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Mit dem VW ID.Buzz Cargo zwischen Autobahn und Recyclinghof

Die Cargo-Version des Volkswagen ID.Buzz im Alltagstest: Trotz des saftigen Preises hat auch die Nutzfahrzeugversion des Elektro-Bulli das Potenzial zum Bestseller.

Für den anstehenden Umzug kam der Cargo leider ein paar Wochen zu früh. Für den Einsatz am Recyclinghof eignete sich der Elektro-Kastenwagen aber bestens.
Für den anstehenden Umzug kam der Cargo leider ein paar Wochen zu früh. Für den Einsatz am Recyclinghof eignete sich der Elektro-Kastenwagen aber bestens.

Hippie-Mobil hin, Camping-Legende her - geht man zurück zu den Anfängen des VW Bulli, wird schnell klar: Im Kern ist und bleibt der VW Bus ein waschechtes Nutzfahrzeug. Wenngleich der ID.Buzz mit seiner hochkomplexen Elektronik und dem batterieelektrischen Antrieb nicht mehr viel mit den Kastenwägen, Pritschen und Doppelkabinen mit ihren Heck-Boxermotoren gemeinsam hat, funktioniert das Grundprinzip auch in Zeiten des Modularen Elektro-Baukastens.

Es spricht viel für den ID.Buzz Cargo

Dabei stellt der ID. Buzz die jahrzehntealte VW-Tradition auf den Kopf, wonach die Nutzfahrzeuge die technische Basis für die zivileren, teils sogar luxuriösen Varianten des VW Bus bilden. Ganz im Gegenteil: Nun soll der von Elektroskeptikern misstrauisch beäugte ID.Buzz, der sich seine technische Basis mit den elektrischen Pkw-Modellen teilt, als vollwertiges Nutzfahrzeug durchgehen?

Die Antwort darauf lautet: Absolut! Denn obwohl der ID.Buzz in Sachen Nutzlast, Ladevolumen oder Anhängerlast noch nicht ganz mit seinen dieselbetriebenen Verwandten mithalten kann, spricht viel dafür, eher früher als später auf die Akkualternative umzusteigen. Da wären zunächst die harmonischen Fahreigenschaften. Vor allem im städtischen Stop-and-go-Verkehr, der für viele Gewerbetreibende, Zustelldienste und Handwerker einen Großteil des Berufsalltags ausmacht, kann der ID. Buzz seine Stärken voll ausspielen. Im Vergleich zum spielerischen, lautlosen Plug-and-play-Gefühl des E-Antriebs wirkt das ständige Ein und Aus des Verbrenners wie aus einem längst vergangenen Jahrhundert. Dazu kommt, dass der Elektromotor im Stadtverkehr dank kräftiger Rekuperation unerreicht effizient unterwegs ist. Doch nicht nur das: Eine Fahrt über 371 Kilometer von Salzburg ins Burgenland schaffte der ID.Buzz mit Tempomat auf 110 km/h mit einem Durchschnittsverbrauch von sensationellen 17,1 kWh.

Klar ist aber auch: Wer das Rattern des Selbstzünders gegen das Summen des Elektromotors eintauschen möchte, muss ziemlich viel Geld in die Hand nehmen. Mindestens 59.943 Euro brutto kostet die leere Cargo-Version, der Nettopreis startet bei 49.952,50 Euro.

Dafür bekommt man allerdings ein Auto, dem selbst als puristischem Arbeitstier die Herzen der anderen Verkehrsteilnehmer zufliegen.

Unaufgeregter Pragmatismus bei der Nutzfahrzeugversion des E-Bulli

Im Alltag mindestens ebenso beglückend wie die unzähligen "Daumen hoch" an der Ampel ist der unaufgeregte Pragmatismus, der die Cargo-Variante von seinem Pkw-Bruder unterschiedet. Das Cockpit empfängt die Insassen mit schnödem Schwarz-Grau. Dafür glänzt die dreisitzige Fahrerkabine mit unzähligen Ablagen, robusten Materialen und guter Ergonomie. Angesichts des hohen Anschaffungspreises der Pkw-Version würde eine zusätzliche Einstiegsvariante auf Basis des Cargo wohl unzählige Fans finden.

DATEN & FAKTEN

VW ID. Buzz Cargo
Permanenterregte Synchronmaschine, 150 kW/204 PS, max. Drehm. 310 Nm, Eingang-Automatik, Heckantrieb. Topspeed 145 km/h, Eigengewicht 2.316 kg, zul. Gesamtgewicht 3000 kg, Anhängerlast gebremst/ungebremst 1000/75 kg, Laderaum 3,2 Quadratmeter bzw. 3,9 Kubikmeter, Nutzlast 610 kg, Akku 77 kWh (netto), WLTP-Reichweite komb. 417 km, WLTP-Verbrauch 20,9 kWh, im Test: 18,2 kWh. Preis: ab 59.943 Euro, Preis Testfahrzeug: 73.842,60.

Was gefällt:
Das aufgeräumte, robust wirkende Cockpit, die unzähligen Ablagefächer, der niedrige Verbrauch.

Was weniger gefällt:
Das ohrenbetäubend laute Warngeräusch beim Rückwärtsfahren.

Was überrascht:
Dass sich die Menschen nach einem Nutzfahrzeug den Hals verdrehen.

Perfekt für:
Finanzstarke Unternehmer.