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Kunst- und Kulturvermittlung für Kinder und Jugendliche:"Museum soll ein Ort für alle sein"

Welche Rolle spielt der Besuch von Museen im Kindesalter - und darüber hinaus?

Ein Ausflug ins Museum kann schon im Kindesalter bedeutend für die Entwicklung der Persönlichkeit sein.
Ein Ausflug ins Museum kann schon im Kindesalter bedeutend für die Entwicklung der Persönlichkeit sein.

Ein Ausflug ins Museum ist nachweislich gut für die Psyche beziehungsweise für die Persönlichkeit des Menschen, heißt es in einer der jüngsten Studien der Universität Wien. Die Auseinandersetzung mit Kunst soll einen dazu bringen, sozialer und offener zu denken. Ein Besuch im Museum bildet und kann Spaß machen - das gilt insbesondere auch für Kinder und Jugendliche, wie Victoria Fahrengruber, Leiterin der Kunstvermittlung im Museum der Moderne (MdM) Salzburg, erläutert.

Victoria Fahrengruber
Victoria Fahrengruber

Welchen Stellenwert nimmt Kunstvermittlung an Kinder und Jugendliche im MdM ein? Victoria Fahrengruber: Kinder und Jugendliche machen die Hälfte aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Vermittlungsformaten aus. Einerseits kommen sie zu Workshops im Rahmen des Schulunterrichts oder mit der Kindergartengruppe, andererseits erfreuen sich auch unsere Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, wie etwa das Miniatelier für Kinder von drei bis fünf Jahren oder das "Atelier 6+", großer Beliebtheit. Für Jugendliche bieten wir seit dem Frühjahr den "Crashkurs Kunst" an. In diesem Format werden an sieben Terminen unterschiedliche Ausstellungen besucht und verschiedene künstlerische Techniken und Zugänge zu moderner und zeitgenössischer Kunst ausprobiert.

Hat es Sinn, in Sachen Kunstvermittlung bereits bei Dreijährigen anzusetzen? Wir sind absolut davon überzeugt, dass das sinnvoll ist. Und ich denke, die große Nachfrage nach unserem Angebot "Miniatelier" für die ganz Jungen gibt uns da auch Recht.

Schön ist dabei zu sehen, dass unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an Workshops für ältere Kinder oder Jugendliche immer wieder welche dabei sind, die vor zehn Jahren schon regelmäßig das Miniatelier besucht haben.

Das heißt, die Freude an Kunst sollte am besten so früh wie möglich geweckt werden? Ich bin keine große Verfechterin des Ansatzes "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" - man kann auch noch mit 50 die Freude am Museumsbesuch entdecken. Es ist allerdings ebenso schön, wenn Museumsbesuche etwas sind, das man schon in der ersten Lebenshälfte in die Freizeitgestaltung integrieren kann. Einfach deshalb, weil man diese Möglichkeit bereits als Kind kennengelernt hat und unterschiedliche Erfahrungen sammeln konnte.

Bei unseren Formaten für Kinder geht es ja nicht zuletzt darum, das Museum als Ort kennenzulernen, an den alle kommen können - egal ob sie drei oder 73 Jahre alt sind.

Welche Rolle kommt Museen als Bildungseinrichtung zu? Museen sind enorm wichtige Orte der Bildung. Lehrerinnen und Lehrer kommen mit ihren Klassen, Lehrende an Universitäten mit ihren Seminargruppen, um Lerninhalte zu vertiefen oder zu ergänzen und Wissen zu erweitern. In unserem Vermittlungsprogramm starten wir beim frühkindlichen Lernen und in den Angeboten für Erwachsene geht es weiter mit dem Ansatz des lebenslangen Lernens.

Ein Lernen also, das fernab des Lehrbuchs stattfindet? Museen sind Orte, an denen Wissen aufbereitet und vermittelt wird - durch Texte in Ausstellungsheften oder an der Wand, durch Gespräche, Diskussionen, Führungen.

Aber eben auch durch die Möglichkeit, künstlerische Techniken auszuprobieren: Gemalt und gezeichnet wird nicht nur in unseren Programmen für Kinder, auch für Erwachsene bieten wir regelmäßig Workshops an - mit dem Ziel, durch das eigene Ausprobieren und Experimentieren Zugang zu den Kunstwerken und Ausstellungsinhalten zu bekommen.

Zusätzlich zu den Ausstellungsinhalten und dem Vermittlungsprogramm bietet das MdM mit der Museumsbibliothek und dem Generali-Foundation-Studienzentrum am Standort Rupertinum die Möglichkeit zu recherchieren, sich weiterführend zu informieren und Wissen zu vertiefen.

Von Klimt, Schiele und den "kleinen Fratzen"

Kunst- und Kulturvermittlungsprogramme für Kinder stehen österreichweit in vielen Museen auf dem Programm - ein Blick auf Wien.

Den Spuren von Gustav Klimt, Egon Schiele und Co., samt "spannenden Geschichten" zu weiteren Künstlerinnen, Künstlern und ihren Werken, folgt man im Leopold Museum in Wien. Für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren heißt es dort bis einschließlich Oktober: "Wir malen, zeichnen, kneten, formen, reißen, schneiden, drucken und kleben. Spielend setzen wir gemeinsam kleine und große Ideen in eigene Kunstwerke um und experimentieren mit verschiedensten Materialien, Farben und Formen." Die Kinder sollen sich dabei von den ausgestellten Meisterwerken und ihren Urhebern inspirieren lassen.

So zum Beispiel unter dem Motto "Ab ins Blaue" zur Dauerpräsentation "Wien 1900. Aufbruch in die Moderne". Dabei gilt es im August, sich rund um das Thema "Abkühlung" ein passendes Bild auszusuchen und sich mit "kühlen" Farben zu beschäftigen. Jeden Samstag und Sonntag von 15 bis 16.30 Uhr, in den Sommerferien zudem donnerstags von 10.30 bis 12 Uhr.

Im September steht die Monotypie im Fokus des "Leo Kinder Ateliers", gefolgt von der Papierwelt im Oktober. "Alles Papier!" ist hier angesagt, das heißt: "Papier falten, reißen, bemalen oder bekleben? Wir holen uns Inspiration für unsere eigenen Motive bei den Bildern des Leopold-Museums, um anschließend ein buntes Papier-Klebe-Bild im Atelier zu gestalten", heißt es seitens des Museums: "Wie wäre es mit Fischen in Klimts Seebildern, Vögeln über Schieles Häusern oder einer abstrakten Collage?". Jeweils samstags und sonntags von 15 bis 16:30 Uhr. Anmeldung wird empfohlen: www.leopoldmuseum.org/leo

Schatzsuche "für die kleinen Fratzen"

Auch im Freud-Museum dürfen sich die jüngeren Besucher über ein eigens auf sie abgestimmtes Programm freuen. In der berühmt-berüchtigten Berggasse 19, in der der Psychoanalytiker Sigmund Freud gut 50 Jahre gelebt und gearbeitet hat, befindet sich das gleichnamige Museum, das sich mit dem Leben und Werk des Arztes befasst. Hier widmet man sich der Erinnerung und dem musealen Bildungsauftrag.

Das Kindervermittlungsprogramm "Freud für die ‚kleinen Fratzen'" (wie dieser seine Kinder liebevoll nannte) richtet sich an Fünf- bis Zwölfjährige, um ihnen das Schaffen von Sigmund Freud und seiner Tochter, der Kinderpsychologin Anna Freud, näherzubringen. "Mit dem Angebot werden Kernthemen der Psychoanalyse, wie Träumen und Wünschen, Fantasie und Angst, für Kinder spielerisch erklärt", heißt es von Seiten des Wiener Freud-Museums. Ein Plan, in dem Hörstationen mit kindgerechten Gedichten eingezeichnet sind, soll die jungen Besuchenden wie bei einer Schatzsuche durch das Haus leiten. www.freud-museum.at