Stressige Arbeitstage, private Herausforderungen, ein negatives Arbeitsumfeld oder schlicht fehlende Motivation - die Gründe, warum manche Mitarbeitende keine Lust auf die Arbeit haben, sind vielfältig.
Das Modell der "Null-Bock-Tage" ist aktuell Thema. Es erlaubt Mitarbeitenden, sich spontan freizunehmen, wenn sie unmotiviert oder erschöpft sind - ohne dafür Urlaub oder Krankenstandstage zu nutzen. Was ungewöhnlich klingt, macht der Berliner Kondomhersteller Einhorn seit Jahren. Bei US-Konzernen, bei denen ein solches Angebot ebenfalls vorhanden ist, heißen diese Tage meist "Reset Days", bei Microsoft zum Beispiel "Discretionary Time Off".
Null-Bock-Auszeiten stärken Mitarbeiterbindung
Was diese Auszeit bringen soll: einfach wieder mehr Motivation. Denn wer keinen Bock hat, etwas zu leisten, würde nicht nur nichts weiterbringen, sondern vielleicht auch andere mit hinunterziehen. Auch für die Mitarbeiterbindung sollen diese "Null-Bock-Tage" von Vorteil sein, denn Beschäftigte könnten sich so von Perioden großer Anstrengung ordentlich erholen.
Personalberaterinnen sehen die Idee "Null-Bock-Tage"scheitern
Kritisch sehen die Diskussion rund um die "Null-Bock-Tage" Susanne Seher und Helga Töpfl, geschäftsführende Gesellschafterinnen der Personalberatungsagentur Seher + Partner: "Unsere tägliche Arbeit sollte grundsätzlich mit Positivem verbunden werden. Gehen wir nicht lieber zur Arbeit, wenn wir sinnstiftend arbeiten und nette Kolleginnen und Kollegen treffen? Wir müssen als Gesellschaft daran arbeiten, dass Arbeit per se mit positiven Werten und Gefühlen verbunden wird", ist Susanne Seher überzeugt.
Auch ihre Geschäftspartnerin Helga Töpfl hält diese Idee in Österreich für unrealistisch: "Dieses Phänomen wird sich bei uns nicht durchsetzen. Das können sich Unternehmen nicht leisten. Es gibt ja die Möglichkeit, sich Zeitausgleich zu nehmen. Und Kolleginnen und Kollegen mit einem All-in-Vertrag erhalten oftmals bereits zusätzliche freie Tage, wie zum Geburtstag."
Führungskräfte sollten Demotivation frühzeitig erkennen und gegensteuern
Anstatt auf "Reset Days" zu setzen, empfehlen die beiden Expertinnen proaktive präventive Maßnahmen: "Unternehmen und ihre Führungskräfte sollten in der Lage sein, bereits im Vorfeld zu erkennen, ob jemand im Job demotiviert ist, und dann rechtzeitig gegensteuern, zum Beispiel mit anderen Arbeitsaufgaben, anderer Teamzusammenstellung und so weiter. Es geht vor allem darum, ein ,Null-Bock-Gefühl' erst gar nicht in der Belegschaft aufkommen zu lassen, sondern bereits vorher gegenzusteuern!", rät Helga Töpfl.