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ID.2all - wieder ein VW für alle

Das zukünftige Einstiegsmodell ID.2all soll unter 25.000 Euro kosten. Mit dem Kleinwagen besinnt man sich in Wolfsburg wieder auf traditionelle Stärken.

Mit dem ID.2all setzt der neue VW-Markenchef Thomas Schäfer ein wichtiges Signal für die kommende Ausrichtung der Kernmarke des Konzerns.
Mit dem ID.2all setzt der neue VW-Markenchef Thomas Schäfer ein wichtiges Signal für die kommende Ausrichtung der Kernmarke des Konzerns.

Es war ein Abend, an dem die Aufbruchsstimmung geradezu greifbar wurde: Bei der Weltpremiere der Kleinwagenstudie ID.2all im März 2023 in Hamburg gab die VW-Führung einen schon recht konkreten Ausblick darauf, wie das zukünftige batterieelektrische Einstiegsmodell der Marke aussehen könnte.

Die Eckdaten zum VW ID.2all

Der Fronttriebler soll im Jahr 2025 auf den Markt kommen und schon zu Preisen von knapp unter 25.000 Euro zu haben sein. Mit der weiterentwickelten MEB-Entry-Plattform hält eine besonders effiziente Antriebs-, Batterie- und Ladetechnologie Einzug in das Kleinwagensegment. Sie verfügt über eine 166 kW/226 PS starke E-Maschine, die einen Standardsprint in unter sieben Sekunden ermöglichen soll. Die rechnerische WLTP-Reichweite beträgt bis zu 450 Kilometer, die maximale Ladeleistung 125 kW. Schnellladen von 10 auf 80 Prozent soll nur 20 Minuten dauern.

"Unser Ziel ist klar: Nah am Kunden, Top-Technologie mit tollem Design."
Thomas Schäfer,CEO Marke Volkswagen

"Wir transformieren das Unternehmen schnell und grundlegend - mit einem klaren Ziel: Volkswagen zu einer echten Love-Brand zu machen. Der ID.2all zeigt, wo wir insgesamt mit der Marke hinwollen: nah am Kunden, Top-Technologie und mit tollem Design. Wir machen Tempo bei der Transformation, um die E-Mobilität in die Breite zu bringen", betonte Thomas Schäfer gleich zu Beginn seiner Präsentation. Der CEO der Marke Volkswagen war dabei sichtlich bemüht, sich von dem von Zukunftsvisionen, radikalem Wandel und Tesla-Vergleichen geprägten Führungsstil seines Vorgängers Herbert Diess zu distanzieren. Symbolisiert wurde die offensichtliche Rückbesinnung auf die Stärken und die jahrzehntelange Tradition der Marke VW durch zahlreiche Oldtimer, die im Vorfeld der ID.2all-Premiere über die Bühne fuhren und an die Sympathien und unzähligen persönlichen Erinnerungen an Käfer, Bulli & Co. appellieren sollten.

Das Design des ID.2all erinnert an den VW Golf

Tatsächlich erinnert das Design der Studie auf den ersten Blick stark an jenes des Golf. Vor allem die aufgeräumte Seitenansicht und die dominante C-Säule sind klare Zitate des immer noch meistverkauften Volkswagens. Weitere Designmerkmale der Studie: eine klar und kraftvoll auf den Rädern stehende Karosserie, ein sympathisches Gesicht, ein deutlicher Schuss Dynamik und eine zeitlose Eleganz. "Der ID.2all gibt einen Ausblick auf die neue Designsprache von VW, die auf den drei Eckpfeilern Stabilität, Sympathie und Begeisterung basiert", erklärte VW-Chefdesigner Andreas Mindt.

Die generelle Ausrichtung der Kernmarke des Volkswagen-Konzerns stellte der im Vorjahr von Škoda in die Zentrale nach Wolfsburg gewechselte Manager allerdings nicht infrage. Ganz im Gegenteil, in den kommenden Jahren hat man vor, die Taktfrequenz in Sachen Elektrifizierung sogar noch zu erhöhen: So sollen bis 2026 zehn neue elektrische Modelle von VW kommen, darunter auch ein neues Einstiegsmodell, das preislich sogar noch unter dem ID.2 angesiedelt sein wird und laut Schäfer weniger als 20.000 Euro kosten soll. Wie dieses Fahrzeug aussehen soll und was es können wird, darüber konnte und wollte der VW-Chef noch keine Auskunft geben.

Fest steht: Geht es nach Schäfer, so sollen die kompakten Stromer der Zukunft auch dementsprechend Geld in die Wolfsburger Kassen spülen. "Wir wissen, dass das nur über das Thema Skalierung zu lösen sein wird. An dieser Herausforderung arbeiten wir aktuell, aber das ist alles noch nicht gelöst", so der Manager im Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten". Allein in diesem Jahr starten der neue ID.3, der ID.Buzz mit langem Radstand und die Limousine ID.7. 2026 kommt dann ein elektrisches, noch namenloses Kompakt-SUV. Damit will der Autohersteller das breiteste E-Portfolio im Vergleich zum Mitbewerb haben und strebt einen E-Auto-Anteil in Europa von 80 Prozent an. Bisher kalkulierte die Marke Volkswagen mit einem Anteil von 70 Prozent.

Schon recht konkret waren die Aussagen zum Star des Abends, dem ID.2all. Dass dessen Markteinführung in zwei Jahren unter dem Namen ID.2 erfolgen wird, scheint relativ sicher. Der aus Gründen des Marketings gewählte Namenszusatz "all" dürfte aller Voraussicht nach bis dahin noch wegfallen. "Weniger ist mehr", lautete auch das Motto beim Design des künftigen Kleinwagens: Mit einer Länge von 4,05 Metern und einem Radstand von 2,6 Metern ist dieser in etwa so lang wie ein aktueller Polo, soll jedoch im Innenraum so viel Platz bieten wie ein VW Golf. Gelegenheit, diese Aussage auf die Probe zu stellen, gab es beim ersten Kennenlernen mit dem Modell allerdings nicht. Das Showcar blieb versperrt, der aufgeräumt wirkende Innenraum wurde nur mittels Pressefotos gezeigt.

Deutliche Abkehr von ID.-Ergonomie im Innenraum

Die legen allerdings eine deutliche Abkehr von der Ergonomie der bisherigen ID.-Modelle nahe: Allem voran die viel kritisierten Touch-Slider-Elemente unter dem zentralen Display sowie am Lenkrad werden demnach begraben. Stattdessen feiern haptische Knöpfe und Drehregler im Innenraum ihr Comeback, darunter auch ein klassischer Lautstärkenregler. Auch die Lösung eines zentralen, runden Knopfes in der Mittelkonsole scheint aus heutiger Sicht gute Chancen zu besitzen, es in die Serienversion zu schaffen. Auffällig sind die mit viel Liebe zum Detail verwendeten Zitate der glorreichen Vergangenheit der Marke: So taucht etwa das alte Wolfsburg-Logo, das zuletzt in den 1980er-Jahren an Serienmodellen verwendet wurde, in der Menüführung der Software auf. Großzügig fällt das Stauvolumen mit 490 bis 1330 Litern aus, das damit Fahrzeuge aus höheren Klassen übertrifft.

Die politisch heiß umstrittenen E-Fuels, auf die der VW-CEO an diesem Abend immer wieder von Journalisten angesprochen wurde, können laut Schäfer eine wichtige Ergänzung für die Bestandsflotte mit Verbrennungsmotor sein, aber auch nicht mehr. Der Fokus bei VW liegt ganz klar auf der Elektromobilität.