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Verwalterin der Festung Hohensalzburg: "Die Festung ist ein Kraftort für mich"

Vor einem Jahr trat Iris Hafner die Stelle als neue Verwalterin der Festung Hohensalzburg an. Was hat sich seitdem getan?

Der kleine Garten beim Hohen Stock ist der aktuelle Lieblingsplatz von Iris Hafner.
Der kleine Garten beim Hohen Stock ist der aktuelle Lieblingsplatz von Iris Hafner.
Ausblick vom Schlangengang auf die Stadt.
Ausblick vom Schlangengang auf die Stadt.

Frau Hafner, Sie sind seit einem Jahr Festungsverwalterin. Wie haben Sie dieses Jahr erlebt? Iris Hafner: Sehr spannend, sehr abwechslungsreich. Jeder Tag ist anders - ich habe viel dazugelernt und viele Menschen kennengelernt. Man muss flexibel sein und sich schnell an neue Situationen anpassen können. Aber genau das ist auch das Tolle an der Stelle und gefällt mir.

Wie sieht ein klassischer Arbeitstag im Leben als Festungsverwalterin aus? Trotz aller Flexibilität gibt es eine gewisse Routine. Wenn ich in der Früh komme, gehe ich erst mal den Weg ab. Ich fahre ja nicht mit der Bahn, dafür bin ich zu früh dran. Das heißt, beim Raufgehen sieht man schon, was sich am Weg tut. Gibt es etwas zum Ausbessern? Gibt es ein Hindernis? Was wäre sonst noch zu erledigen? Dann treffe ich meist auch schon die Kollegen - ich sage jetzt bewusst Kollegen, weil unsere Handwerker alle Männer sind - und gebe die ersten Infos weiter, was am Vormittag ansteht. Anschließend mache ich noch eine Runde über den Burghof, um zu schauen, ob es dort etwas zu tun gibt. Und dann geht es weiter mit den üblichen Tätigkeiten wie Mails checken, Telefonate erledigen und so weiter. Danach gibt es noch eine Dienstbesprechung mit den Handwerkern; schlussendlich kommt aber immer auch irgendetwas Unvorhergesehenes dazwischen (lacht). Irgendwann geht man abends wieder nach Hause - oder auch nicht. Gestern zum Beispiel war ich auch über Nacht hier, weil ich Journaldienst hatte.

Wie oft kommt das vor? Die Festung soll an 365 Tagen im Jahr und rund um die Uhr besetzt sein. Wir sind mehrere Personen, die sich beim Journaldienst abwechseln, da kann es sein, dass man ein, zwei oder drei Mal im Monat drankommt. Und wenn jemand krank ist, springe ich natürlich auch ein.

Warum soll die Festung täglich und rund um die Uhr besetzt sein? Es ist doch eine sehr exponierte Lage. Früher haben auch Feuerwehrmänner hier oben gewohnt, aber das hat sich inzwischen geändert. Gott sei Dank gibt es zwar mehr Täuschungs- als richtige Alarme, aber wenn wirklich etwas passiert, ist es gut, wenn jemand vor Ort ist, der sich auskennt. Jeder, der Journaldienst macht, kennt die Pläne der Festung und weiß, wo die Melder angebracht sind. Wir bereiten dann alles für die Feuerwehr vor und können sie gleich zur richtigen Stelle schicken, wenn sie raufkommt.

Welche Neuerungen oder Pläne für 2025 konnten Sie bereits umsetzen? Da hat sich schon einiges neu entwickelt. Natürlich spielt uns das Jahr 2025 auch sehr gut in die Karten, weil wir mit dem Bauernaufstand 1525 heuer ein 500-Jahr-Gedenken begehen. Dazu werden im Juni beispielsweise Sonderführungen stattfinden. Außerdem wird im Sommer das Theaterstück "Die Belagerung" von Peter Blaikner in Regie von Benjamin Blaikner aufgeführt - und zwar auf allen Burgen und Schlössern, aber auf der Festung natürlich am öftesten. Wir nehmen das Gedenkjahr auch zum Anlass, um die Schulklassen auf die Festung zu holen und ihnen die Thematik der Bauernaufstände näherzubringen.

Welche Rolle spielt die Festung im kulturellen Leben von Salzburg? Das ist ja das Spannende an der Festung, dass sie immer einen Bezug zur Kultur gehabt hat und nach wie vor hat. Die Sommerakademie zum Beispiel ist inzwischen regelrecht zu einer Institution auf der Festung geworden. Sie bringt ein buntes Publikum herauf und es ist toll zu sehen, wie die Studierenden am Burghof und in unseren Räumlichkeiten ihre Kunst kreieren. Während der Open-Studios-Tage wird diese dann für alle Interessierten zugänglich und sichtbar gemacht. Dann gibt es noch das Hödlmoser-Atelier - benannt nach Josef Hödlmoser, der jahrelang hier oben gearbeitet hat. Jeden Sommer finden hier Vernissagen oder Finissagen statt, veranstaltet vom Traklhaus. Auch heuer werden wieder einige Künstlerinnen und Künstler das Atelier zum Arbeiten oder als Ausstellungsort nutzen. Und seit letztem Jahr haben wir außerdem einen Lehmann-Stier auf der Festung. Ergeben hat sich das aus einer Kooperation mit dem Salzburg-Museum heraus. Auch Arno Lehmann hat früher hier oben gewirkt, teilweise sogar hier gewohnt.

Die Festung ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Österreichs. Wie balanciert man zwischen dem Erhalt des historischen Erbes und den Anforderungen, die der (Massen-)Tourismus mit sich bringt? Die Festung ist ein Ort, an dem sich ganz viele verschiedene Interessen treffen. Wir haben Touristinnen und Touristen, die rein wegen der Aussicht und des tollen Rundumblicks heraufkommen, und andere, die ein tiefes Vorwissen haben und dieses noch vertiefen wollen. Dazu kommen dann noch die erwähnten Schulklassen, die mit dem Besuch der Festung quasi beglückt werden, bei denen wir aber einem Bildungsauftrag nachkommen, nämlich Wissen zu vermitteln. Das heißt, wir haben viele unterschiedliche Zielgruppen hier oben. Und ja, die Besucher werden jedes Jahr mehr. Wir hatten letztes Jahr ca. 1,4 Millionen Besucher, im Sommer sind das täglich bis zu 7000 Leute, manchmal noch mehr. Ein wichtiger Aspekt bei einem so hohen Besucheraufkommen ist die Sicherheit. Deshalb machen wir auch regelmäßig Sicherheitsschulungen und haben intern gewisse festgelegte Abläufe für den Fall, dass etwas passiert. Darüber hinaus gibt es natürlich auch behördliche Regelungen, zum Beispiel für die maximale Personenanzahl in den Innenräumen, die nicht überschritten werden darf - das erleichtert natürlich einiges. Ein anderer Aspekt sind die Renovierungs- oder Restaurierungsarbeiten, die laufend auf der Festung stattfinden. Wir versuchen dabei natürlich, die Arbeiten so zu gestalten, dass immer nur Teilbereiche - aktuell etwa vom Fürstenzimmer - betroffen sind und die Besucherinnen und Besucher die Räumlichkeiten dennoch weiterhin betreten können. Das ist oft eine Gratwanderung, aber wir haben gute Handwerker, die viel Erfahrung mitbringen, und daher funktioniert es eigentlich ganz gut.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit auf der Festung? Wir beschäftigen uns schon seit einigen Jahren mit diesem Thema. Es gibt ja unterschiedliche Formen von Nachhaltigkeit - diese reichen von der Mitarbeiterzufriedenheit über die Verbesserung der Qualität der Führungen bis hin zum Einsparen von Papier. Wir haben zum Beispiel auch einen Trinkwasserbrunnen im Hof. Sobald es warm genug ist, wird das Wasser aufgedreht. Dann versehen wir die Orientierungspläne der Festung mit Piktogrammen, die den Besuchern anzeigen, wo sich der Trinkwasserbrunnen befindet. Übrigens gibt es kaum noch gedruckte Orientierungspläne, nur für jene Besucher, die kein mobiles Endgerät besitzen oder kein Handy mit Fotografierfunktion. Die letzten Pläne wurden vor mittlerweile gut zwei Jahren gedruckt.

Als Lieblingsort auf der Festung nannten Sie vor einem Jahr den Schlangengang. Ist das heute immer noch so? Mein Lieblingsort hier oben hat sich im Laufe des letzten Jahres tatsächlich geändert. Früher war es, wie Sie sagen, der Schlangengang - den finde ich immer noch super und sehr beeindruckend. Aber der Garten beim Hohen Stock, der ist auch etwas ganz Besonderes und aktuell mein liebster Rückzugsort. Er ist nicht öffentlich zugänglich, vielleicht liegt es daran. Man betritt ihn vom Haupthaus (Hoher Stock, Anm.) aus und findet sich plötzlich in einer grünen Oase wieder, die einem zudem eine ganz neue Perspektive auf die Festung eröffnet. Mit den Türmen im Hintergrund und dem offenen Blick nach unten ist man einerseits mittendrin, andererseits etwas abseits vom Geschehen, das ist richtig toll.

Gab es einen besonderen Moment, den Sie im letzten Jahr erlebt haben? In erster Linie sind es die vielen Begegnungen, die ich positiv aus dem letzten Jahr mitnehmen kann - vor allem mit meinen Kollegen und Kolleginnen, die mir ein gutes Vertrauen entgegengebracht haben und ich ihnen natürlich auch. Das war von Anfang an ein gutes Zusammenarbeiten. Außerdem ist die Festung ein Kraftort für mich und ich freue mich täglich, hierherkommen zu dürfen. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen.

Was ist Ihre langfristige Vision für die Festung? Ich wünsche mir, dass wir weiterhin für die unterschiedlichsten Zielgruppen etwas bieten können. Und dass wir diesen denkmalgeschützten Ort mit all seiner Geschichte für die Zukunft erhalten. Ein bisschen mehr Grün wäre auch schön, daran arbeiten wir.