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Nomi: Der smarte KI-Assistent von Nio

Wegbegleiterin in Berlin und bald auch in Wien: Nomi kommt. Mit Nio als nächstem Autobauer aus China.

Die smarte Sprachsteuerung namens Nomi liest den Insassen der Nio-Modelle die Wünsche von den Lippen ab.
Die smarte Sprachsteuerung namens Nomi liest den Insassen der Nio-Modelle die Wünsche von den Lippen ab.
Die Mittelklasse-Limousine Nio ETS.
Die Mittelklasse-Limousine Nio ETS.
Martin Rieder, der designierte Geschäftsführer der Marke Nio in Österreich.
Martin Rieder, der designierte Geschäftsführer der Marke Nio in Österreich.
Mark Zhou, geschäftsführender Vizepräsident Nio
Mark Zhou, geschäftsführender Vizepräsident Nio

Nomi spricht sanft. Sie erfüllt die meisten Wünsche. Wenn nicht, sagt sie ausweichend: "Ich habe Sie nicht verstanden." Ja, auf Deutsch. Und in der Höflichkeitsform. Ihre Schöpfer sagen, sie könne auch Englisch und Norwegisch. Chinesisch sowieso, aber nicht hier. "Hi Nomi, Massage auf dem Beifahrersitz bitte!" Und schon wird massiert. Durch die Technik, nicht Nomi selbst. Nomi schaltet auch die Heizung ein, öffnet oder schließt Fenster, ist sehr zu Diensten. Und manchmal rollt sie auch mit ihren Kulleraugen. Nomi sitzt auf dem Dashboard. "In allen Nio-Modellen", wird versichert. Nur manche Zusatzfunktionen macht Nomi nur gegen Aufpreis.

Nio eröffnet innovatives Zentrum in Berlin

Nomi ist ein zentraler Teil des innovationsgetriebenen chinesischen Herstellers Nio. Der manchen vielleicht nur als Rennteam ein Begriff ist, das seit Beginn der Formel E an dieser WM teilnimmt, dort anfangs zwei Siege feierte und jetzt nach einer Durststrecke wieder gut mithält. Das will Nio auch im europäischen Automarkt. "Wir unterschätzen die Bedingungen hier keineswegs und wissen, wie schwierig es wird", sagt der geschäftsführende Vizepräsident für Produkt- und Programmmanagement, Mark Zhou, bei der Eröffnung des neuen, 1500 Quadratmeter umfassenden Nio-Innovationszentrums im Berliner Trendbezirk Friedrichshain. Nahe der historischen Oberbaumbrücke, doch im revitalisierten Altbau hat Nio quasi den europäischen Thinktank etabliert, neben dem Designcenter in München und dem Europa-Hauptquartier in Amsterdam.

Vom Bauernsohn zum Milliardär

Nio wurde erst 2014 vom damals 40-jährigen Bauernsohn William Li gegründet. Neun Jahre später beziffert Bloomberg Lis Vermögen mit 7,11 Mrd. Dollar. Nio beschäftigt als ehemaliges Start-up mit Sitz in Schanghai mittlerweile 15.000 Mitarbeiter, 6000 werken an der Software. Nio startete 2021 in Europa, natürlich in Norwegen. 2022 kamen Dänemark, Schweden, die Niederlande und Deutschland als nächste Exportmärkte dazu. Und bald, noch im Sommer, wird Nio in weiteren europäischen Ländern Fuß zu fassen versuchen. So auch in Österreich als vierter Chinese nach MG, Maxus und BYD. Seit Jänner ist der Wiener Martin Rieder (früher im Disney-Konzern, bei Samsung und Vibe) Geschäftsführer, der mit vorerst 15 Mitarbeitern den Österreich-Vertrieb aus Wien leiten wird - ohne noch Details, Marktziele usw. zu verraten, "aber bald gibt es dazu Informationen". Modellpalette, Vertrieb etc. werden sich an Deutschland anlehnen. Und um die Sportlimousinen ET5 (Mittelklasse), ET7 (Oberklasse-"Schlachtschiff") und die SUVs ES7 und EC7 drehen. Alle rein elektrisch natürlich. Kein Plug-in ist im Portfolio.

"Wir unterschätzen die Bedingungen hier nicht und wissen, wie schwierig es wird"
Mark Zhou
geschäftsführender Vizepräsident Nio

Nio's Vision: Smart Vehicles und Kundeninteraktion im Fokus

Nio setzt auf ein Netz von Batteriewechselstationen, 18 sind es derzeit in Europa. 2025 sollen es global 4000 sein, davon 1000 außerhalb von China, die meisten in Europa. In den Fokus stellt Nio aber den Anspruch, "Smart Vehicles" anzubieten - quasi Computer mit vier Rädern, die allerdings außer viel Elektronik auch viel Komfort und ausgezeichnete Fahreigenschaften bieten. Und neben der lieben Nomi ist der Austausch mit den Kunden ein zentrales Anliegen. Nio-Modelle sind also softwarebasierte E-Autos, die auch aus Kundenerfahrungen heraus gestaltet werden. Dafür ist der deutsche Manager Benjamin Steinmetz als Direktor Europa zuständig: "Über Nomi kann der Kunde mit dem Hersteller kommunizieren, Vorschläge oder Beschwerden einbringen." 100 Kundenkontakte dieser Art habe es in Deutschland gegeben, viele Anregungen würden innerhalb von Wochen bearbeitet und umgesetzt, sagt Steinmetz. Diese Firmware- oder Software-Updates kommen natürlich cloudbasiert "over the air". Voraussetzung sind Fahrzeuge, die eine dafür entwickelte Steuergeräte-Architektur und -Software integriert haben, also "User Experience Defined Vehicles". Die smarten Systeme sind nach Bäumen in alphabetischer Reihe benannt, vorerst Aspen (2021) und Banyan (2022). In den vergangenen fünf Jahren wurden 80 Updates über FOTA durchgeführt, die 450 neue Funktionen ermöglichten. Ziel für Europa: monatliche Software- und quartalsmäßige Firmware-Updates für eine optimale Pflege der Betriebssysteme.

Einblick in die Zukunft eines technologieorientierten Lifestyle-Unternehmens

Und weil sich Nio nicht als herkömmlicher Autobauer, sondern als "technologieorientiertes Lifestyle-Unternehmen" definiert, wird es neue Funktionen wie Video-on-Demand (mit dem Partner-Start-up Screenhits) und Smartcharging anbieten. Im neuen Innovationscenter werden fünf Teams arbeiten - für digitale Systeme und digitale Entwicklung, das digitale Cockpit (Nomi EU Team), autonomes Fahren und Nio Power. Doch einfach wird die Eroberung der Alten Welt nicht: "Der Markt hier ist kompliziert. Wir brauchen besonders viel Geduld", bestätigt auch der für Europa zuständige Vizepräsident Hui Zhang.