Nachhaltige Laufbekleidung ist einer der Trends der letzten Jahre. Das Problem: Ein Plus an Funktionen wie schweißabsorbierend, schnell trocknend, ultra-leicht, extra-dehnbar etc. bedeutet meist auch ein Plus an Chemie. Beim Thema Nachhaltigkeit gibt es drei Säulen: ökologische, soziale und ökonomische Faktoren. Aus Kundensicht am wichtigsten sind die ökologischen Faktoren (Umweltfaktoren). Bei nachhaltiger Laufmode stellt sich die Frage: Wie und woraus wird die Faser gewonnen? Ein herkömmlich hergestellter Polyesterfaden ist einfacher zu bearbeiten als ein recycelter. "Es wird sehr viel mit recyceltem Polyester gearbeitet, um den Ölverbrauch zu reduzieren. Die ganz große Kunst besteht aber darin, dass ich aus einem Lauf-T-Shirt wieder ein Lauf-T-Shirt herstellen kann", erklärt René Gorissen, der bei Bründl Sports als Geschäftsleiter für den Einkauf zuständig und selbst seit vielen Jahren Läufer ist. Der Klassiker wären Lauf-T-Shirts, die aus PET-Flaschen hergestellt werden - hier gibt es meistens Beimischungen, das kommt aber auf die Farbe und das jeweilige Produkt an.

"Adidas hat die erste Jacke im Outdoorbereich entwickelt, die zu hundert Prozent recycelbar ist. Solche Jacken müssen sehr rein sein. Sobald reflektierende Elemente, Knöpfe oder Reißverschlüsse ins Spiel kommen, wird's richtig knifflig, weil dann andere Materialien dabei sind", sagt Gorissen. Die Hersteller haben mittlerweile eigene Nachhaltigkeitszertifikate entwickelt, damit die Produkte im Sinne ökologischer Nachhaltigkeit bewertet werden können. Ein großes Thema ist PFC: Mehr und mehr Hersteller achten bei der Herstellung auf Laufkleidung, die frei von PFC ist.
Es gibt jedoch nach wie vor einige Schwierigkeiten: "Gore-Tex hat eine gute Nachhaltigkeitsstrategie, aber sie sagen, dass sie in den nächsten drei Jahren nicht auf PFC verzichten können", erzählt Gorissen. Einschränkungen in Design und Funktion können die Folge sein. Alles steht und fällt mit der Rückführung von Materialien in geeignete Recyclingwerke. Als positives Beispiel führt Gorissen den On Cyclon, einen recycelbaren Schuh mit Abonnementservice, an. "Der ökologische Fußabdruck ist ganz wichtig!"
Sportfachhändler können mit Lieferanten daran arbeiten, in der Produktion möglichst klimaneutral zu bleiben. Nachhaltige Laufkleidung hat auch mit Langlebigkeit und Reparierbarkeit zu tun: "Die Coronapandemie gilt als Beschleuniger, wenn es um das soziale Gewissen und um Umweltthemen geht. Der Trend geht schon auch zu kleineren Marken, die oft gute Nachhaltigkeitsprodukte haben", erklärt Gorissen.
Immer wichtiger werden auch spezielle Rohstoffe: Merino, Zuckerrohr und Hanf werden vermehrt eingesetzt. Je seltener die Rohstoffe sind, desto teurer wird die Laufkleidung.
Vermehrte Kundennachfrage
Bei den sozialen Faktoren stellt sich vor allem folgende Frage: Unter welchen Arbeitsbedingungen werden Produkte hergestellt? Der Schutz von Kindern und Jugendlichen sollte ernst genommen werden. Die Mitglieder der Fair Wear Foundation (FWF) - das ist nur eines von vielen Zertifikaten - setzen sich dafür ein: Firmen, die dieses Gütesiegel haben wollen, werden sehr genau kontrolliert.
Um ökonomische Erfolge mit nachhaltiger Laufkleidung zu erzielen, braucht es langfristiges Denken und starke Partnerschaften zwischen Händlern, Lieferanten und Produzenten. Man merkt aber durchaus, dass nachhaltige Laufmode immer stärker von den Kunden nachgefragt wird. Gorissen meint, den größten Sprung habe es vor zirka einem Jahr gegeben. "Auf jedem Stand der ISPO (Anm.: Internationale Fachmesse für Sportartikel und Sportmode) ging es um Nachhaltigkeit, das war für mich ein Schritt in die richtige Richtung." Je mehr Endverbraucher sich nachhaltige Laufkleidung wünschen, desto schneller werden sich die Big Player anpassen und noch mehr zum Thema Nachhaltigkeit positionieren, glaubt der Laufexperte.