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Zeitdruck und Überlastung: Wenn die Arbeit auf die Psyche schlägt

Zeitdruck oder Überlastung bereiten vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Probleme. Und oft sind diese kaum zu bewältigen.

Die Weltgesundheitsorganisation stellt den Welttag der psychischen Gesundheit am Donnerstag unter das Motto „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“.
Die Weltgesundheitsorganisation stellt den Welttag der psychischen Gesundheit am Donnerstag unter das Motto „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“.

Stress, fehlende Anerkennung, ständige Unterbrechungen im Arbeitsfluss, dünne Personaldecke, immer erreichbar sein. Das sind nur einige Faktoren am Arbeitsplatz, die Menschen in ihrer psychischen Gesundheit einschränken und bis zur Arbeitsunfähigkeit führen können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt den Welttag der psychischen Gesundheit am Donnerstag unter das Motto "Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz". Eine gesunde Arbeitsumgebung könne ein Schutzfaktor für die psychische Gesundheit sein, heißt es von der WHO.

Der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) verweist zum Welttag auf die Statistik Austria: Der zufolge sind rund 60 Prozent der in Österreich erwerbstätigen Menschen mindestens einem psychischen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Mehr als ein Drittel der Betroffenen nennt Zeitdruck und Arbeitsüberlastung als Ursachen, während ein weiteres Drittel den Umgang mit schwierigen Personen beklagt. Zu den häufigsten Belastungsfaktoren gehören zudem schlechte Kommunikation, mangelnde Entscheidungsfreiheit, unsichere Beschäftigungsverhältnisse sowie physische Gewalt und Mobbing - besonders in Branchen, die personenbezogene Dienstleistungen erbringen. Der Arbeiterkammer Wien zufolge sind in den vergangenen Jahren psychiatrische Krankheiten stark gestiegen. Krankenstände aufgrund arbeitsbedingter psychischer Belastungen dauerten deutlich länger als Fehlzeiten wegen anderer Erkrankungen.

Stress kann krank machen

"Wir wissen: Stress kann krank machen", erklärt BÖP-Präsidentin Beate Wimmer-Puchinger. Immer mehr Arbeitnehmende litten durch die aktuellen Entwicklungen am Arbeitsmarkt unter chronischem Stress, psychosomatischen Beschwerden - darunter können etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Probleme mit dem Bewegungsapparat fallen - und psychosozialen Belastungen. Letztlich kann das im Burn-out enden. Es brauche professionelle Unterstützung. Psychologinnen und Psychologen mit dem Schwerpunkt Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie könnten helfen, Strategien zur systematischen und ganzheitlichen Verbesserung von Arbeitsbedingungen zu entwickeln, gesundheitsfördernde Ressourcen zu erkennen und zu stärken, betont Wimmer-Puchinger.

Arbeitspsychologie als dritte Säule im Gesetz

Der BÖP fordert, die Arbeitspsychologie als dritte Säule im ArbeitnehmerInnenschutzgesetz zu verankern, um die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu stärken. Unternehmen sollten breiter in präventive Maßnahmen investieren, um sichere und unterstützende Arbeitsumgebungen zu schaffen. Dabei müssen insbesondere die Förderung der psychischen Gesundheit, der Abbau von Stigmatisierung und Diskriminierung sowie die aktive Einbindung der Mitarbeitenden in betriebliche Gestaltungsprozesse im Vordergrund stehen. Nur durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten - von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern bis hin zu psychologischen Fachkräften - könnten Arbeitsplätze entstehen, die psychische Gesundheit fördern und langfristig zu einem erfüllten Arbeitsleben beitragen.

Unterstützung holen

Das öffentliche Gesundheitsportal Österreichs des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz verweist darauf, dass auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer etwas für ihr psychisches Wohlbefinden tun können. Dazu gehört etwa, sich die Arbeit gut einzuteilen. Das beugt dem Portal zufolge Stress vor. Allerdings sei es nicht immer möglich, sich die Arbeit selbst einzuteilen. Daher müsse man mitunter auch Grenzen setzen und Nein zu einer Aufgabe sagen. Wenn das nicht so einfach umsetzbar ist, sollte man sich unter Umständen Unterstützung holen; beispielsweise durch den Betriebsrat. Zudem sollte dem Portal zufolge einem ausgefüllten Arbeitstag immer eine ausgewogene Erholung gegenüberstehen. Diese sei nicht nur wichtig für das persönliche Wohlbefinden und die Erhaltung oder Verbesserung der Gesundheit, sondern auch eine Voraussetzung für gute Leistungen. Wer das Gefühl hat, am Arbeitsplatz psychisch belastet zu sein, sollte sich ehestmöglich Hilfe holen.

Der Welttag der psychischen Gesundheit soll darauf aufmerksam machen, dass mentale Gesundheit ein Menschenrecht ist. Erstmals ausgerufen wurde der Welttag 1992 auf Initiative der World Federation for Mental Health (Weltverband für psychische Gesundheit). Mittlerweile wird der Tag jährlich weltweit mit Veranstaltungen begangen.