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Barfrau Johanna Luger: "Ich erzähle mit meinen Cocktails Geschichten"

Seit fünf Monaten darf sich Johanna Luger Barfrau des Jahres nennen. Die 25-Jährige liebt ihren Beruf in der Burdock Bar in Salzburg - und zeigt Abend für Abend, dass ein Drink manchmal nicht nur ein Drink ist.

Johanna Luger nennt sich selbst eine Nachteule und schätzt die Arbeitszeiten in der Burdock Bar sehr. Später will sie einmal ihre eigene Bar in Salzburg eröffnen.
Johanna Luger nennt sich selbst eine Nachteule und schätzt die Arbeitszeiten in der Burdock Bar sehr. Später will sie einmal ihre eigene Bar in Salzburg eröffnen.
Liebe zum Detail und ein Faible für südliches Design sind der Burdock Bar anzusehen.
Liebe zum Detail und ein Faible für südliches Design sind der Burdock Bar anzusehen.
Johanna Luger nennt sich selbst eine Nachteule und schätzt die Arbeitszeiten in der Burdock Bar sehr. Später will sie einmal ihre eigene Bar in Salzburg eröffnen.
Johanna Luger nennt sich selbst eine Nachteule und schätzt die Arbeitszeiten in der Burdock Bar sehr. Später will sie einmal ihre eigene Bar in Salzburg eröffnen.

Ein Schleierkraut ziert die Oberfläche des Getränks, direkt neben einer zarten Grapefruitscheibe. Die Menge an Flüssigkeit und Eiswürfeln scheint genau austariert. Das Glas wirkt auf eine kubistische und leicht verschnörkelte Weise elegant. Es ist eigentlich "nur" eine Limonade, die man sich zu Gemüte führt, und doch entsteht das Gefühl, eine Kostbarkeit in den Händen zu halten. Eingeschenkt und dekoriert hat sie Johanna - gerne auch Jojo, auf Englisch ausgesprochen - Luger. Für ihre Fähigkeiten als Barfrau wie auch ihren Umgang mit Gästen ist sie heuer von "Falstaff" mit einem gewichtigen Preis in der Branche ausgezeichnet worden: Barfrau des Jahres. Ein Preis, der sich für sie zu Anfang geradezu surreal angefühlt habe, erzählt die 25-Jährige. "Ich habe bei der Preisverleihung viel geweint, konnte es einfach nicht glauben. Es ist eine Riesenehre und Wertschätzung, ich habe mich so darüber gefreut."

"Komm, wir ziehen nach Salzburg und gehen arbeiten"

Dass sie der berufliche Weg einmal in eine Salzburger Bar führen würde, war nicht von vornherein vorgezeichnet. Eigentlich beabsichtigte die gebürtige Burgkirchnerin aus Braunau, die ihren Schulabschluss an der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe Braunau in der Fachausrichtung Gesundheit und Soziales absolvierte, Krankenpflegerin zu werden. "Dann habe ich mir das angeschaut und bin darauf gekommen, dass das vielleicht doch nicht ganz meins ist", erzählt sie. Ihr Sitznachbar und guter Freund sowie ihre Sitznachbarin aus der Schulzeit weihen sie in ihre Pläne mit ein, nach Salzburg zu ziehen, um dort eine WG zu gründen und ins Berufsleben hineinzustarten. Johanna Luger, damals 16, beschließt kurzerhand, mit ihnen zu kommen. Sie findet Arbeit in der gehobenen Gastronomie - in der Festspielzeit. Eine wahre Feuertaufe für die Jugendliche, die sie jedoch meistert und dabei Geschmack an der Branche findet.

Wirklich Feuer für die Gastronomie fängt Johanna Luger, als im Café, in dem sie zwei Jahre später arbeitet, die Barchefin kündigt und sie zum ersten Mal abends an der Bar arbeitet. Johanna Luger, die schon als Kind eine Nachteule war - "ich bin immer so zwischen 2 oder 3 Uhr in der Nacht aufgewacht und habe gespielt, bis ich mich wieder hingelegt habe" -, fühlt sich mit den neuen Arbeitszeiten pudelwohl. Wenn andere müde werden und ins Bett gehen möchten, fährt sie erst zu Hochtouren auf, mixt Cocktails, serviert und unterhält sich mit Gästen. Eine Gastgeberin zu sein bereitet ihr Freude. Auch zur Destillierung und Edelbrandherstellung hat sie durch ihren Großvater, der selbst Schnaps brannte, eine besondere Beziehung. Die frischgebackene Barfrau beschließt, die Lehrabschlussprüfung zur Restaurantfachfrau in der Tasche, aufs Ganze zu gehen und die Ausbildung zur Diplom-Barkeeperin am Wifi obendrauf zu setzen.

"Ich bin gerne kreativ und probiere Neues aus"

Seit anderthalb Jahren steht die Barfrau - "Barkeeperin ist gefühlt ein eher älterer Begriff, im deutschsprachigen Raum sprechen wir in der Branche jetzt eher von Bartender für einen Mann und Barfrau für eine Frau" - hinter dem Tresen der Burdock Bar im Salzburger Stadtteil Schallmoos. Bei der Gestaltung der Karte, die alle sechs Monate wechselt, ist sie maßgeblich beteiligt und auch sonst hat sie, die in ihrer Freizeit gerne zeichnet, schreibt und fotografiert, beim Mixen ihrer Drinks viele Ideen. "Mir macht es Spaß, immer wieder Neues auszuprobieren. Neulich standen Gäste bei der Bar, die mich gefragt haben, ob ich den Film ‚Die Ritter der Kokosnuss' kenne - ja, kannte ich - und, wenn ja, ob ich ihnen einen Drink machen könnte, der so ähnlich ist wie die ‚Golden Hand Grenade'. Solche Challenges nehme ich immer gerne an. Wenn ich jemanden besser kenne, gestalte ich gerne einen Drink, den ich auf dessen oder deren Persönlichkeit abstimme."

Der Titel Barfrau des Jahres ist nicht der erste Wettbewerb, den Johanna Luger für sich entscheiden konnte. Bereits 2019, kurz nach erfolgreichem Abschluss ihres Barfrauen-Diploms, erreichte sie den ersten Platz bei der Amaro Montenegro The Vero Bartender Competition in Italien, den dritten Platz beim Laphroaig-Contest 2020 und sie machte auch bei weiteren Wettkämpfen, bei denen es um das Mixen von Getränken geht, auf sich aufmerksam. "Bei diesen Competitions ist es immer das Ziel, neu zu denken und erfinderisch zu sein. Das macht mir total Spaß." Gerne zeichne sie so einen Drink, bevor sie ihn schließlich in ein passendes Glas fülle, erst einmal auf und denke sich eine Geschichte dazu aus. "Den ersten Preis bei der Amaro Montenegro Competition habe ich auch wegen des Storytellings gewonnen. Ich habe meinen Drink, mit dem ich angetreten bin, Elena getauft - nach der Prinzessin Elena von Montenegro, in die der Branntweinhersteller und Kräuterspezialist, der die Spirituose Amaro Montenegro erfunden hat, einer Geschichte nach sehr verliebt war. Die Prinzessin war eine tolle Frau, eine Ärztin, die während der Weltkriegsjahre in Lazaretten gearbeitet hat. Der Drink war ihr gewidmet, er war mit frischen Erdbeeren und Chili. Meine Mutter hat mir früher, wenn ich krank war, immer eine scharfe Suppe gemacht, und so habe ich diese Kindheitserinnerung als Assoziation von mütterlicher Fürsorge und Liebe miteingeflochten."

"Ich sammle Ideen für meinen großen Traum"

Das Team in der Burdock Bar ist mit Johanna Luger, Barchef Attila Szelhoffer und Kollege Roland Griljov aktuell ein kleines. Trotz der Freundschaft, die die drei miteinander verbindet, seien die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem gut gewahrt, berichtet Johanna Luger. Die Erfahrungen, die sie durch die flache Hierarchie sammelt, seien sehr wertvoll für ihre Zukunft. Für diese hat sie schon einen fixen Plan - einmal ihre eigene Bar in Salzburg zu eröffnen.