Üblicherweise schreitet Katharina Hirnböck jeden Tag durch lange Reihen von meterhohen Kesseln und prüft den Zustand der Käsesorten, die darin gefertigt werden. Seit etwas mehr als einem Jahr ist die Thalgauerin nämlich ausgelernte Milchtechnologin. "Von der Milch bis zum fertigen Produkt sind wir in meiner Abteilung voll dabei", erzählt sie und schildert, welche Zwischenschritte es bis zum fertigen Käselaib braucht: die Milch von den Bauern annehmen, abtanken, teilweise wärmebehandeln, den Fettgehalt einstellen, in die Fertiger füllen, den Käsebruch abfüllen und reifen lassen.
Milchtechnologin tauscht Labor gegen Alm
Für gute fünf Monate hat die 22-Jährige nun aber ihre weiße Woerle-Arbeitsmontur gegen Jeans und T-Shirt getauscht, die präzisen Messinstrumente gegen Kochlöffel und Kochtopf. Hirnböck ist noch bis Mitte Oktober Sennerin auf der Aueralm oberhalb von Hinterthal. Danach nimmt sie ihren Job als Käserin bei Woerle wieder auf. "Unsere Haltung als Arbeitgeber ist, dass wir die individuelle Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern wollen", betont Personalleiterin Denise Greilinger. "Daher sind wir offen für Ideen und Wünsche und versuchen Lösungen zu finden, die für beide Seiten passen." So gibt es neben einer Ausbildung, in der Stärken und Talente eingebracht werden können, etwa auch Workshops zur fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung oder Prämien und zusätzliche Urlaubstage bei ausgezeichnetem Erfolg oder bestandener Lehrabschlussprüfung. Und eben auch die Möglichkeit für eine Auszeit vom Beruf.
Kühe liefern 40 Liter frische Bergmilch, die auf der Alm verwertet werden
Zwei Kühe und etliche Kalbinnen wandern rund um die Aueralm in der Bergwelt herum. "Sie haben es ziemlich intus, wann die Melkzeiten sind, und kommen dann in den Stall", erzählt Katharina Hirnböck. "Aber manchmal freut es sie nicht, dann müssen wir sie suchen." Heroben auf 1130 Metern sind die Dimensionen etwas andere als bei Woerle, wo ein einziger Käsefertiger 33.000 Liter Milch fasst. "Die zwei Kühe geben jeden Tag etwa 40 Liter Milch. Die Hälfte brauchen wir in der Ausschank für Kaiserschmarrn, Kaffee oder Kasnocken. 15 Liter verarbeiten wir zu Käse, Joghurt, Topfen und Butter."
Bevor sie als Sennerin anheuerte, hatte die junge Frau einige Hütten in der Region abgeklappert. "Mir war es wichtig, dass ich eine finde, wo nicht nur Käse gemacht wird, sondern auch andere Milchprodukte und wo ich in der Küche werken kann. Die Aueralm hat mir dann am meisten zugesagt." Es sei etwas ganz anderes, den Käse in Handarbeit im Kochtopf herzustellen, Rahm zur Butter zu rühren oder die Milch mit der Zentrifuge zu entrahmen.
Die Neo-Sennerin erlebt eine arbeitsintensive Auszeit
Der Tag startet für Hirnböck kurz nach fünf Uhr morgens - das ist fast wie Ausschlafen für sie, immerhin beginnt ihre erste Tagesschicht bei Woerle noch eine Stunde früher. Um halb sechs werden die Kühe gemolken, anschließend die Übernachtungsgäste versorgt. "Um 10 Uhr sperren wir offiziell auf und dann geht es für mich bis 18 Uhr dahin, überwiegend in der Küche", sagt sie. Die Auszeit, die sie sich ausgesucht hat, sei eine durchaus arbeitsintensive, schmunzelt die Sennerin auf Zeit: "Aber einen Almsommer habe ich immer schon im Kopf gehabt - ich komme ja selbst von einem Bauernhof, da ist das nicht so abwegig. Und es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe."
Trotz langer Arbeitstage: Sabbatical auf der Alm entspannt Katharina Hirnböck
Obwohl die Arbeitstage lang und gut gefüllt sind, fühlt Hirnböck sich entspannt: "Es ist ein ganz anderes Gefühl hier heroben, die Luft ist ganz anders. Und auch die Ablenkungen sind weg, unter anderem dadurch, dass es nicht so viele Möglichkeiten zum Einkaufen gibt." Am Abend sitzt sie gern auf der Terrasse oder dreht ein paar Runden mit Hündin Nala, die sie bei ihrem Sabbatical begleitet.