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Handtasche oder Investment? - Wie Frauen ihre Finanzen selbst regeln und erfolgreich investieren

Die Entscheidung zwischen Konsum und Kapitalanlage kann die Zukunft verändern - nicht nur die eigene. Business Angel Conny Hörl erklärt, wie Frauen ihre Finanzen in die eigene Hand nehmen.

Viele Frauen erkennen die Notwendigkeit, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen.
Viele Frauen erkennen die Notwendigkeit, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen.

Bequemlichkeit in Sachen Finanzen? "Die können wir Frauen uns nicht leisten", ist die Unternehmerin und Investorin Conny Hörl überzeugt. Viele Frauen überlassen größere Investments oder die Altersvorsorge ihrem Partner - oder lassen ihr Geld einfach auf dem Konto liegen. "Ich beobachte das häufig", sagt die Wahlsalzburgerin, die unternehmerisch vor allem im Fitness- und Gesundheitsbereich tätig ist. Auch Studien bestätigen: Frauen verfügen im Schnitt über weniger Finanzwissen als Männer und fühlen sich in Geldfragen deutlich unsicherer. Diese Zurückhaltung kann sich langfristig rächen, besonders in Kombination mit Teilzeitarbeit, längeren Auszeiten für Care-Arbeit und einem im Vergleich zu Männern geringeren Einkommen. Das Resultat: eine finanzielle Schieflage, die in die Altersarmut führen kann.

"Finanzielle Bildung ist keine Raketenwissenschaft"

Dabei hätten Frauen beste Voraussetzungen, um erfolgreich zu investieren: Laut dem Global Entrepreneurship Monitor gelten sie als besonders risikobewusst und nachhaltig orientiert. Zwei entscheidende Faktoren für kluge Investitionen. Vorausgesetzt, man geht den Schritt in die Eigenverantwortung. Die gute Nachricht: "Finanzielle Bildung ist keine Raketenwissenschaft", meint Hörl. Der Einstieg in die Investmentwelt sei heute einfacher denn je: "Es gibt genug Podcasts, Onlinekurse oder gute Bücher, die einen weiterbringen." Am wichtigsten sei die Bereitschaft, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen - und ins Tun zu kommen: "Der erste Schritt ist der, vor dem man am längsten überlegt. Dann fließt es. Selbst wenn die erste Erfahrung eine negative ist, ist sie immerhin eine Lernerfahrung."

Frauen bereichern Start-up Szene

Hörl weiß, wovon sie spricht: Gemeinsam mit ihrer Schwester Katja Ruhnke gründete sie 2019 CK Venture Capital. Seitdem sind die beiden als sogenannte Business Angels tätig, beteiligen sich also finanziell an jungen Unternehmen, die innovative Geschäftsideen entwickeln. Inzwischen haben die beiden rund 20 Start-ups im Portfolio. Firmen, die "die Welt ein bisschen besser machen wollen". Damit sind die Schwestern auch ein Stück weit in eine Männerdomäne vorgedrungen: "Die Start-up-Szene ist eine Bubble. Von außen betrachtet wirkt sie wie ein Boys Club. Sobald man einen Fuß in die Szene tut, wird man aber überraschend offen aufgenommen", beobachtet die Unternehmerin. Wer andocken will, könne das etwa über Veranstaltungen von Invest Austria, Startup Salzburg oder über Crowdinvesting-Plattformen tun, über die man schon kleinste Beträge anlegen könne.

"Man muss kein Finanzprofi sein, um ein Start-up zu unterstützen."
Conny Hörl
Unternehmerin und Business Angel

Als sie vor sechs Jahren anfingen, seien nur acht Prozent der Angels Frauen gewesen, erzählt Hörl. Während Männer sich oft noch vor dem ersten Investment ganz selbstverständlich als Business Angels präsentieren, zweifeln Frauen noch, wenn sie längst aktiv sind. "Da dürfen wir uns ruhig etwas Selbstbewusstsein abschauen", meint Hörl. Man müsse nämlich kein Finanzprofi oder Vorstand in einem DAX-Unternehmen sein, um ein junges Start-up zu unterstützen. Kontakte, Expertise und Lebenserfahrung zählen genauso. Ein künstlerischer Background wie jener ihrer Schwester - sie ist ausgebildete Musicaldarstellerin - kann ebenfalls Gold wert sein, nämlich dann, wenn es ums Pitchen geht.

Frauen treiben nachhaltige Investitionen voran

Auch beim Finanzierungsvolumen zeigt sich ein großes Ungleichgewicht: 87 Prozent des investierten Kapitals flossen laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zuletzt in Start-ups und Scale-ups, bei denen das Gründungsteam nur aus Männern besteht. Was Hörl antreibt, sich in dieser Männerwelt zu behaupten? Die Überzeugung, dass Frauen einen entscheidenden Beitrag leisten können - gerade weil sie nachhaltiger und risikobewusster denken: Laut einem McKinsey-Report wollen sie mit ihrem Kapital nicht nur Rendite erzielen, sondern auch gesellschaftlichen und ökologischen Mehrwert schaffen. "Viele der heutigen Probleme in Umwelt, Klima oder Medizin sind bereits gelöst - die Ideen liegen in der Schublade", weiß Hörl. "Was fehlt, ist Kapital - und Menschen, die es bereitstellen."

Start-up-Investments erfordern Risikoabschätzung

Dass Investments in Start-ups Rendite bringen können, aber auch hohe Risiken bergen, verschweigt die Unternehmerin nicht: "Du investierst in der Regel in eine Idee. Ein serienfertiges Produkt gibt es meist erst viel später", erklärt sie. Wie sie die Risiken dennoch vorab abschätzen könne? "Zum einen schaue ich mir das Team an: Steckt da ein Netzwerk, Expertise dahinter? Und dann die Idee: Ist ein Markt dafür da? Löst sie ein Problem? Ist sie umsetzbar?"

Investieren für bessere Zukunft

Klar ist für Hörl auch: Das Geld, das sie in Start-ups investiert, ist nicht zur Altersvorsorge gedacht. "Die ist Schritt eins im Finanzplan. Danach investiere ich vielleicht in Gold oder eine Immobilie. Im dritten Schritt frage ich mich: Was will ich bewirken? Kaufe ich eine Prada-Handtasche? Oder investiere ich die 5000 Euro lieber in eine bessere, zukunftsfittere Welt?"

Veranstaltungstipp
Success Soirée: Mehr Einblick, wie sie ihre finanzielle Zukunft selbstbewusst gestalten können, bekommen Frauen bei der dritten Ausgabe der Success Soirée. Die Netzwerkveranstaltung für Gründerinnen, Unternehmerinnen und Business-Frauen findet am 15. Mai 2025 im Club Balboa (Salzburg) statt. Keynote-Speakerin des Abends ist Conny Hörl.

Mehr Infos und Tickets: www.desenz.at/success-soiree