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"Generation Z - Wie ticken sie?"

"Gen Z" im Fokus: Chancen und Herausforderungen. Generationenkonflikte gab es schon immer - doch: Wie können Jung und Alt in Bildung und Beruf miteinander auskommen?

Wenn auch nicht immer Einigkeit herrscht: Wie können unterschiedliche Generationen bestmöglich zusammenarbeiten?
Wenn auch nicht immer Einigkeit herrscht: Wie können unterschiedliche Generationen bestmöglich zusammenarbeiten?

Generationenkonflikte gibt es seit jeher - womöglich schon seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte. "Kommunikation misslingt, Verständnis bleibt auf der Strecke, man zeigt einander innerlich den Vogel. Das ist kein neues Phänomen", schreiben Miriam Engelhardt, Nikola Engelhardt und Anja Trieschmann in "Generation Z - Wie ticken sie? Wie ticke ich?",
"die Klagen über die Verderbtheit der Jugendlichen gehen bis in die Zeit der Entstehung der ersten Schulen bei den Sumerern vor über 5000 Jahren zurück."

Heutzutage steht die sogenannte "Gen Z" (geboren ab dem Jahr 2000) mit den ihr zugeschriebenen Eigenheiten regelmäßig am Pranger. Es heißt immer wieder, junge Menschen um die 25 seien im Job anspruchsvoll, legten übermäßigen Wert auf Work-Life-Balance und sie gelten mitunter sogar als faul. "Angehörige der Generation Z tun aus anderen Gründen, was von ihnen erwartet wird: aus Überzeugung oder weil sie den Sinn dahinter sehen, weil es Spaß macht oder einer Person zuliebe. Für die gute Beziehung sind sie bereit, etwas zu tun. Das ist das Gegenteil von Gehorsam aus Angst", meinen die Autorinnen.


Das "Ideal eines schönen Lebens"

Neben den grundlegenden Kommunikationskonflikten, die zwischen Generationen oft auftreten, steht dieser Tage eines fest: "Die größte Herausforderung in der Erziehung und Begleitung von Jugendlichen ist heute diejenige, dass der traditionelle hierarchische Erziehungsstil bei der Generation Z nicht mehr funktioniert." Glücklicherweise, muss an dieser Stelle gesagt werden, hat in Erziehungsfragen in den (meisten) Bildungsinstitutionen und auch in den meisten Familien ein Umdenken stattgefunden. "Junge Menschen tun heute nicht mehr aus Angst, was Eltern, Lehrer oder Vorgesetzte von ihnen verlangen - was gerne mit Respekt übersetzt wurde", unterstreichen Engelhardt, Engelhardt und Trieschmann.

Gleichzeitig habe die Gen Z nicht die unhinterfragte Selbstverständlichkeit und Eigenverantwortung bezüglich Pflichterfüllung gelernt wie vorangegangene Generationen - Stichwort: Babyboomer. Das bekannte Sprichwort "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen" wurde "vom Ideal eines schönen Lebens verdrängt. Lebensqualität und Life-Work-Balance treten in Konkurrenz zu Pflichterfüllung und Anerkennung nur über Leistung." An diesem Punkt fragen sich ältere Generationen vielleicht: Wie kann die Generation Z noch gelenkt werden, wenn unhinterfragte Pflichterfüllung und Anerkennung über Leistung nicht mehr der Motor sind? "Lenken kann man die Angehörigen der Generation Z vielleicht tatsächlich nicht mehr, wohl aber noch begleiten und sich gemeinsam mit ihnen auf den Weg machen", sind sich die Autorinnen einig.

Fest steht: Angehörige der Gen Z möchten mitreden, mitgestalten, an der Zukunft mitarbeiten - sie wollen ernst genommen werden. "Gleichzeitig wünschen sie sich aber auch vertrauensvolle Unterstützung bei den Herausforderungen, die auf sie einstürmen, bei den großen genauso wie bei den alltäglichen."

Paradigmenwechsel und Konfliktfelder

Der Begriff "Autorität" hat für Zler eine völlig andere Bedeutung, ein Paradigmenwechsel hat stattgefunden. Bei Babyboomern und der Generation X war im Klassenzimmer beispielsweise eines klar: "Vorne steht der Feind." Für die Jungen von heute heißt Autorität "Gewicht und eine Stimme in meinem Leben - das haben Bezugspersonen. Also Menschen, die mich kennen und wohlwollend auf meiner Seite stehen, die gleichzeitig ihre Werte und Kompetenzen haben, dafür einstehen und dadurch für mich in gewissen Punkten Vorbild sind", schreibt das Autorinnen-Trio. Und weiter: "Solche Menschen können mir Orientierung geben und Sinn aufzeigen in dieser komplizierten Welt. Wenn ich darauf vertrauen kann, dass sie mich unterstützen, wo ich es brauche, und mir Dinge zutrauen, dann macht es Sinn, auf diese Menschen zu hören." Heißt: Autorität basiert für Gen Z in erster Linie auf Beziehung. Es gilt: "Beziehung ist Trumpf."

Zu den typischen Konfliktfeldern zwischen den Generationen in Bildung und Beruf gehören das Feedback und der oft unterschiedliche Zugang dazu. Die Zler wünschen sich "so regelmäßiges, so rechtzeitiges und so konstruktives Feedback, dass sie ihre Ziele erreichen können. Sie verstehen unter Feedback eine wohlwollende Begleitung oder ein Coaching und keine Rückmeldung, wenn es zu spät ist." Das heißt: Nicht erst nach einer Prüfung, die in die Hose gegangen ist. "Positives Feedback gibt die so wichtige Selbstsicherheit. Außerdem schafft es Vertrauen", schreiben Engelhardt, Engelhardt und Trieschmann.

Wenn es um den Umgang mit Fehlern geht, gilt: Generation Z ärgert sich genau wie andere über Fehler, "sie haben aber eine neue Wahrheit in der Welt der individualisierten Pädagogik gelernt". Und zwar: Fehler sind menschlich und kommen vor, da niemand perfekt ist. Die Autorinnen: "Gen Z wurde nicht mehr für Fehler geschlagen, lächerlich gemacht oder anderweitig hart sanktioniert wie noch Babyboomer und manche Xler. Nein, Gen Z ist in einer Fehlerkultur groß geworden." Fehler stehen demnach nicht mehr in engem Zusammenhang mit Strafen, sondern mit Lernen. "Darum verstehen Zler nicht, warum von ihnen Reue und Schuldbekenntnisse erwartet werden und wozu diese gut sein sollen."

Ein Koffer voller Methoden

In Sachen Verständnis von Leistung klaffen die Zugänge der verschiedenen Altersklassen oft weit auseinander. Bei Wörtern wie "gechillt" oder "entspannt" hinsichtlich Arbeit und Beruf stellen sich manch älteren Generationen die Haare auf. "Wir müssen hier Übersetzungsarbeit leisten. Die Gen Z ist genauso leistungsbereit wie die anderen Generationen", schreibt das Autorinnen-Trio: "Aber es gibt drei grundlegende Neuerungen."

Die Zler gehen erstens davon aus, dass die Arbeitsleistung innerhalb des Arbeitspensums erbracht wird, und die Freizeit einen hohen Stellenwert hat. "Die zweite große Veränderung, die mit der Gen Z auftritt, ist der Grundsatz, dass Arbeit Spaß machen sollte." Damit geht überdies eine tiefe Abneigung gegen hierarchische Führungsstile oder ein schlechtes Klima im Team einher. "Drittens möchte Gen Z möglichst genau die Leistungsanforderungen kennen", führen Engelhardt, Engelhardt und Trieschmann weiter aus.

Wie geht es jetzt weiter in der Zusammenarbeit mit der jüngsten Generation in Bildung und Job? Mit einem Methodenkoffer samt Werkzeugen und einer Art Sammlung von Rezepten. "Sie sind gegliedert nach ihrem vordringlichen Ziel beziehungsweise den Noten des Dreiklangs in G-Dur - gute Beziehung, geschickte Regeln, das große Ganze", vermitteln die Autorinnen.

Dazu gehört beispielsweise, dass man mit offenen Fragen Brücken bauen kann. Das gilt für Führungskräfte wie für Lehrpersonal. Ein weiteres Werkzeug ist ein regelmäßiges Monitoring mit Stimmungsthermometer. Und eine Null-Toleranz-Regel: "Dazu gehört, dass wir eine menschlich brillante Person, die fachlich mittel ist, wertschätzen und protegieren", erläutert das Autorinnen-Trio. Aufgabenlisten können des Weiteren helfen, wenn junge Mitarbeitende Aufgaben noch nicht sehen.

Zudem sollte am Sinn angesetzt und an das große Ganze erinnert werden. "In einem Workshop mit dem Team kann diskutiert werden, was Unternehmenswerte konkret für das Team und die Einzelnen bedeuten." Denn: "Werte wie Wertschätzung und Respekt sind große Worte und können gerade für die verschiedenen Generationen ganz andere Dinge bedeuten."


Buchtipp:Miriam Engelhardt, Nikola Engelhardt, Anja Trieschmann, "Generation Z. Wie ticken sie? Wie ticke ich? Beziehung ist Trumpf - Tipps zur Zusammenarbeit in Bildung und Beruf", 2025, hep-Verlag.