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Jobeinstieg: Neuer Job, neues Glück

Start im neuen Job: Worauf es in den ersten Wochen ankommt.

Welche Fettnäpfchen lauern?
Welche Fettnäpfchen lauern?

Wolfgang Rehrl hat jahrzehntelange Erfahrung als Personalberater. Im SN-Interview gibt er allen, die gerade einen neuen Job in Aussicht haben, Tipps, wie sie in der Anfangszeit im Betrieb punkten.

Herr Rehrl, wie bereitet man sich auf den Start in einen neuen Job vor? Wolfgang Rehrl: Zwischen fixer Zusage und Einstieg sollte man Kontakt zum Unternehmen halten, mit der Personalabteilung den Dresscode klären, sich über Produkte und Dienstleistungen informieren. Von Interesse zeugt auch, wenn man sich bereits vorab mit den neuen Kolleginnen und Kollegen vernetzt, etwa über Xing oder LinkedIn. So erfährt man auch, worauf es im Unternehmen ankommt.

Tag eins im neuen Unternehmen: Wie findet man am besten in die Unternehmenskultur? Es ist ein Unterschied, ob man in einen Konzern kommt oder einen Familienbetrieb, in ein konservatives Unternehmen oder eine Werbeagentur. Einen Vorgeschmack auf die Kultur gibt bereits das Recruiting. Ideal, um das Unternehmen dann besser kennenzulernen, ist eine fixe Ansprechperson, ein Mentor, der neuen Beschäftigten zur Seite steht. Er erklärt, ob die Abteilung gemeinsam mittagessen geht oder jeder für sich, wie Rauchpausen gehandhabt werden, wen man duzt und wen siezt. Bei uns im Unternehmen laden wir Neue gerne zu einem After-Work-Getränk ein.

Was wird im ersten Monat von einer neuen Mitarbeiterin, einem neuen Mitarbeiter erwartet? Das kommt auf die Position und die Erfahrung an. Wichtig ist, sich einen Einblick zu verschaffen, intensiv mit den Kollegen in Austausch zu gehen, Fragen zu stellen, aber auch ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann Fragen zu viel und störend sind. Schwieriger zu definieren sind die Erwartungen bei neu geschaffenen Positionen. Gerade hier braucht es eine Schnittstelle zur Führungskraft, fixe Termine, Erfahrungsaustausch und Zielvereinbarungen.

"Neuen Kolleginnen und Kollegen rate ich, ihrer Tätigkeit mit Begeisterung und Leidenschaft nachzugehen. Sie sollen Neuem offen gegenüberstehen, aber auch die Möglichkeit nutzen, sich im Unternehmen durch den gelebten Handlungsfreiraum einzubringen. Mein wichtigster Tipp: Sei du selbst, liebe, was du tust, und glaube an dich!"
Alexander Berner
Liebherr Österreich
"Neben der fachlichen Einarbeitung ist es wichtig, sich mit der Unternehmenskultur vertraut zu machen. Wie ist der Umgang untereinander, wie sind die ungeschriebenen Spielregeln und Rituale, die es zu beachten gilt? Raiffeisen bietet dafür ein Buddy-System, also eine Mentorin, einen Mentor für Neue, um die Integration im Team zu fördern."
Markus Winkelmeier
Raiffeisenverband
"Wichtig sind Respekt, Höflichkeit und die Offenheit Unternehmen und neuen Kollegen gegenüber. Hilfreich ist, sich über den Dresscode zu informieren oder ob eine Sie- oder Du-Kultur besteht. Charmant ist ein Einstand als Dank für die Einschulung."
Andrea Auer
Hillebrand

Wie stellt man Kompetenz und Motivation unter Beweis? Sinnvoll ist es, am ersten Tag abzuklären, was die Erwartungen des Teams und des Unternehmens an den neuen Mitarbeiter sind, aber auch, was auf ihn in der ersten Woche, im ersten Monat zukommt. Wer Interesse an seinem Job hat, zeigt das auch, ist aktiv, fragt nach und beweist Hands-on-Mentalität.

Welche Fettnäpfchen gilt es zu vermeiden? Höflichkeit und Pünktlichkeit sind Grundvoraussetzungen. Fallstricke lauern, wenn ich mich unzureichend mit der Unternehmenskultur auseinandergesetzt habe, etwa in Jeans und Sweater den neuen Job in der Bank antrete oder unsensibel in der Ansprache bin und automatisch jeden duze. Gar nicht gut kommt es an, wenn ich permanent am privaten Handy hänge - das hat zumindest am ersten Tag am Schreibtisch nichts verloren.

Ein neuer Mitarbeiter stellt rasch fest, dass es im Unternehmen Verbesserungsbedarf gibt. Sollte er das ansprechen? Auffälligkeiten sollte man auf jeden Fall aufschreiben und analysieren, ob die Versprechungen, die im Recruiting gemacht wurden, mit der Realität im Arbeitsalltag übereinstimmen. Für mich ist offene, ehrliche Kommunikation das Wichtigste. Nur so können sich Arbeitgeber wie Arbeitnehmer weiterentwickeln. Erste Ansprechperson ist der Mentor oder der direkte Vorgesetzte.

Stichwort Fachkräftemangel: Auch Arbeitgeber dürfen sich beim Onboarding keine Fehler erlauben. Ihre Tipps dafür? Hilfreich ist ein Ablaufplan für den ersten Arbeitstag: Eine fixe Ansprechperson sollte den neuen Mitarbeiter empfangen, den Einschulungsplan durchgehen, Position, Aufgaben und Ziele erklären, ihn bei der Integration ins Team nicht sich selbst überlassen. Dazu braucht es Sensibilität und Achtsamkeit, denn je nach Persönlichkeit des Neuen ist dabei ein anderer Zugang nötig. Arbeitsplatz und Equipment inklusive Visitenkarten und Dienstwagen müssen vorbereitet sein. Verträge und rechtliche Dinge sollten ohnehin vorab geklärt worden sein. Nach 14 Tagen kann man gut abschätzen, ob es langfristig passt. Daher fragen wir als Personalberater dann auch nach, wie das Onboarding gelaufen ist, ob die Erwartungshaltung aus dem Recruiting erfüllt wurde.