Geht es um die Zukunft des öffentlichen Verkehrs in Salzburg, so zog zuletzt die Diskussion rund um die geplante Stadtregionalbahn S-Link die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Doch auch das Rückgrat des städtischen Verkehrs, der Obus, gleicht aktuell einer Großbaustelle. Wenngleich die Ausgliederung der Verkehrssparte aus der Salzburg AG mittlerweile beschlossene Sache ist, bleiben Probleme wie der ausgedünnte Fahrplan, der akute Mangel an Lenkerinnen und Lenkern, der Neubau des Betriebshofes sowie die politisch und fachlich hart kritisierte bevorstehende Neuordnung des Liniennetzes ungelöst.
Bus in Salzburg: Weiter in das Oberleitungsnetz oder in batterieelektrische Fahrzeuge investieren?
Auch von der Ausweitung bestehender Obus-Linien ins Umland der Landeshauptstadt - einem der favorisierten Projekte des Verkehrslandesrats Stefan Schnöll - ist bis dato mit Ausnahme der Verlängerung der Linie fünf bis zur Talstation der Untersbergbahn in Grödig wenig zu sehen. Obwohl inhaltlich unstrittig, scheiden sich auch hier die Geister. Nicht wenige fordern angesichts des offensichtlichen Reformstaus eine Grundsatzentscheidung: Weiter in das rund 125 Kilometer lange Oberleitungsnetz investieren oder stattdessen in batterieelektrische Fahrzeuge investieren, die ohne zusätzliche Verkabelung auskommen?
Silenth: Elektro-Stadtbus aus dem Tennengau mit bis zu 470 Kilometern Reichweite
Einer der größten Kritiker des bestehenden Systems ist der Tennengauer Unternehmer David Gruber. Unter dem Markennamen "Silenth" konstruierte der E-Mobilitätsexperte einen zwölf Meter langen Stadtbus, der rein elektrisch fährt und eigenen Angaben zufolge im Sommer eine Reichweite von bis zu 470 Kilometern bietet. Der 14-Tonnen-Bus, der genug Platz für 30 Sitzplätze sowie 45 Stehplätze bietet, sorgte unter anderem mit einer Fahrt auf den Großglockner für Aufsehen. Auch auf dem Gaisberg kam der Akku-Bus mit seiner 422-kWh-Batterie im Rahmen diverser Autofrei-Aktionstage zum Einsatz. Geht es nach David Gruber, so würden vor allem finanzielle Gründe für den Ausbau des Salzburger Personennahverkehrs mit Akku-Bussen sprechen. "Ich bin grundsätzlich kein Gegner des Salzburger Obusses, der in den vergangenen Jahrzehnten stets gut funktioniert hat", betont Gruber, der vor allem die lange Haltbarkeit und die bestehende Infrastruktur als Vorteile sieht. "Aber vor allem in Hinblick auf die geplante Ausweitung der bestehenden Linien in die Anrainergemeinden rund um die Stadt ist die aktuelle Variante mit den Range-Extendern alles andere als optimal."
Der Hintergrund: Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 verkehrt jede zweite Fahrt der Linie 5 ab der Stadtgrenze in die benachbarte Marktgemeinde Grödig, wo sie an der Talstation der Untersbergbahn endet. Die zusätzliche Strecke von 4,2 Kilometern wird seither rein elektrisch ohne Oberleitung gefahren. Zu diesem Zwecke wurden sogenannte E-Obusse des Typs "lighTram 19 DC" vom Schweizer Herstellers Hess angekauft. Das 18,75 Meter lange und 29 Tonnen schwere Fahrzeug verfügt über eine Traktionsbatterie, die es erlaubt, bis zu 30 Prozent des Linienbetriebs ohne Oberleitungen zu fahren. Die jüngsten 13 Fahrzeuge wurden erst 2023 zu einem Stückpreis von über einer Million Euro angeschafft. Bis Ende 2024 soll die Flotte der Salzburger E-Obusse schließlich 50 Exemplare umfassen.
Kritik am Hybridbetrieb der Obus-Linie 5 nach Grödig: ineffizient und extrem teuer
Geht es nach David Gruber, handelt es sich bei den Fahrzeugen mit Akku-Range-Extender um eine äußerst ineffiziente Lösung. "Um den bekannten Stückpreis von rund 1,2 Millionen Euro bekäme man meines Wissens zweieinhalb rein elektrisch angetriebene Stadtbusse, welche die gesamte Strecke der Linie 5 ohne zusätzliche Ladepausen fahren könnten", so der Unternehmer, der neben den seiner Meinung nach unnötig hohen Instandhaltungskosten der bestehenden Infrastruktur vor allem die geringe Haltbarkeit der Akkus kritisiert. "Aus meiner Sicht gibt es keinen logischen Grund, warum man um teures Geld auf eine komplizierte und verhältnismäßig anfällige Technologie setzt. Im direkten Vergleich zu den Akkus rein elektrischer Busse sind die Energiespeicher der Salzburger E-Obusse zwar kleiner, leichter und vor allem preiswerter. Doch gerade deswegen müsse man befürchten, dass es um die Lebensdauer der teuren Batterien nicht allzu gut bestellt sei.
Auch Gunter Mackinger, als ehemaliger Verkehrsdirektor der Salzburg AG viele Jahre lang für den StadtBus Salzburg verantwortlich, kritisiert den Hybridbetrieb der Obus-Linie 5 nach Grödig als ineffizient und extrem teuer. "Die oft kommunizierte Auskunft, wonach ein Kilometer Oberleitung eine Million Euro kostet, ist schlichtweg falsch. Korrekt sind vielmehr Kosten zwischen 500.000 Euro und einer Million - je nach tatsächlichem Aufwand."
Geht es nach Gunter Mackinger, so hätten sich die einmaligen Investitionen in die Verlängerung der Oberleitung längst gerechnet. Vor allem, weil man den vom nahe gelegenen Laufkraftwerk Eichetmühle am Almkanal gewonnenen Gleichstrom direkt in das Obus-Netz hätte einspeisen können. "Stattdessen muss man jetzt davon ausgehen, dass einige der heute 38 Elektro-Obusse, die seit 2019 teuer gekauft wurden, mittlerweile gar nicht mehr auf der Linie 5 eingesetzt werden können, weil die Akkus nicht mehr die dafür notwendige Kapazität aufweisen", so Mackinger. Muss die Batterie getauscht werden, so müsse man mit Kosten von rund 250.000 Euro rechnen, so der Verkehrsexperte.