SN.AT / Leben / Mobilität

Der Kreis schließt sich: Neue VW-Markenchefin Gudrun Zeilinger im SN-Interview

Mit Gudrun Zeilinger leitet eine Vollblut-Automobilistin die größte Automarke Österreichs. Die neue VW-Markenleiterin über gebrauchte und neue E-Autos sowie den Blick von der Spitze. Florian T. Mrazek

Die Neo-VW-Chefin Gudrun Zeilinger.
Die Neo-VW-Chefin Gudrun Zeilinger.

Seit dem 1. April 2025 ist Gudrun Zeilinger Markenleiterin bei Volkswagen Pkw in Österreich. Die 54-jährige gebürtige Welserin steht damit an der Spitze der absatzstärksten Marke. Seit 2002 bei der Porsche Holding tätig, arbeitete sie als Marketingleiterin bei Seat, dann bei "Das Weltauto", wo sie ab 2019 die Markenleitung übernahm. 2023 übernahm sie die Leitung für Vertrieb und Marketing bei VW.

Frau Zeilinger, wie legen Sie als langjährige Marketingexpertin Ihre neue Aufgabe als Markenleiterin an? Gudrun Zeilinger: Ich habe das Marketing immer schon sehr vertriebsorientiert betrieben. In meiner neuen Rolle hat sich deswegen gar nicht so viel verändert. Die wichtigste Aufgabe besteht nach wie vor darin, unsere Kunden zu Fans der Marke VW zu machen.

Wie steht VW in Österreich da? Volkswagen ist seit 68 Jahren ununterbrochen die Nummer eins in Österreich, und wir sind nach wie vor die Messlatte. Klar, der Markt ist heute wesentlich kompetitiver, mit neuen Mitbewerbern. Aber wir liegen weiterhin vorn. Neben einer starken Marke mit starken Produkten ist ein wesentlicher Faktor für den Erfolg, dass wir die dichteste und beste Vertriebsorganisation im Land haben. Das hilft enorm. Am wichtigsten ist jedoch die große Loyalität unserer Kunden. Wir haben eine Million Autos auf der Straße, jedes fünfte Auto in Österreich ist ein Volkswagen.

Wie beurteilen Sie die Erfolge der neuen Mitbewerber aus China? Konkurrenz belebt das Geschäft. Aber aus meiner Sicht macht es schon einen Unterschied, ob ein Auto in Europa und für europäische Kundinnen und Kunden gebaut ist oder nicht. Unser zweites Asset ist mit Sicherheit auch hier unser starkes Händler-, Service- und After-Sales-Netz. In Österreich wird das von unseren Kunden sehr geschätzt, vor allem die verlässliche Ersatzteilversorgung über viele Jahre.

Nach einer schwierigeren Phase gehen die Zulassungszahlen bei E-Autos mittlerweile wieder nach oben - auch bei VW. Wie schafft man es in volatilen Zeiten, langfristig zu planen? Wenn so ein großer technologischer Schritt wie aktuell die Elektromobilität kommt, dann ist es nicht ungewöhnlich, dass es anfangs ein wenig rüttelt und rumpelt. Wir haben auf die Wünsche unserer Kunden gehört und unsere Produkte dahingehend verbessert und weiterentwickelt. Am Beispiel ID.3 sehen wir, dass auch Privatkunden an E-Autos interessiert sind, wenn das Produkt anspricht und der Preis passt. Auch in den Segmenten darüber sind wir hervorragend aufgestellt. Und mit dem ID.2all und dem ID.Every1 kommen nächstes bzw. übernächstes Jahr zwei Kleinwagen, die perfekt für den österreichischen Markt sind. Zusätzlich haben wir in allen konventionellen Baureihen mittlerweile Plug-in-Hybride mit bis zu 140 Kilometern elektrischer Reichweite. Beim neuen Tayron ist der Plug-in-Hybrid der beliebteste Antrieb. Ganz allgemein haben wir für jeden Geschmack und Anspruch das richtige Produkt. In jeder Größe, mit Allrad, elektrifiziert oder mit effizienten Verbrennern.

Eine Faustregel im Autogeschäft besagt, dass sich eine neue Technologie erst dann durchsetzt, wenn sie im Gebrauchtwagenmarkt angekommen ist. Gilt das auch für die E-Autos? Wir denken das Thema Automobil seit jeher ganzheitlich von A bis Z, von neu bis gebraucht. Deswegen spielen auch die Gebrauchten eine wichtige Rolle. Natürlich ist der Technologiefortschritt bei den BEVs aktuell noch ein schnellerer. Aber die Elektromodelle der ersten Generation gehören deswegen noch lange nicht zum alten Eisen, sondern sind immer noch hervorragende Fahrzeuge. Die neuesten Studien zeigen, dass die Akkus nicht wie einst befürchtet die Schwachstelle sind, sondern auch noch nach zehn Jahren über 85 Prozent der Kapazität bieten.

Mancherorts wurde befürchtet, dass der Markt für E-Autos einbricht, wenn die Ankaufsförderungen auslaufen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ich bin davon überzeugt, dass die Förderung zu Beginn der richtige Weg war, um der Technologie einen zusätzlichen Schub zu geben. Aus meiner Sicht sind die E-Autos heute im Straßenbild angekommen, das ist unglaublich wichtig. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn es weiterhin eine Unterstützung gäbe. Aber es wird auch ohne gehen. Und es herrscht Chancengleichheit, weil es alle Hersteller gleichermaßen trifft.

Wie fühlt man sich als Frau an der Spitze der wichtigsten Automarke? Ich bin überzeugt davon, dass ich aufgrund meiner Kompetenz an der Spitze der Marke VW in Österreich stehe und nicht, weil ich eine Frau bin. Ich bin seit mittlerweile 23 Jahren im Konzern, habe vorher schon in der Branche gearbeitet und in all den Jahren viel Erfahrung gesammelt, die mir heute nützt. Es mag sein, dass sich Frauen manchmal mehr beweisen müssen als Männer. Aber gerade in unserem Unternehmen haben Frauen an der Spitze ja Tradition, es wurde bekanntlich von einer starken Frau gegründet. Da schließt sich sozusagen der Kreis.