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Der Traum vom klimaneutralen Auto: Polestar setzt hohe Standards für Nachhaltigkeit

Kein Hersteller nimmt das Thema CO2-Reduktion so ernst wie Polestar. Der neueste Nachhaltigkeitsbericht gibt ein Update zu den äußerst ambitionierten Zielen.Florian T. Mrazek

Das aktuelle Modellangebot von Polestar wird in China und Nordamerika produziert. Das Kompakt-SUV Polestar 7 wird ab 2027 in Europa gebaut.
Das aktuelle Modellangebot von Polestar wird in China und Nordamerika produziert. Das Kompakt-SUV Polestar 7 wird ab 2027 in Europa gebaut.

Wie umweltfreundlich, ressourcenschonend und nachhaltig sind moderne Elektroautos tatsächlich?

Beim schwedisch-chinesischen Hersteller Polestar geht man dieser Frage seit mehreren Jahren mit beeindruckender Konsequenz nach. Ambitioniert sind zudem die langfristigen Ziele, die sich das Unternehmen mit Sitz im schwedischen Göteborg gesetzt hat: So sollen die Treibhausgasemissionen pro verkauftem Fahrzeug bis 2030 um die Hälfte reduziert werden. Als Ausgangsbasis für diese Kalkulation dienen die Werte des Modells Polestar 2 aus dem Jahr 2020. Bis 2040 strebt man zudem die vollständige Klimaneutralität über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg an.

Jährlicher Nachhaltigkeitsbericht bei Polestar

Welche Distanz man auf dem Weg in Richtung klimaneutrale Autoproduktion bereits zurückgelegt hat, teilt Polestar im alljährlich publizierten Nachhaltigkeitsbericht mit. Mitte April dieses Jahres erschien das mittlerweile 164-seitige Dokument zum vierten Mal. Die Essenz davon lautet: Seit Beginn der Messungen im Jahr 2020 konnte der CO₂-Fußabdruck pro verkauftem Fahrzeug um knapp ein Viertel (24,7 Prozent) reduziert werden. Möglich wurde dies durch die Verwendung von 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien in der Produktion aller Modelle, Effizienzsteigerungen im Bereich der Batterieherstellung sowie eine effizientere Logistik in Kombination mit der verstärkten Nutzung von Biokraftstoffen auf bestimmten Seerouten. Aktuell stellt Polestar seine Fahrzeuge in China sowie in Nordamerika her. Im Zuge der weiteren Diversifikation ist die Produktion des Polestar 7 in Europa geplant. Das Kompakt-SUV soll 2027 auf den Markt kommen.

Polestar reduziert Emissionen durch Einsatz von grünem Stahl und Aluminium

Der mit Abstand größte Hebel zur Emissionsreduktion ist allerdings die Wahl der Materialien. Das bestätigt auch Fredrika Klarén. Wie die oberste Nachhaltigkeitsmanagerin bei Polestar im Gespräch mit den SN berichtet, setzt man im Zuge der Fahrzeugfertigung zunehmend auf kohlenstoffarmes Aluminium. Vor allem im strukturell relevanten Bereich der Karosserie trägt dieser Werkstoff wesentlich zur Minimierung des CO₂-Fußabdrucks bei. Gleiches gilt auch für den Werkstoff Stahl, dessen Produktion ebenfalls zunehmend dekarbonisiert wird. Besonders ins Gewicht fällt der Fokus auf die verwendeten Metalle beim Polestar 2. Aluminium und Stahl machen hier rund 45 Prozent der Fahrzeugemissionen aus. "Durch den gezielten Einsatz von grünem Stahl und Aluminium konnten wir die Emissionen bei der Produktion des Polestar 2 bereits um zehn Tonnen CO₂ pro Fahrzeug reduzieren", so Fredrika Klarén. Dabei ist das Einsparungspotenzial längst nicht ausgeschöpft. Sobald weitere Lösungen industriell umgesetzt sind, könnte der Rucksack an Emissionen, mit denen jedes Modell die Fertigungshallen verlässt, von aktuell rund 23 Tonnen auf 13 Tonnen reduziert werden.

" Nachhaltigkeit ist längst ein Geschäftsmodell."
Fredrika Klarén
Nachhaltigkeitsmanagerin bei Polestar

Auf die Frage, ob Polestar ob der zunehmenden wirtschaftlichen Herausforderungen auf dem Automobilmarkt seine ambitionierten Klimaziele auch in Zukunft weiter verfolgen könne, antwortet Fredrika Klarén kämpferisch: "Wir sind fest davon überzeugt, dass Unternehmen, die nicht nachhaltig agieren, langfristig wirtschaftlich benachteiligt sein werden. Die Erwartungen von Banken, Investoren, Kunden und Mitarbeitenden zwingen die Entscheider zunehmend zum Handeln. Nachhaltigkeit ist längst keine philanthropische Maßnahme mehr, sondern Voraussetzung für das Überleben und den Erfolg auf dem zukünftigen Markt."

Gerade weil man in der Automobilindustrie erst am Anfang steht, zeigt sich Fredrika Klarén optimistisch, dass die hochgesteckten Ziele trotz der zunehmend schwierigeren Rahmenbedingungen erreichbar sind. "Langfristig besteht unser Ziel darin, das Wachstum von Polestar von den Auswirkungen des Klimawandels zu entkoppeln." Die größten Herausforderungen ortet die Nachhaltigkeitsexpertin im Bereich der Akku-Rohstoffe und der Lieferketten. "Hier ist vieles noch zu intransparent und zudem mit Menschenrechtsverletzungen behaftet."