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Natürliche Helfer stärken das Immunsystem

In Zeiten von Corona raten Experten vorbeugend zu ausreichend Schlaf, Bewegung und gutem Essen. Angst ist ein schlechter Begleiter.

Pater Johannes Pausch im Klostergarten von Gut Aich in St. Gilgen.
Pater Johannes Pausch im Klostergarten von Gut Aich in St. Gilgen.
„Gesundheit und Genuss gehören zusammen.“ Hans Gasperl, Kneipparzt
„Gesundheit und Genuss gehören zusammen.“ Hans Gasperl, Kneipparzt

Je stärker das körpereigene Immunsystem ist, desto weniger Chancen haben Corona- oder Influenzaviren. Auch mit natürlichen Mitteln kommen die Abwehrkräfte auf Touren.

Der Fokus sollte auf der Atmung liegen

Um das Immunsystem zu stärken, müsse der Mensch in seiner Gesamtheit gesehen werden, sagt Pater Johannes Pausch, Prior des Europaklosters Gut Aich in St. Gilgen und Kenner der Klosterheilkunde. "Es geht um die Stabilisierung der ganzen Person - körperlich, psychisch und geistig." Eine wichtige Rolle komme dabei der Atmung zu, sie sei das Lebensprinzip schlechthin. Umso mehr gelte das in Zeiten von Corona. "Die Menschen vergessen oft, richtig zu atmen." Das Gehen in der Natur helfe, um in einen entspannten Atemrhythmus hineinzukommen. "Der Fokus liegt auf der bewussten Ausatmung, dann geht die Einatmung ganz von allein." Auch Angst, Unsicherheit, Sorgen und Stress würden das Immunsystem schwächen, betont Pausch.

Heilkräuter wirken sich positiv auf das Immunsystem aus

Er vertraut auf die Wirkung von Heilkräutern aus seinem Klostergarten. "Wir sollten die Kräfte vor unserer Haustür nutzen." Er zupfe oft Blätter der Pfefferminze oder Melisse ab, reibe sie und atme den Duft tief ein. "Das ist eine wunderbare Inhalation, die erfrischt und neue Energie schenkt." Seine Mutter und seine Großmutter hätten stets zum Lindenblütentee gegriffen, wenn er erkältet gewesen sei, schildert Pausch. "Der Tee wurde kurz aufgekocht, dann musste er eine Stunde lang ziehen, dabei nahm er eine feuerrote Farbe an." Pausch setzt auch auf die Kombination von Pflanzen, die bei uns nicht vorkommen, etwa auf Zistrose, Sonnenhut (Echinacea) und Katzenkralle aus Südamerika. Diese drei Pflanzen stecken auch im Tri-Immun-Kräuterelixier, das im Kloster hergestellt wird. Außerdem rät Pausch, viel zu trinken sowie "vernünftig und gut" zu essen. Gemüse komme dabei die Hauptrolle zu. Pausch schwört etwa auf Brokkoli, Kohlsprossen und Grünkohl. "Sie sind reich an Vitaminen und Ballaststoffen." Vielen sei der Geschmack von Kohlsprossen zu intensiv, daher brauche er "Beihelfer".

Rezepte zur Stärkung des Immunsystems

Pausch verrät sein Rezept: Zwiebel und Knoblauch in Öl anschwitzen und dann etwas Honig dazugeben. Dann Brokkoli, Kohlsprossen und Grünkohl dazugeben, mit etwas Würze aufbrühen und dünsten, das Gemüse soll bissfest sein. Am Schluss einen Löffel Rahm dazugeben und mit Kartoffeln servieren.

Hagebutten und Vogelbeeren seien reich an Vitamin C. "Daraus lässt sich eine wunderbare Marmelade zubereiten." Auch die Aroniabeere eigne sich sehr gut zur Stärkung der Abwehrkräfte. In den Beeren stecken Vitamin A, C, E und K sowie B-Vitamine, zahlreiche Mineralstoffe wie Eisen, Jod und Magnesium und Polyphenole. Außerdem enthalten sie viele Antioxidantien. Aroniasaft gibt es zum Beispiel aus Lungauer Produktion. Familie Schitter betreibt eine Plantage auf dem Zehnerhof in Mariapfarr.

Die Ärztin Michaela Salzborn, die in Salzburg eine Praxis für traditionelle chinesische Medizin führt, verweist als Möglichkeit zur Prophylaxe und Therapie bei Coronavirus-Belastungen auch auf die orthomolekulare Medizin, bei der Mikronährstoffe zum Einsatz kommen. Salzborn empfiehlt zur Aktivierung und Stärkung des Immunsystems Vitamin C, Zink, L-Lysin und Vitamin D. Sie rät jedoch, zuvor ärztlichen Rat einzuholen oder sich in der Apotheke über die Dosierung und die passenden Produkte beraten zu lassen. Zudem empfiehlt sie, zwei Mal täglich eine Tasse Zistrosentee zu trinken. Salzborn arbeitet auch mit spagyrischen Immunmischungen. Spagyrik ist eine ganzheitliche europäische Heilmethode, die auf Paracelsus zurückgeht und bei Beschwerden und Krankheiten auch den geistig-seelischen Aspekt einbezieht. Bei der Herstellung werden vorwiegend heimische Pflanzen in ihre Bestandteile zerlegt und wieder zusammengefügt.

Genussvolle Ernährung, natürliche Bewegung und guter Schlaf

So fasst Kneipparzt Hans Gasperl aus Eben das Konzept zur Stärkung der Abwehrkräfte zusammen. "Gesundheit und Genuss gehören zusammen." Er empfiehlt, nicht jeden Tag bis zum Schlafengehen vor dem Fernseher zu sitzen oder sich mit dem Handy zu beschäftigen. "Bei zu vielen Lichtreizen kann sich kein Melatonin bilden." Dieses Hormon steuere den Tag-Nacht-Rhythmus und helfe dem Körper, zur Ruhe zu kommen und sich zu regenerieren. Die Nahrung solle viele Antioxidantien, Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe enthalten, die vor allem in Obst und Gemüse zu finden seien. "Je bunter der Mix, desto besser." Gasperl erinnert daran, auf Fertiggerichte zu verzichten und stattdessen Gerichte aus regionalen und unverfälschten Lebensmitteln zu kochen und sich Zeit fürs Essen zu nehmen. Äpfel seien die reinste Naturapotheke.

"Sämtliche Heil- und Gewürzkräuter sind Heilmittel", sagt Gasperl. Bei Erkältungen setzt er auf Thymian, Lindenblüte, Mädesüß, Spitzwegerich und Königskerzenblüten. Auch regelmäßige Besuche in der Sauna sowie Waschungen, Wechselbäder und Bürsten nach Kneipp dienten der Stimulierung des Immunsystems.