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Wie Studieren auf Distanz zur Normalität wurde

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr mussten die Universitäten auf Fernlehre umstellen: Offenbar läuft nun vieles besser als im Frühjahr. Aber ein paar Probleme sind geblieben.

Online Vorlesungen funktionieren besser als im Frühjahr.
Online Vorlesungen funktionieren besser als im Frühjahr.

Von zig Beschwerden war die Rede. Von Lehrenden, die mit der Situation überfordert sein sollen. Und von der Angst, dass Lehrveranstaltungen erst gar nicht abgeschlossen werden können: Als im Frühjahr die Coronawelle ganz Österreich in den ersten Lockdown zwang, machte manchen Hochschulen der Umstieg auf Fernlehre Probleme. "Ja, viele Lehrende waren aufgrund des abrupten Umstiegs überfordert", sagt Keya Baier, Vorsitzende der ÖH Salzburg. Doch wie ist es mittlerweile um die Lehre an den Hochschulen bestellt? Wurden aus Lockdown eins Lehren für Lockdown zwei gezogen? Bereits im Laufe des vergangenen Semesters habe sich einiges gebessert, schildert Baier. Nahezu alle Lehrveranstaltungen konnten doch plangemäß zu Ende geführt werden. Im Sommer habe dann etwa die ÖH "immer wieder insistiert, dass für den Herbst und Winter sämtliche Modi vorbereitet werden". Dies sei an der Uni Salzburg schlussendlich auch geschehen. Mit dem Ergebnis, dass die neuerliche Umstellung von Präsenz- auf Onlinelehre "in den allermeisten Fällen gut gelaufen ist".

Online Prüfungen sorgte für Probleme

Negative Ausreißer gebe es aber nach wie vor, ergänzt Baier. Der eine oder andere Lehrende würde sich etwa weigern, Vorlesungen aufzuzeichnen. Während solche Probleme - auf direktem Weg oder mithilfe des Rektorats - meist geklärt werden könnten, gebe es aber andere offene Baustellen: An der rechtswissenschaftlichen Fakultät seien zum Beispiel große Prüfungen verschoben worden. Das sei an sich schon "höchst ungut", da sich die Studierenden bewusst auf den jeweiligen Tag vorbereitet hätten. Aber auch die Nachholtermine werden nur in Präsenz abgehalten. "Die Lehrenden haben sich geweigert - und das, obwohl ähnliche Prüfungen an anderen Unis online gemacht werden."
Martin Weichbold, Vizerektor für Lehre an der Uni Salzburg, kann den Unmut verstehen. Bei schriftlichen Onlineprüfungen sei es aber besonders schwierig sicherzustellen, dass keine unerlaubten Hilfsmittel verwendet würden. Bei großen Sachprüfungen wie jenen an der rechtswissenschaftlichen Fakultät sei das noch schwieriger. "Daher verstehe ich die Entscheidung, die Prüfungen nicht online abzuhalten." Die Replik, dies werde an anderen Hochschulen sehr wohl so gemacht, kann er verstehen. "Ja, es wird gemacht, ist aber auch an anderen Universitäten keinesfalls unumstritten."

Distance-Learning wird zum Alltag

Unabhängig von solchen Streitfällen konstatiert Weichbold, dass die Fernlehre nun "wesentlich besser" ablaufe als noch im Frühjahr. Man merke zum einen, dass Lehrende wie Studierende Erfahrungen gesammelt hätten. Zum anderen habe die Uni technisch aufgerüstet, die Hörsäle seien etwa Streaming-fit gemacht worden. "Am Anfang war man oft noch mit der Technik beschäftigt. Jetzt können sich alle wieder stärker auf die Lehre konzentrieren."
An der Universität Mozarteum ist der Status quo offenbar ein ähnlicher. "Die Distanzlehre ist mittlerweile Alltag geworden", schildert Mario Kostal, Vizerektor für Lehre. Aber: "Wir sehnen uns alle nach einer Rückkehr zur Normalität." Zumal es auf einer Kunstuni zahlreiche Fächer gebe, die online kaum unterrichtet werden könnten, etwa Chor, Orchester, Oper.
Auch an der dritten Salzburger Uni, der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, sei es "sehr gut gelungen", auf Onlinefor-mate umzustellen, sagt Christian Pirich, Vizerektor für Studium und Lehre. Künftig wolle man die virtuellen Möglichkeiten zwar weiter breit miteinbauen. "Bei allem Fortschreiten der digitalen Lehre darf aber die persönliche und soziale Kompetenz der Studierenden nicht vernachlässigt werden", ergänzt Pirich.

ÖH-Beratungszentrum hilft bei Schwierigkeiten

Sollten Studierende doch noch Schwierigkeiten mit der Fernlehre haben, ist das ÖH-Beratungszentrum an der Uni Salzburg eine Anlaufstelle. Doch auch dort muss dieser Tage auf Distanz gesetzt werden: Zum einen gebe es die Möglichkeit, telefonisch oder via E-Mail anzufragen, zum anderen sei man via WebEx-Stream erreichbar, schildert die Leiterin des Zentrums, Elba Frank. Vor allem den WebEx-Zugang, der direkt auf der offiziellen Website verlinkt ist, legt sie den Studierenden ans Herz. Auch Frank bestätigt, dass es mittlerweile deutlich weniger Beschwerden zu Fernlehre gibt als noch in Lockdown eins. Einzig Studierende, die später in die Lehrveranstaltungen eingestiegen seien, hätten ab und an Probleme, Versäumtes aufzuholen.

Präsenzlehre kann nie ersetzt werden

Frank hofft indessen, dass ein Teil des Digitalschwungs nach der Krise erhalten bleibt. Seien etwa Vorlesungen online abrufbar, würde das das Studium für Berufstätige, Studierende mit Kind etc. deutlich erleichtern. Aber: "Präsenzlehre kann nie ersetzt werden." Martin Weichbold ist ähnlicher Ansicht. "E-Learning funktioniert in vielen Bereichen gut", sagt der Vizerektor. Aber man werde auch künftig auf Präsenz setzen. "Wir werden sicher keine Fernuni."