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Fachkräftemangel beginnt bereits in der Ausbildung

Der Trend zu höheren Bildungsabschlüssen führt dazu, dass immer weniger qualifizierte Fachkräfte nachrücken.

Neben der Tendenz zu höheren Bildungsabschlüssen führe auch fehlendes gesellschaftliches Ansehen der Lehre dazu, dass weiterhin immer weniger qualifizierte Fachkräfte auf den Arbeitsmarkt nachrücken. So lautet das Fazit des aktuellen Fachkräftereports von Hokify. Mit nur knapp 108.000 gemeldeten Lehrlingen im letzten Jahr sei die Anzahl der Nachwuchsfachkräfte in Österreich seit 2010 um 17 Prozent gefallen und damit auf einem historischen Tiefstand.

Duale Ausbildung trifft Herausforderungen

Die Lücke zwischen Fachkräften und offenen Stellen beginnt laut Fachkräftereport schon in der Ausbildung: Besonders Klein- und Mittelbetriebe stehen vor Herausforderungen, wenn es darum geht, Lehrstellen zu besetzen. Gleichzeitig müssen Hochschulen Studienanwärterinnen und -anwärter abweisen. Es stellt sich die Frage: Hat die duale Ausbildung wirklich ein Imageproblem oder liegt das rückläufige Interesse der Jugend an anderen Faktoren?

Lehre bietet vielfältige Karrieren

Während mit einem Studium breite Karrieremöglichkeiten, gutes Gehalt und eine vielseitige Ausbildung assoziiert werden, ist laut Umfrage oft unklar, welche Karriere- und Gehaltsmöglichkeiten eine Lehre bringt. Auch dass die Lehre eine fundierte, praxisorientierte Berufsausbildung bietet und dabei auch Soft Skills und Verantwortungsbewusstsein fördert, werde oft übersehen. "Die Lehre bildet in vielen Bereichen das Fundament einer erfolgreichen Karriere. Sie bereitet nicht auf das Berufsleben vor, sondern ist bereits ein wichtiger Bestandteil des Berufslebens, der aus jungen Menschen qualifizierte Fachkräfte mit sehr guten Berufsaussichten macht", sagt CEO Jutta Perfahl-Strilka. "Ist der Blick bereits auf das Studium fixiert, geht der Wert der Lehre jedoch leider oft unter. Dabei gibt es - aufgrund der in den letzten Jahren entstandenen Vielfältigkeit an berufsbegleitenden Ausbildungen - viele Möglichkeiten, auch mit einem Lehrabschluss im Laufe der Berufstätigkeit noch weitere Chancen zu nutzen."

Lehre bietet gute Jobchancen

Grundlegend hat die Lehre laut Fachkräftereport ein gutes Image: Beinahe die Hälfte der 1000 Befragten bewertet sie mit "Sehr gut", weitere 19 Prozent mit "Gut". Während 58 Prozent der Befragten mit Lehrabschluss die Jobsuche als leicht oder sehr leicht empfinden, kämpfen 18 Prozent der Hochschulabsolventinnen und -absolventen mit Schwierigkeiten bei der Jobsuche. Dies zeige deutlich: Die Lehre bietet gute Jobchancen, die zunehmend verkannt oder gesellschaftlich ignoriert werden. "Unsere Gesellschaft muss die Lehre stärker anerkennen und fördern, um den Fachkräftemangel nachhaltig zu bekämpfen. Es ist nicht zielführend, alle Berufsausbildungen, und damit langfristig auch den Arbeitsmarkt als Ganzes, ausschließlich zu akademisieren", meint Perfahl-Strilka. Des Rätsels Lösung seien gezielte Maßnahmen vonseiten der Unternehmen samt verstärkter Kommunikation, um die Lehre aufzuwerten. Zudem sollten Lehrberufe fair bezahlt und Lehrlingen in Unternehmen angemessene Wertschätzung entgegengebracht werden.