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Auch die Photovoltaikanlage gehört versichert

Rechtzeitiger Austausch mit der Versicherung in der Projektphase spart nachträgliche Kosten. Ortsübliche wetterbedingte Gefahren lassen sich rasch recherchieren - Statik spielt eine große Rolle.

Besonders wichtig bei der Errichtung einer PV-Anlange: Versicherung frühzeitig einbinden.
Besonders wichtig bei der Errichtung einer PV-Anlange: Versicherung frühzeitig einbinden.

Die Energiewende ist da und durchaus auch sichtbar. Vor allem die vielen Photovoltaikanlagen (PV) auf den Dächern und Fassaden stechen ins Auge. Wer sich für eine solche Installation entscheidet, sollte aber nicht nur an die technischen Aspekte denken. "PV-Anlagen bergen ein erhebliches Brandrisiko", betont Florian Traußnig vom unabhängigen Versicherungsbüro Koban Südvers, "vor allem bei einer mangelhaft errichteten Anlage." Das sei keine Seltenheit und habe mit den Förderungen zu tun. "Da haben viele ein Geschäft gewittert, die gar nicht aus der Branche sind."

PV-Anlagen seien aber sehr speziell, falsche Komponenten hätten hier massive Auswirkungen. "Zum Beispiel bei den Steckverbindungen zwischen den Modulen. Die liegen oft frei auf dem Untergrund", weiß Traußnig: "Das bedeutet eine enorme Brandlast auf den Dächern." Er habe auch schon Kabel gesehen, die am Blitzableiter festgemacht gewesen seien. Auch PV-Anlagen auf mit EPS gedämmten Dächern seien problematisch.

PV-Anlage: Versicherung früh einbinden

Er empfiehlt sowohl bei Neubau als auch im Bestand, in einem möglichst frühen Stadium einen Versicherungsmakler an Bord zu holen. "Alles, was im Nachhinein behoben werden muss, wird teuer."

"Der Bau einer PV-Anlage muss der Versicherung angezeigt werden."
Florian Traußnig
GF Koban Südvers GmbH

Ganz wichtig ist, die PV-Anlage der Versicherung anzuzeigen. "Da geht es um eine Gefahrenerhöhung. Wenn das Risiko nicht angezeigt wird, kann es passieren, dass die Versicherung im Schadensfall aussteigt. Das ist dann das Worst-Case-Szenario."

Sein Büro stimme sich jedenfalls schon in der Projekt-/Konzeptionsphase mit den Kunden ab. Dabei wird auf manche Notwendigkeit hingewiesen, etwa einen Stromlastschalter im Erdgeschoß, mit dem im Gefahrensfall die Anlage abgeschaltet wird. Anhand eines Kriterienkatalogs lassen sich schon im Vorhinein Problemfälle vermeiden. Bei Industriebauten kann es beispielsweise vorkommen, dass Brandabschnitte durch die PV-Anlage ausgehebelt werden.

Statik ist ein Riesenthema

"Auch die Statik ist ein Riesenthema, die Anlage bringt zusätzliches Gewicht aufs Dach", betont Traußnig: "Da braucht es bauliche Substanz, die das tragen kann." Im Idealfall sollte ein Statiker das Projekt vorher prüfen. Durch den Klimawandel ändern sich zudem die Schneelasten, was etwa bei alten Hallen ein Thema sein kann. Auch bei bestehenden Einfamilienhäusern ist zu klären, welche Lasten das Dach verträgt. Solche Fragen sind auch immer wieder regional zu beantworten. Denn auch wenn es mit dem Klimawandel eher wärmer wird, nennt Traußnig etwa Osttirol, wo sich zuletzt die Schneelast erhöht hat, weil es mehr Platzregen im Winter gibt. Andererseits finden sich auch Regionen mit sehr trockenen Wintern. Traußnig empfiehlt, sich auf hora.gv.at über die Gefahrenlage im Heimatort zu informieren. Da gilt es, auch auf Hagelzonen Rücksicht zu nehmen, denn für die Module spielt Hagelschlag eine große Rolle.

Doch was sollte man tun, wenn man beispielsweise auf das bestehende Eigenheim eine Photovoltaikanlage montieren lassen möchte?

"Als Erstes, wie erwähnt, sollte man auf der hora-Homepage das Gefahrenrisiko einschätzen", sagt Traußnig: "Danach stellt sich die Frage: Wer montiert die Anlage?" Es sollte sich um ein finanzstarkes Unternehmen handeln, das auch über eine Haftpflichtversicherung verfügt. Sie wird zum Beispiel dann fällig, wenn Schäden am Dach durch die Montage passieren. Dann sollte man sich erkundigen, wie viel Erfahrung die Firma mit PV-Anlagen hat und über welches Know-how sie verfügt. "Referenzkunden sind auch immer hilfreich, eine gute Firma wird dafür auch Namen nennen", weiß der Experte.

Schließlich sollte man auch darauf achten, wer die Hersteller sind. Traußnig: "Bei Solarthermie sitzen die meisten Anbieter in Österreich oder Europa. Da ist der Hersteller bei Produktmängeln auch greifbar."