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Wenn Trauer das Leben bestimmt

Trauer, ein scheinbar sehr stilles Gefühl, das viele Menschen mit sich selbst ausmachen. Hilfe im oftmals lähmenden Prozess bietet professionelle Trauerbegleitung.

Wenn Trauer das Leben bestimmt
Wenn Trauer das Leben bestimmt

Wenn wir von Trauer und Trauerbegleitung sprechen, ist sicherlich meist das Thema Sterben und Tod gemeint. Diese Themen sowie die Verarbeitung der damit einhergehenden Gefühle, sind leider nach wie vor ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Dabei ist jeder Mensch irgendwann in seinem Leben mit dieser Thematik konfrontiert und die wenigsten von uns sind darauf vorbereitet. Hilflosigkeit ist hier ein Seinszustand bei allen Beteiligten, denn nicht nur die direkt betroffene(n) Person(en), auch das gesamte Umfeld wissen meist nicht, wie mit einer derartigen Situation umzugehen ist.
Nicht das Nahverhältnis zu einem verstorbenen Menschen ist ausschlaggebend dafür, wie intensiv Trauer empfunden wird. Wenn eine Person ein intensives Gefühl von Trauer zeigt, stößt dies bei Außenstehenden oft auf Unverständnis, wird nicht als "angemessen" betrachtet. Dann wird die Trauer "hinuntergeschluckt", die Tränen fließen nach innen.
Menschen trauern nicht nur um verstorbene Partner, Kinder, Eltern, Freunde, auch der Verlust eines Tieres kann diese starken Gefühle hervorbringen. Betroffene trauen sich oft nicht sichtbar zu trauern, aus Angst vor der Reaktion des Umfelds.
Früher war es Usus, sich als trauernder Mensch in schwarze Kleidung zu hüllen. Das bedeutet, seine Gefühle nicht offen zu zeigen, sich emotional abzuschotten und nicht mehr Farbe zu bekennen.

Freilich haben sich die Zeiten geändert. Wir müssen heute nicht mehr Schwarz tragen, wenn wir es nicht wollen - aber wirklich offen zu trauern ist nach wie vor schwierig.

Wie trauert man richtig?

Grundsätzlich gibt es kein Patentrezept, wie Trauerarbeit aussehen soll, wie lang ein Trauerprozess dauern darf, wie viel oder wie wenig über die eigene Befindlichkeit gesprochen und erzählt werden soll. Wichtig ist, dass jeder Trauernde sich den Raum nimmt, den er individuell benötigt. Das bedeutet auch, über die eigenen Gefühle zu sprechen. Wenn dies im persönlichen Umfeld schwierig ist , kann bzw. sollte man professionelle Trauerbegleitung in Anspruch nehmen oder sich Unterstützung bei einer Trauergruppe suchen.

Die vier Phasen der Trauer

Das Gefühl von Traurigkeit und Trauer kommt meist in Schüben und kann den Betroffenen in einen körperlichen Zustand von Lähmung und Stillstand versetzen. Laut Trauerforschung durchläuft man meist vier Trauerphasen:
1. Das Nicht-Wahrhaben-Wollen (Schock) 2. Aufbrechende Emotionen
3. Suchen und Sich-Trennen
4. Neuer Selbst- und Weltbezug

Es ist sinnvoll, diese Phasen zu erkennen und zuzulassen. Mit viel Feingefühl können geschulte Lebensberater in jeder dieser Phasen auf die Bedürfnisse und Wünsche des Trauernden gezielt eingehen. Dabei spielt das körperliche Empfinden eine Rolle, denn das Gefühl von Trauer kann tatsächlich körperliche Schmerzen erzeugen. Daher ist es wichtig, MIT dem Körper zu arbeiten und nicht GEGEN ihn.
Nicht nur bei Sterben und Tod soll und darf getrauert werden. Jede Form von Verlust kann diese Emotion erzeugen, sei es ein Veränderungsprozess wie der Auszug der Kinder, der Verlust der Arbeit oder eine Scheidung bzw. Trennung. Trauen Sie sich, zu betrauern, wenn Sie verloren haben, was Ihnen wertvoll und wichtig war.

Expertentipp: Trauer braucht Worte

Um Gedanken zu sortieren und Gefühle und Bedürfnisse für sich zu erkennen, gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Schreiben , z. B. ein Tagebuch
  • Malen (Gefühle können über Farben ausgedrückt werden)
  • Trauerspaziergänge (im Gehen fallen Gespräche oft leichter, auch als professionelle Trauerbegleitung möglich)
  • Offene Trauergruppen, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen (in Salzburg gibt es ein kostenlose Angebot, z. B. über die Hospiz-Bewegung)


Autorin:
Christa Maria Kühleitner
Dipl. Lebens- und Sozialberaterin
Mitglied im Expertenpool Trauerbegleitung, Paarberatung, Stressmanagement und Burnout-Prävention und Supervision