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Mazda Austria: Ziele und Zukunft unter neuem Geschäftsführer Christian Heider

Von Leverkusen nach Klagenfurt: Der neue Geschäftsführer von Mazda Austria im Interview. Christian Heider spricht über Verkaufsziele, Emissionsgrenzen und die Zukunft des Kultroadsters MX-5.

Mazda-Austria-Chef Christian Heider.
Mazda-Austria-Chef Christian Heider.

Seit 1. Oktober 2024 ist Christian Heider neuer Managing Director von Mazda Austria - und damit Nachfolger von Langzeit-Österreich-Chef Heimo Egger. Im SN-Interview spricht der 44-jährige Deutsche über die Ziele und Herausforderungen der wichtigsten japanischen Marke im Land.

Herr Heider, Sie sind Ihr gesamtes Berufsleben für Mazda tätig. Wie haben Sie die ersten Monate in Österreich erlebt? Christian Heider: Bei Mazda ist es alles andere als unüblich, viele Jahre oder Jahrzehnte mit dabei zu sein. Das gilt übrigens auch für unsere Händler. Ich komme ja ursprünglich aus der deutschen Organisation, war dann einige Jahre bei Mazda Europe in der Zentrale in Leverkusen. Da habe ich aus der Ferne auch die Situation in Österreich beobachtet. Unmittelbar nach meinem Start habe ich begonnen, alle Händler in Österreich zu besuchen. Das war eine tolle Gelegenheit, die Ansprechpartner persönlich kennenzulernen. Und ich bin beeindruckt vom Vertrauen und dem Zugehörigkeitsgefühl, das ich da gespürt habe.

Stichwort Händler: Die konventionelle Form des Autohandels wird bei vielen anderen Marken aktuell hinterfragt. Wie stehen Sie dazu? Bei Mazda stehen wir komplett hinter unserem Händlernetz. Und wir haben keine Ambitionen, an der aktuellen Situation etwas zu ändern. Wenn Sie den Trend zum Agenturmodell angesprochen haben - wir sehen mittlerweile ja, dass andere Marken diesbezüglich zumindest teilweise zurückrudern. Das bestätigt uns in unserer Strategie, mit starken Händlern vor Ort weiterzuarbeiten. Klar ist aber auch, dass man nicht wie vor Jahrzehnten im Autohaus sitzen und darauf warten kann, dass Kunden vorbeikommen. Der Verkaufsprozess als solcher muss natürlich adaptiert werden, Online und Offline werden mehr und mehr verschmelzen.

Wie beurteilen Sie das Händlernetz in Österreich? Wir haben kürzlich eine gründliche Analyse zu den verschiedenen Standorten gemacht. Aktuell haben wir rund 80 Verkaufsstandpunkte in ganz Österreich, davon tragen 50 Händler den Großteil des Verkaufsvolumens. Damit sind wir gemessen am Volumen ganz gut aufgestellt. Es sind aus heutiger Sicht keine größeren Maßnahmen geplant, eher kleine Anpassungen nach oben oder nach unten, je nach Region.

Wie ist die Lage im Bundesland Salzburg? Hier liegen wir mit einem Marktanteil von 2,23 Prozent etwas unter dem nationalen Schnitt, was unter anderem auch am starken Wettbewerb vor Ort liegt. Mit vier Händlern sind wir in Salzburg gut aufgestellt, an dem einen oder anderen Standort sehen wir aber durchaus noch Potenzial.

Blicken wir kurz zurück auf das Jahr 2024: Knapp 7000 verkaufte Autos bedeuten einen Marktanteil von 2,7 Prozent und ein Plus von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auffallend sind vor allem die Zuwächse von 14 Prozent im letzten Quartal. Andere Hersteller haben hingegen zuletzt bewusst Anmeldungen ins neue Jahr verschoben, um 2025 einen besseren Start hinzulegen. Da bei Mazda das Geschäftsjahr erst im März endet, war das für uns kein Thema. Mit den Vorjahreszahlen sind wir sehr zufrieden. Zugegebenermaßen war das Ziel ursprünglich ein anderes. Aber ob der schwierigen Rahmenbedingungen sind wir dann mit Vollgas auf die 7000 gegangen und haben dieses Ziel gemeinsam mit unseren Händlern auch erreicht.

Die strengeren Emissionsgrenzwerte, die Ende des Jahres schlagend werden, hängen aktuell wie ein Damoklesschwert über der Autobranche. Welche Strategie fährt Mazda in Bezug auf die eventuell drohenden Strafzahlungen? In unserer Planung spielt der neue 6e als reines Elektromodell natürlich eine große Rolle. Wir planen hierzulande mit 400 bis 500 verkauften Einheiten, ich bin da sehr optimistisch. Darüber hinaus wird es uns helfen, dass mittlerweile alle wichtigen Modelle auch mit Hybridantrieb verfügbar sind, neben dem CX-60 und dem CX-80 vor allem auch unsere Volumensmodelle Mazda 2 und CX-30. Dazu kommt der MX-30 als neuer Plug-in und am Jahresende der neue CX-5. Und damit sind wir genau im Plan. Die Transformation ist ja nach 2025 nicht vorbei, ganz im Gegenteil. Bis 2030 werden die Regularien noch viel schärfer, bis dahin werden wir weitere Elektro- und Hybridmodelle bringen.

Wie alle japanischen Hersteller galt auch Mazda in den letzten Jahren nicht gerade als Vorreiter der E-Mobilität. Wie stehen Sie persönlich zu der aktuellen politischen Debatte um die Fortführung der Elektroförderungen? Im Vergleich zu anderen Herstellern haben wir uns nicht auf nur eine technische Lösung konzentriert, sondern waren da relativ offen unterwegs. Aus meiner Sicht hat man mit der totalen Fokussierung auf BEVs und dem Wegfall der Förderungen in Deutschland kurz darauf nur erreicht, dass die chinesischen Hersteller in Europa stärker geworden sind. Bis dato haben es die Förderungen nicht geschafft, die E-Mobilität für alle leistbar zu machen. Hätte man das viele Geld pragmatischer eingesetzt, um damit auch neue, saubere Verbrenner zu fördern, hätte das vermutlich allen mehr geholfen - auch dem Klima.

Mit einem Privatkundenanteil von über 50 Prozent liegt Mazda weit über dem Branchenschnitt. Haben Sie Ambitionen, daran etwas zu ändern - und wenn ja, wie wollen Sie für Flottenkunden attraktiver werden? Es ist definitiv Teil unserer Strategie. Wir haben uns für 2025 in Österreich 6500 verkaufte Autos als Ziel gesetzt. Das ist angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen ein ambitioniertes Ziel. Und wir sehen, dass der Flottenbereich bei den elektrifizierten Modellen extrem wichtig ist. Wir werden diesbezüglich in diesem Jahr einige Aktionen setzen. Allen voran mit dem vollelektrischen Mazda 6e haben wir für Unternehmen, aber auch Kommunen nun ein sehr attraktives Modell im Angebot.

Mit dem MX-5 hat Mazda auch noch ein reines Spaßauto im Angebot. Hat der Roadster eine Zukunft? Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage ist es wenig überraschend, dass man darüber nachgedacht hat. Aber ich bin froh darüber, dass es keinerlei Pläne gibt, den MX-5 einzustellen.

Aktuell verhandeln Honda, Nissan und Mitsubishi über eine mögliche Fusion zum dann drittgrößten Autohersteller der Welt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung der japanischen Mitbewerber? Bei Mazda verfolgen wir seit jeher eine andere Strategie. Wir gehen bewusst an bestimmten Stellen strategische Kooperationen ein, und das über viele Jahre. Die besten Beispiele dafür sind die Partnerschaft mit Toyota oder das Joint Venture mit dem chinesischen Hersteller Changan, auf dessen Basis der Mazda 6e entstanden ist. Und natürlich auch die Kooperation mit dem Akkuhersteller Panasonic Energy. In Iwakuni City entsteht derzeit eine eigene Batteriemodul-Fabrik mit einer Produktionskapazität von zehn Gigawattstunden. Ich persönlich finde es wichtig, dass wir die DNA des Unternehmens erhalten und die entscheidenden Dinge weiterhin selbst machen. Und ich hoffe, dass wir diesen Weg noch möglichst lange so bestreiten können.