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Starke Mädchen: Tipps zur Förderung von Resilienz und Selbstbewusstsein

"Mädchen zu stärken bedeutet, ihnen Freiheit zu schenken." Zu seiner Persönlichkeit stehen, selbstbewusst sein, sich trauen, Grenzen zu setzen. In ihrem Buch "Mädchen stärken" gibt Annette Oschmann Tipps, wie dies schon früh gelingen kann.

Wie entlässt man Mädchen mit Selbstliebe, Resilienz, Durchsetzungsvermögen und Eigenverantwortung ins Leben?
Wie entlässt man Mädchen mit Selbstliebe, Resilienz, Durchsetzungsvermögen und Eigenverantwortung ins Leben?

Es ist klar, wofür Mädchen gestärkt werden sollten: für Resilienz und Selbstbewusstsein, Selbstakzeptanz und Selbstsicherheit, Selbstliebe und Selbstwertgefühl, Eigenverantwortung, die Fähigkeit, Grenzen zu setzen, Durchsetzungsfähigkeit und Zuversicht", ist Annette Oschmann überzeugt. Die Coachin und Mediatorin begleitet Menschen, die in Lebenskrisen zu ihr kommen. Allen voran sind das Frauen. "Diese (zu) stärkenden Eigenschaften sind es, die im Coaching erwachsener Frauen eine Hauptrolle spielen, sowohl in Trennungssituationen als auch bei allen anderen Lebensthemen."

Für Oschmann steht fest: Man müsste viel früher anfangen, Mädchen zu stärken und selbstbewusst auf ihren Lebensweg zu schicken - nicht erst im Erwachsenenalter, wenn eine Lebenskrise quasi dazu zwingt, genauer auf das zugrunde liegende Problem zu schauen.

Oschmanns Anspruch ist es, weibliche Unsicherheit bei der Wurzel zu packen. "Denn Erziehung, Glaubenssätze und fremde Meinungen, wie ,Frau' sein sollte, bilden den Nährboden für die kommende Generation von Mädchen. Sie an dieser Stelle zu stärken bedeutet also, ihnen Freiheit zu schenken."

Tipps wie man Mädchen stärkt und selbstbewusst ins Leben schickt

In ihrem Buch "Mädchen stärken" gibt die Coachin Tipps, wie dies gelingen kann. Dazu gehören unter anderem elf "Quellen", die helfen sollen, dass sich Töchter beim Heranwachsen gesehen, angenommen, respektiert und gestützt fühlen. Ein Auszug.

1. Selbstbild entwickeln

Hierbei handelt es sich um die Wahrnehmung, die ein Mensch von sich selbst hat, diese umfasst alle Aspekte einer Person - innerliche wie äußerliche. "Wenn alle diese Bereiche im Einklang mit der eigenen Individualität erkannt, erfahren und akzeptiert werden, sind wir entspannt in Balance", erläutert Oschmann: "Das hilft, den weitverbreiteten, inneren Kritiker' in Schach zu halten, und ist ein wirksamer Schutzschild gegen Verunsicherungen oder gar Anfeindungen von außen."

In der Realität ist ein schwach ausgeprägtes Selbstbild leider oft weitverbreitet und "ein weiteres weibliches Dauerthema". Mit ihren Erwartungen, Bewertungen, Urteilen und Abwertungen übernehmen dann andere Personen leicht das Ruder im Leben der Mädchen und Frauen. Das ist "die kleine Stimme im Kopf vieler Frauen, die ihnen versucht einzuflüstern, wie sie sein und handeln sollen. Leider gehören zu den Einflüsterern auch die Eltern mit ihren ausgesprochenen und unausgesprochenen Erwartungen an ihre Tochter", so die Coachin. Ihr Tipp an die Eltern: "Ihre Hauptaufgabe bei der Entwicklung eines guten Selbstbildes Ihrer Tochter lautet überspitzt: Halten Sie sich raus! Damit tun Sie ihr den größten Gefallen." Das gilt für viele Bereiche: "Halten Sie sich raus bei den Farben ihrer Kleidung, ihrer Haare und Fingernägel, bei ihrem Schmuck, ihren Taschen und Gürteln - all das sind oft kurzzeitige Gefährten auf dem Weg zu einem stabilen Selbstbild", sagt Oschmann. Bei kleineren Konflikten gilt: "Vertrauen Sie Ihrer Tochter, vieles wird sie selbst lösen und gerade daran wachsen. Selbstwirksamkeit auch in Konfliktsituationen zu erleben ist ein großes Geschenk und enormer Booster für das Selbstbild." Raushalten gilt natürlich nicht, wenn Kinder eine Situation offensichtlich nicht selbst lösen können oder die Gefahr besteht, dass sie physisch oder psychisch in Mitleidenschaft gezogen werden.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, was die Eltern zu Mädchen und über sie sagen. "Egal, ob tatsächlich ausgesprochen oder durch Mimik oder Gestik vermittelt: Meinungen, Erwartungen und Vorstellungen insbesondere der Eltern werden schnell zu inneren Prägungen." Vor allem die negativen Prägungen sind schließlich im Erwachsenenalter Thema, die in Coachings oder Psychotherapien behandelt werden.

2. Persönlichkeit zeigen

Allem voran, wenn es darum geht, dass Mädchen ihre Persönlichkeit zeigen können und wollen, steht: "Bringen Sie Ihrer Tochter bedingungslose Akzeptanz entgegen: So wie sie ist, ist sie genau richtig, sowohl innerlich als auch äußerlich, mit allen Eigenschaften, die sie mitbringt", rät Oschmann. Wichtigster Zugang: "Glauben Sie an Ihre Tochter."

Kinder sollen die Möglichkeit haben, sich auszuprobieren - die Aufgabe der Erziehungsberechtigten ist es, dafür Raum zu schaffen. Das heißt nicht, alles gut zu finden, was die Tochter macht. "Sie dürfen Dinge anders sehen, Sie dürfen das auch sagen. Aber es muss klar sein, dass Sie auch dann Ihr Mädchen in seiner Persönlichkeit ernst nehmen und bedingungslos akzeptieren", sagt die Coachin. Auch Dauerloben ist hier nicht angesagt - dadurch geht das Gespür für die Realität verloren. Allerdings: "Vom Dauerloben zu unterscheiden ist die Wertschätzung, die Sie ihr uneingeschränkt immer entgegenbringen sollten. Respekt vor der Persönlichkeit, die Ihre Tochter ist." So lernen Mädchen, sich vom "Gefallenwollen" loszusagen und ihre Persönlichkeit auch tatsächlich zu entfalten.

3. Kommunikation üben

Sich unbeschwert miteinander zu unterhalten fällt den wenigsten Mädchen beziehungsweise Frauen schwer. "Manche Frauen tun sich mit Kommunikation schwer(er), wenn sie mit Männern oder in Hierarchien mit ,höherrangigen' Menschen sprechen", erläutert Oschmann.

Ihre Tipps? Immer wieder Gespräche mit der Tochter führen, sie zum Sprechen animieren. "Erkundigen Sie sich ausdrücklich nach der Meinung Ihrer Tochter zu bestimmten Themen, Menschen, Ereignissen", führt die Coachin aus: "Animieren Sie Ihre Tochter zum Weiterreden, indem Sie sie durch wirklich zugewandtes Zuhören bestärken." Fragen mit "Warum?" sollten jedoch möglichst vermieden werden, weil es sich um Ausforschungsfragen handelt, die oft Rechtfertigungsversuche nach sich ziehen. Außerdem gilt es, den Wortschatz der Mädchen von klein auf zu fördern: Geschichten vorlesen, Hörspiele laufen lassen, gemeinsam singen.

Wie in allen anderen Bereichen ist auch hier die Vorbildwirkung wichtig: "Reden Sie, wenn Ihre Tochter dabei ist, kommunizieren Sie, mit Freunden und Bekannten, im Supermarkt, beim Sport, Wichtiges oder Small Talk", so Oschmann. Inklusive echten Interesses an den Gesprächspartnern - allen voran im Gespräch mit der eigenen Tochter.

Buchtipp: Annette Oschmann, "Mädchen stärken. Stärken fördern, Selbstwert erhöhen und liebevoll durch Krisen begleiten. Wie wir unseren Töchtern alles mitgeben, was sie brauchen", 2024, Goldegg-Verlag.