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Kachelöfen: Nachhaltige Wärmewunder mit steigender Nachfrage und vielen Vorteilen

In jedem 13. Haushalt steht ein Kachelofen. Preise ab 15.000 Euro, die Wartezeit beträgt zwischen zwei und drei Monaten.

Ein Kachelofen gibt die Wärme über viele Stunden gleichmäßig ab.
Ein Kachelofen gibt die Wärme über viele Stunden gleichmäßig ab.

Der Kachelofen bleibt ein Wärmewunder", freut sich Thomas Schiffert, Geschäftsführer des österreichischen Kachelofenverbands. Die 660 Hafnerbetriebe in Österreich hatten gerade in der Coronazeit und wegen der hohen Energiepreise alle Hände voll zu tun und erzielten zuletzt einen Jahresumsatz von 185 Mill. Euro. Ein großer Teil der Wertschöpfung erfolgt im eigenen Land.

Derzeit gibt es in Österreich mehr als 450.000 Kachelöfen. "In jedem 13. heimischen Haushalt steht ein Kachelofen", sagt Schiffert: "Die installierte Gesamtleistung von 2000 Megawatt entspricht der dreifachen Leistung aller Donau-Flusskraftwerke." Pro Jahr kommen rund 10.000 Kachelöfen dazu.

Wartezeiten für Kachelöfen sinken

"Die Preise beginnen bei 15.000 bis 20.000 Euro. Allerdings muss man mit einer Wartezeit von zwei bis drei Monaten rechnen, in der Coronazeit lag der Wert sogar bei neun Monaten", erklärt der Experte. Die Errichtung dauert im Durchschnitt eine Woche. Mittlerweile hat sich die Zahl der verkauften Kachelöfen zwar wieder normalisiert, sie befindet sich aber nach wie vor auf einem hohen Niveau.

Energiepreise treiben Kachelofentrend an

Die Nutzer finden sich in erster Linie in Ein- und Zweifamilienhäusern in den ländlichen Gebieten und in den Speckgürteln rund um die größeren Städte. "Die Kunden sind fast ausschließlich Eigentümer", erzählt Schiffert: "Darunter sind viele sogenannte ,Letzteinrichter' der Generation 60 plus, die sich von der Abfertigung einen Kachelofen bauen lassen." Auch im Neubau würde oft ein Kachelofen mit eingeplant. Die Motive sind vor allem die hohen Energiepreise und die Sorge vor einem Engpass.

EU beschließt Erhöhung erneuerbarer Energie

Mit der sogenannten RED-III-EU-Verordnung soll der Anteil erneuerbarer Energien in der EU bis 2030 auf mindestens 42,5 Prozent angehoben werden, was die Nachfrage ebenfalls anschiebt. Schiffert: "Es darf nicht mehr entnommen werden als nachwächst. In Österreich steigt seit 20 Jahren der Waldanteil täglich um sechs Hektar." Und es werde künftig mehr Brennholz geben, weil die Wälder "umgebaut" werden müssen, um im Klimawandel zu bestehen.

Handwerkerbonus steigert Nachfrage spürbar

Positiv auf die Nachfrage wirkt sich auch der heuer neu eingeführte Handwerkerbonus aus, mit dem die Arbeitsleistung von Handwerkern rückwirkend ab 1. März mit 20 Prozent beziehungsweise maximal 2000 Euro pro Person gefördert wird. Seit 15. Juli kann man Anträge online einreichen, ab dem kommenden Jahr sinkt die maximale Förderung auf 1500 Euro. Zu beachten ist lediglich, dass für diese Arbeitsleistung keine andere Förderung in Anspruch genommen wird.

Kachelofen ergänzt Wärmepumpe effektiv

Ein Kachelofen ist laut dem Experten eine gute Ergänzung zu anderen Heizsystemen mit erneuerbarer Energie. Beliebt ist vor allem die Kombination mit einer (Luft-)Wärmepumpe. Diese werden bei tiefen Außentemperaturen zur fast reinen Stromheizung, da sehr viel elektrische Energie für eine ausreichende Raumtemperatur benötigt wird.

Hier schafft der Kachelofen Abhilfe. Entweder Wärmepumpe und Kachelofen heizen getrennt voneinander oder der Ofen erzeugt Warmwasser, und für den Rest ist die Wärmepumpe zuständig. Zudem gibt es die Möglichkeit, die kalte Außenluft mit Wärme aus dem Kachelofen vorzuheizen und so bessere Rahmenbedingungen für die Wärmepumpe zu schaffen.

Der Kachelofen lässt sich auch mit einer Photovoltaikanlage kombinieren. An kalten, sonnenreichen Tagen kann er durch das Verlegen von Stromkabeln in der äußeren Ofenhülle direkt über die Sonne erwärmt werden und seine milde Strahlungswärme entfalten.

Daneben empfiehlt sich die Kombination mit einer thermischen Solaranlage. Dies hilft vor allem in Zeiten, in denen der Solarertrag gering ist. Brennholz im Kachelofen ist dabei "gespeicherte Sonnenenergie", die auch an sonnenarmen Tagen jederzeit abrufbar ist.

Holz bleibt kostengünstigster Brennstoff

Laut einer Erhebung der Statistik Austria ist Holz nicht nur der wichtigste Energieträger zur Beheizung von Wohnräumen in Österreich, sondern auch der kosteneffizienteste. So sank im August 2024 der Preis für Heizöl gegenüber dem Vorjahresmonat um rund 12,9 Prozent, beim Gaspreis betrug der Rückgang laut dem Österreichischen Biomasseverband 19,8 Prozent. Der Pelletspreis gab um 29,1 Prozent nach und verzeichnete gegenüber August 2023 den größten prozentualen Rückgang. Der Scheitholzpreis reduzierte sich im Jahresvergleich um 2,3 Prozent und war im August 2024 verglichen mit Heizöl um rund 34 Prozent und im Vergleich mit Erdgas um gut 50 Prozent günstiger. Der Preis für Waldhackgut verzeichnete gegenüber dem Vorjahresmonat einen Rückgang von 8,4 Prozent, der Preisvorteil gegenüber Heizöl betrug 64 Prozent und gegenüber Erdgas sogar 73 Prozent. "Diese Zahlen belegen, dass Brennholz neben Hackschnitzeln auf Dauer der günstigste und der am wenigsten Schwankungen unterworfene Brennstoff ist", betont Schiffert.

Ein Kachelofen habe bei einem Blackout zudem den Vorteil, ohne Strom auszukommen. Deshalb fordert der Geschäftsführer auch die Wiedereinführung einer Rauchfangpflicht als "Vorsorgekamin".

Kachelofen spendet stundenlang wohlige Wärme

Und der Kachelofen ist nicht nur optisch ein Blickfang im Wohnraum, sondern verbreitet auch eine angenehme Wärme. Schiffert: "Ein Kachelofen mit ein bis zwei Tonnen Speichermasse nimmt die Energie rasch auf und gibt sie über einen Zeitraum von bis zu zwölf Stunden wieder ab. Nachlegen ist - im Gegensatz zu Schwedenöfen etc. - nicht notwendig."