jüngeren Vergangenheit derart viel Aufmerksamkeit erzeugt", betont der Leiter der Abteilung für Bildungspolitik in der Wirtschaftskammer, Alfred Freundlinger, und spricht von einer Imageverbesserung der Lehre. "Es gibt heute medial fast ausgewogen gute und schlechte Geschichten, das war früher nicht so."
"Vegetarische Kulinarik" und "Klimagärtner" beliebt
Fünf Lehrlinge lassen sich in Wien derzeit zum Profi der fleischlosen Küche ausbilden, eine weitere Lehrstelle ist in Kärnten. 19 Betriebe haben bisher um eine Ausbildungsgenehmigung angesucht (darunter noch keiner aus Salzburg). Auch der neue Lehrberuf "Klimagärtner" scheint gut anzukommen. Jeden Tag kämen Anmeldungen herein, heißt es in der Gartenbauberufsschule in Wien, wo Ende Jänner die ersten Berufsschulklassen starten, mit mindestens 19 Teilnehmerinnen wird gerechnet. Echte Neuzugänge im österreichischen Bildungsregister sind auch die Ausbildungen zum Fernwärmetechniker und zur Faserverbundtechnikerin.
Zum Imagewandel kommt ein weiterer Punkt: Die Jugendlichen können sich mittlerweile eher aussuchen, wo sie neue Fähigkeiten lernen wollen und welche. Seit 2020 gibt es im Jahresdurchschnitt mehr Lehrstellen als Lehrstellensuchende - obwohl immer weniger Betriebe ausbilden. Beim AMS Salzburg waren mit Ende August 914 offene, sofort verfügbare Lehrstellen gemeldet, um 9,3 Prozent weniger als ein Jahr davor. Gleichzeitig waren nur 409 Lehrstellensuchende vorgemerkt. Gab es in der Babyboomer-Generation der 1970er-Jahre noch gut 180.000 Lehrlinge in Österreich und 2023 noch 120.000, waren es Ende 2024 nur mehr gut 106.000. Die Anzahl der Lehrlinge im ersten Ausbildungsjahr lag voriges Jahr bei etwa 32.000, ein Minus von 6,1 Prozent.
"Frauen in die Technik, das ist angekommen"
Im heurigen Jahr zeichne sich ein Rückgang von rund vier Prozent bei den Lehreinsteigern ab, fürchtet WKO-Bildungsexperte Freundlinger. "Das tut angesichts des Fachkräftemangels schon weh." Dabei entschieden sich 40 Prozent der 15-Jährigen für eine Lehre. Was den Bildungsexperten freut: Im weiblichen Drittel der Lehrlinge - zwei Drittel sind traditionell Burschen - hat sich die Anzahl der Technikerinnen in zehn Jahren verdoppelt. "Frauen in die Technik, das ist angekommen." Generell drängen mehr Jugendliche in die wachsende IT-Branche: In 20 Jahren ist die Zahl der Lehrlinge von 1600 auf knapp 7000 geklettert.
Gastronomie und Handel verlieren an Attraktivität
Die einst beliebten Lehrberufe in Gastronomie oder Handel verlieren dagegen an Attraktivität. Im Tourismus gab es voriges Jahr 7300 Lehrlinge, nur etwa halb so viele wie zehn Jahre davor. Bei Rewe (Billa, Bipa, Penny, Adeg) sind heuer noch mehrere Hundert Lehrstellen frei. Auch beim Handelsriesen Spar bleiben seit fünf, sechs Jahren etliche Lehrstellen leer, was für den Führungskräftenachwuchs des Unternehmens keine gute Entwicklung sei, sagt Sprecherin Nicole Berkmann. Im Vorjahr wurden 2200 Lehrlinge ausgebildet, möglich wären einige Hundert mehr. Auch heuer waren Ende Juli noch 370 Lehrstellen verfügbar, besonders in den Bundesländern gibt es Lücken. In Wien, wo Spar seine begehrte Spar-Akademie betreibt, trudeln dagegen 1000 Bewerbungen für 160 Plätze ein. Was hier helfe, sei auch der Zuzug, in vielen Herkunftsländern sei Lebensmittelhändler ein angesehener Beruf, so Berkmann.
Beim Telekombetreiber Magenta haben sich heuer 1200 Jugendliche beworben, mehr als je zuvor. 40 wurden genommen. Auch sie werden meist zum Einzelhandelskaufmann bzw. zur Einzelhandelskauffrau ausgebildet. Der Schwerpunkt Telekom zieht aber offenbar mehr als die Fleischtheke im Supermarkt.
Karriereforum der "Salzburger Nachrichten"
Praxisnah in die Arbeitswelt eintauchen. Am 25.9. findet im Cineplexx Salzburg Airport das Karriereforum Lehre der "Salzburger Nachrichten" statt .
