Es sind bunte Schmetterlinge, die es der 84-jährigen Erika angetan haben. Seit 40 Jahren faltet die Salzburgerin so viele von ihnen, dass sie diese in der ganzen Stadt und auf der Kinderstation im Krankenhaus verteilen kann. "Das ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie viel Freude Origami verbreiten kann - einem selbst beim Basteln und den anderen, weil alles voll mit den farbenfrohen Figuren ist", berichtet Julia Schönhuber. Sie leitet den Origamikurs, den Erika und viele weitere Pensionistinnen und Pensionisten besuchen. Bei einem Japanischkurs fand Schönhuber vor 20 Jahren zum Origami, die Leidenschaft der gebürtigen Innviertlerin und Wahlsalzburgerin für die jahrtausendealte asiatische Falttechnik ist seither ungebrochen.
Ausgebildet als Grafikerin, beschloss die heute 40-Jährige, in den sozialen Bereich zu wechseln, und ist heute in der mobilen Betreuung der Erwachsenenhilfe tätig. Von 2014 bis 2019 absolvierte Schönhuber zusätzlich die Ausbildung zur Mal- und Gestaltungstherapeutin. Die älteren Menschen, mit denen Schönhuber täglich in der Arbeit zu tun hat, inspirierten sie dazu, auch mit ihnen das Falten und Knicken zu üben. "Ich gehe regelmäßig zu den Treffen eines Origamivereins und dort habe ich einige kennengelernt, die Origamikurse zur Demenzprävention geben. Da habe ich mir gedacht: Das will ich auch machen", erzählt Schönhuber.

2018 ist es dann so weit: Im Bewohnerservice Salzburg-Süd findet der erste Origamikurs zur Demenzprävention statt. Sanft nimmt Schönhuber die älteren Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer an die Hand und führt sie ein in die Welt der Schmetterlinge, Kraniche, Fächer und Sterne aus Papier. Der Kurs kommt gut an. "Das Tolle ist, dass man Origami auch mit körperlichen Einschränkungen noch sehr gut machen kann", sagt Schönhuber. Dass die Arbeit mit dem Papier tatsächlich förderlich für das Gehirn ist, belegen Studien aus dem Bereich der Ergotherapie. "Es ist ein gutes Training für die Feinmotorik in den Händen und die damit zusammenhängende neuronale Vernetzung. Man arbeitet Schritt für Schritt und muss sich dabei sehr konzentrieren", beschreibt Schönhuber. "Dadurch wird die Wahrnehmung geschult, es ist eine Achtsamkeitsübung." Zusätzlich seien es regelrechte Erfolgserlebnisse für die Teilnehmer, am Ende ein selbst gefaltetes Tier oder Ähnliches in den Händen zu halten.
Ideen entstehen im Miteinander
Mittlerweile hat Schönhuber bereits 14 Kurse gegeben, so auch in den Bewohnerservicestellen Lehen/Taxham und Itzling/Elisabeth-Vorstadt. Am liebsten hätte die Origamibegeisterte bereits noch mehr gegeben - dem kam jedoch die Pandemie immer wieder in die Quere. In jedem Fall freue sie sich schon sehr auf den nächsten Kurs, sagt Schönhuber. Denn den Teilnehmerinnen und Teilnehmern tue nicht nur das kreative Gestalten gut, sondern auch das soziale Miteinander. Zudem sei es ein wertvolles Gefühl der Selbstwirksamkeit für die Teilnehmer, wenn sie nicht nur selbst komplexe Figuren aus Papier falten, sondern auch ihren Kindern und Enkerln zeigen können, wie das geht.
Es seien mehr Frauen als Männer, die bei den Origami-Demenzpräventionskursen teilnehmen, die jüngste sei dabei 50 und die älteste 90 gewesen. "Mich begeistert, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den Kursen eigene Ideen entwickeln", erzählt Schönhuber. "Zum Beispiel hat einmal eine Dame spontan ein Lied angestimmt, als wir Boote gefaltet haben. Das haben wir dann gemeinsam gesungen. Die besten Ideen entstehen im Miteinander."