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smart: Neugeburt einer Marke

Mit dem #3 hat smart jüngst ein weiteres neues Elektroauto präsentiert. Im SN-Interview spricht Europa-Chef Dirk Adelmann über die konsequente Neuerfindung.

smart-Europa-Chef Dirk Adelmann.
smart-Europa-Chef Dirk Adelmann.

Vor einem Jahr übernahm der Deutsche Dirk Adelmann nach über 20 Jahren Erfahrung im Daimler-Konzern die Leitung der Marke smart in Europa.

Herr Adelmann, wieso heißt das zweite Modell denn #3 und nicht #2? Dirk Adelmann: Die 2 ist für die Marke seit dem Modell fortwo eine ganz besondere Zahl. Die haben wir uns aufgehoben für einen potenziellen Zweisitzer, der noch kommen könnte.

Sie definieren smart wiederholt als "Premium light" - was verbirgt sich dahinter? Wir teilen uns in Europa ja die Showrooms mit Mercedes-Benz. Da man sich dort verstärkt als Luxusmarke positioniert, wird dort, wo aktuell noch die A-Klasse und die B-Klasse existieren, in Zukunft etwas Raum frei für uns. smart hat sich deshalb auch ein Stück weit mehr in Richtung Premium entwickelt. Wir wollen uns dabei aber nicht über die Maßen ernst nehmen. Wir bleiben nach wie vor unkonventionell, bringen immer auch etwas Überraschendes. Ich nenne es deshalb auch gerne "Premium mit einem Augenzwinkern".

Diese jugendliche Positionierung erklärt sich somit auch durch die etwas ältere Zielgruppe bei Mercedes? Ja und nein. Der #1 wird zumindest in Deutschland sehr häufig von Mercedes-Kunden als Zweitauto gekauft. Der #3 jedoch, den wir auf der IAA vorgestellt haben, ist eindeutig ein Erstwagen, der auch vom Design her andere Schichten anspricht. Von daher - ja, es ist so gewollt. Aber wir haben durchaus vor, ein jüngeres Publikum anzusprechen. smart hatte ja schon mit dem fortwo die Spreizung geschafft vom Studenten bis zu den Senioren, die etwa die hohe Sitzposition oder die große Türöffnung geschätzt haben. Das ist schon ein Stück weit die DNA von smart, die wir aufgegriffen haben.

Wird es wieder ein kompaktes Stadtauto geben? Wenn wir das unsere Kunden oder auch Vertriebspartner fragen, so ist das Votum ganz eindeutig ja. Sogar ein Roadster kommt immer wieder zur Sprache. Wir denken natürlich über einen Nachfolger für den fortwo nach. Wir werden zu gegebener Zeit auch darüber informie- ren. Aktuell gibt es den fortwo ja noch bis mindestens Mitte nächsten Jahres. Generell ist für uns das Thema urbane Mobilität nicht zwangsläufig verknüpft mit einer reinen Zweisitzigkeit. Sondern mit lokal emissionsfreiem Fahren und Maximierung des Innenraumnutzens bei idealerweise kompakten Außenmaßen. Der fortwo ist nach wie vor eine Ikone der Marke, die viele auch mit smart verbinden. Das ist auch okay, wir verstecken uns nicht oder vertuschen gar eine sehr erfolgreiche Vergangenheit. Sondern versuchen, die Kunden mitzunehmen, die mit uns mitwachsen.

"Wir wollen uns nicht über die Maßen ernst nehmen. Daher nennen wir es Premium light."
Dirk Adelmann
CEO smart Europe

Gerade in der Anfangsphase der E-Mobilität konnte man den Eindruck gewinnen, der fortwo wäre etwas unter den Tisch gefallen. Hat man da nicht sehr viel an Potenzial hergeschenkt? In Österreich gab es auch eine weitere spezielle Situation, weil man dort sehr früh auf Direktvertrieb umgestellt hat und man die bestehenden Verträge schlicht und einfach nicht verlängert hat. Es war also zum Teil auch eine spezifisch österreichische Situation. In Deutschland ist der fortwo im Auslauf sehr erfolgreich, im größten Markt Europas haben wir ein Plus von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Haben wir Chancen vergeben? Eventuell. Es lag aber nicht in unserer Verantwortung, weil wir als Marke nur noch für die Produkte ab dem #1 zuständig sind. Wir hätten den fortwo schon allein deshalb gerne länger gesehen, um unser neues Portfolio nicht so oft rechtfertigen zu müssen.

Der #1 wird ja in China produziert. Sehen Sie sich als chinesische oder europäische Marke? Wir sehen uns im Kern als europäische Marke mit internationalem Hintergrund. smart Europa hat sein Headquarter in Stuttgart, dort arbeiten aktuell 150 Mitarbeiter aus 39 Nationen, gesprochen wird im Alltag Englisch. Der Markenkern ist und bleibt aber europäisch. Das komplette Design kommt aus der Mercedes-Welt; in Europa sind auch sämtliche After-Sales-Tätigkeiten inklusive der Verträge, durchgeführt von Mercedes, die ganze Logistikkette für Ersatzteile läuft über Mercedes. In China ist es das Gleiche mit Geely. Wir reden hier von zwei Partnern auf Augenhöhe. Wir holen uns quasi aus beiden Welten das Beste heraus.

Welche Strategie steckt hinter dem Fuchs als Avatar? Und wie kommt dieser spielerische Ansatz an? Das Feedback ist zweigeteilt. Die einen lieben den Fuchs, vor allem die Jüngeren. Andere lehnen ihn komplett ab. Aktuell überwiegen jene, die sagen, bitte mehr davon. Im #3 haben wir einen Geparden als Avatar. In China sind wir
so weit, dass wir spezielle Accessoires für den Fuchs anbieten. Wir sind uns bewusst, es ist ein schmaler Grat. Wir wollen die Grenze vom Spaß zur Ablenkung keinesfalls überschreiten.