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Netzwerken: Frauen auf die Bühnen!

Ohne Netzwerken kein Weiterkommen im Business. Das steht für Carolin Anne Schiebel fest. Weil gerade Frauen dabei Aufholbedarf haben, setzt sie auf Sichtbarkeit.

Carolin Anne Schiebels Mission: Sie möchte mit ihrem „Let’s get visible“-Festival Frauen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen.
Carolin Anne Schiebels Mission: Sie möchte mit ihrem „Let’s get visible“-Festival Frauen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen.

Bühne, Licht, Mikrofon: Wenn Carolin Anne Schiebel zum Zusammenkommen ruft, strömen Unternehmerinnen aus Oberösterreich und Umgebung nach Linz. Sie wollen wissen, wie sie in ihrem Business sichtbarer werden können. Online ebenso wie offline. Bei Schiebels "Let's get visible"-Festival gibt es dazu genug Möglichkeiten. Vergangenen Herbst in der Tabakfabrik, kommenden Herbst im Brucknerhaus (22. November). Das Publikum ist gemischt mit einer Tendenz zu unter 40-jährigen Frauen. Die meisten kommen im knallbunten Blazer. Viele haben ihre Visitenkarten griffbereit. Einige rollen Kinderwagen oder haben Tragetuch samt Nachwuchs umgebunden.

Netzwerken geht alle Frauen an, die vorwärtskommen wollen.

Privat und beruflich sowieso. Das ist eine Kernbotschaft des Events. "Ohne Kontakte kommst du nirgends hin. Ohne mein eigenes großartiges Netzwerk würde auch mir kaum die Hälfte gelingen", sagt Festival-Gründerin Carolin Anne Schiebel. Die Unternehmensberaterin, Trainerin, Podcasterin und Speakerin setzt in all ihren Botschaften auf Sichtbarkeit, wohl wissend, dass Frauen mit allen Facetten ihrem Ruf folgen. Super-Extrovertierte sind ebenso dabei wie Zurückhaltende. "Netzwerken fällt dann leicht, wenn wir uns in Kreise begeben, in denen wir uns wohlfühlen", sagt die Wahllinzerin.

Doch wie geht Sichtbarkeit für Unternehmerinnen?

"Sie muss nicht immer damit zu tun haben, die eigene Gestalt zu zeigen. Frauen können hörbar sein mit ihren Stimmen. Oder lesbar mit Postings und Artikeln." Schiebel weiß aus Erfahrung, dass Frauen Männern nur allzu oft die Bühnen überlassen. Falsche Bescheidenheit? "Leider. Denn wir alle haben gute Themen, die wir nach außen bringen wollen. Sei es um anderen zu helfen oder um uns selbst zu vermarkten." Wenn Frauen und Männer ihre Ziele komplett gleichberechtigt verfolgten, würde die Gesellschaft in Summe wachsen, ist sie überzeugt.

"Sich vorne hinzustellen mit einer gesunden Selbstverständlichkeit trotz allem, was gesellschaftspolitisch mitschwingt - das ist für Frauen unendlich wichtig." Das sagt "Let's get visible"-Speakerin Claudia Novak. Die Juristin und Autorin arbeitet stark in Richtung Sichtbarkeit und ermutigt Frauen, sich ihren Platz auf der Bühne zuzutrauen. "Dabei geht es nicht um Omnipräsenz. Ich selbst bin auch nicht dauernd sichtbar. Viele meiner Hobbys sind unsichtbar. Sichtbarkeit soll keinen Hochleistungsdruck erzeugen. Zur Bühne gehören immer Auftritt und Rückzug in Balance." Novak betont, dass es auch im Alltag jede Menge Redegelegenheiten gebe, die es sich zu ergreifen lohne. Sie seien die große Chance, zu sagen, was einem wichtig sei. "Das kann ein Meeting sein, bei dem ich einen Missstand anspreche und Vorgesetzten sage, dass ich über- oder unterfordert bin. Oder ein strategisches Zwiegespräch, in dem ich meinen Standpunkt formuliere und mich nicht zurücknehme im Sinne der Harmonie." Kleine Bühnen seien starke Bühnen und könnten sogar wichtiger sein als punktuelle Auftritte vor vielen.

"Jede Frau darf und soll Rampenfrau werden und ihr Sichtbarsein genießen."
Claudia Novak
Speakerin und Autorin

Events wie Schiebels Festival sind für Claudia Novak deshalb essenziell, "weil wir hier Frauen im Narrativ einer Region stärken. Oberösterreich ist eher konservativ. Gesellschafts- und regionalpolitisch ist Selbstverständnis von Frauen, die vorne stehen, nicht so gegeben." Sie rät, durch Lampenfieber und Angst vor Sichtbarkeit durchzugehen. "Verschiedene Blickwinkel auf der Bühne sind so wertvoll!" Ob jede Frau zur "Rampenfrau" (so der Titel von Novaks Buch) werden kann? Sie lacht und antwortet: "Auf jeden Fall! Jede darf und soll Rampenfrau werden und ihr Sichtbarsein genießen."

Carolin Anne Schiebel berät und trainiert Frauen, die sich im Beruf weiterentwickeln wollen

Erste Schritte in die eigene Sichtbarkeit hat Carolin Anne Schiebel früh auf Social Media unternommen. Heute berät und trainiert sie Frauen, die sich im Beruf weiterentwickeln wollen. Viele wichtige Schritte hängen daran, dass sich die Unternehmerinnen zeigen. Dass viele sich anfangs nicht trauen, ihr Gesicht vor der (Handy-)Kamera zu zeigen, kennt Schiebel. Ihr Nummer-eins-Tipp: "Es wird immer schwierig bleiben, wenn du es nicht ausprobierst. Also spring ins kalte Wasser, um zu merken, dass du schwimmen kannst. Durch Wiederholung wird alles besser." Außerdem spricht sie sich dafür aus, unnötigen Perfektionismus abzuschütteln und authentisch aufzutreten, gerade in sozialen Netzwerken.

"Fürs Netzwerken braucht man die Lust, sich im Job weiterzuentwickeln."
Claudia Novak
Speakerin und Autorin

Apropos Netzwerke: Um neue Seilschaften zu knüpfen, die tragen, ist ein gemütlicher Abend vor Instagram oder Netflix die falsche Wahl. Sich fertig zu machen und zu Veranstaltungen zu gehen ist der Weg, den es zu beschreiten gilt. "Fürs Netzwerken braucht man die Lust, sich im Job weiterzuentwickeln, eine offene Gemeinschaft und sicher kein besonderes Geldtascherl, um mitzumachen." Plus: Wer als Frau andere Frauen unterstützt, wird postwendend selbst sichtbarer. "Schaut euch um, was in eurer Region los ist. Die Wirtschaftskammer hat Angebote. Branchenintern tut sich oft viel." Übrigens: Auch im Privaten können Frauen super mit dem gezielten Netzwerken starten. "Die nächste Grillfeier ist schon die nächste Gelegenheit", sagt Schiebel.