Eines muss man Peter Stiegler lassen: Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann führt er das auch bis zum Ende. Das gilt auch für sein Wohnhaus im Flachgau. 1999 begannen die Planungen, 2000 war das Gebäude fertig und hatte einige Aspekte berücksichtigt, die erst heute wieder zum Thema geworden sind. Etwa dass ein Holzhaus wie seines gleichzeitig auch ein CO₂-Speicher ist.
Solarhaus in Flachgau: Peter Stiegler setzt Maßstäbe in ökologischer Bauweise
Mit der Sonne im Bunde: Peter Stiegler hat schon 1999 sein Haus ökologisch überlegt und durchdacht geplant und setzt vor allem auf die Kraft der Sonne.
"Das Gebäude weist eine positive CO2- Bilanz aus."
"Das Gebäude weist eine positive CO₂-Bilanz aus", freut sich Stiegler nach 24 Jahren Erfahrung und Berechnung. Die Familie hat über die Jahre versucht, CO₂ zu vermeiden, jetzt "durch die E-Mobilität schaffen wir das auch im Verkehr".
Er fand damals, 1999, den Passivhausgedanken spannend, vor allem, dass man möglichst keine Energie zuführen muss. "Wir waren vorher in Vorarlberg und haben uns informiert. Äußerlich war das eher nach dem Schuhschachtelprinzip gebaut, wir wollten aber eher eine Art Salzkammergut-Stil." Auch die Gemeinde fand den Entwurf "ortsteilüblich".
Simulationssoftware optimierte Hausplanung
Mithilfe einer Simulationssoftware wurde das Gebäude geplant. "Da ist gleich einmal deutlich geworden, dass wir nicht zu viel Glas Richtung Süden haben sollten", erzählt der Experte, der seit 2014 beim SIR im Fachbereich Energie tätig und in der Beratung der Salzburger Gemeinden für das Energieeffizienzprogramm e5 zuständig ist. Er hielt sich an die bewährte Formel mit einem Glasanteil von maximal 25 Prozent. Das Haus wurde in Holzriegelbauweise mit einer Ständerkonstruktion wie in Skandinavien errichtet, Zellulosefasern in Kammern sorgten für die notwendige Dämmung. Stiegler: "Zellulose ist anderen Dämmstoffen etwa in Hinblick auf Feuchtigkeit überlegen. Außerdem ist es ein Recyclingmaterial und auch ein guter Schallschutz."
Die Installationselemente wurden auf die Ständerkonstruktion montiert und mit fünf Zentimetern Schafschurwolle aus dem Mühlviertel ummantelt. Auf der Innenseite wurden danach Rigipsplatten festgemacht. Außen hat das Haus eine hinterlüftete Lärchenholzfassade. "Wir haben uns da an alte Zimmermannsbücher gehalten, wonach jedes Grad Neigung ein Jahr Lebenszeit bedeutet, bei einer senkrechten Fassade sind das also fast 100 Jahre", erzählt Stiegler.
Solarthermie bringt doppelte Erträge
Bei der Energietechnik setzte die Familie Stiegler für Heizung und Warmwasser auf Solarthermie, die "hat bis heute pro Quadratmeter den doppelten Ertrag gegenüber einer Photovoltaikanlage". Die Elemente sind mit 70 Grad Neigung auf die Wintersonne ausgerichtet, im Sommer ist das "ungünstig" und vermeidet somit Überhitzung.
Ob das alles funktioniert und die Rechnung der Familie aufgeht, das hat Peter Stiegler seit fast 25 Jahren penibel dokumentiert. Auch die heute stark in Mode gekommene Bauteilaktivierung hat Stiegler damals schon umgesetzt und die Fußbodenheizung quasi "tiefergelegt". Ab 2005 wurden dann in zwei Ausbaustufen auch Photovoltaikpaneele montiert. Eine Herausforderung war, die Sonnenenergie zeitversetzt nutzen zu können. Das erfolgt über einen Batteriespeicher, mit dem man den Strom einige Stunden puffern kann. "Das geht natürlich nicht über Wochen, aber so, dass wir möglichst viel selbst erzeugte Energie auch selbst verbrauchen können. Über Nacht wird der Speicher für Kühlgeräte und Lichtstrom ausgeleert."
Jetzt hat Stiegler eine 90-Quadratmeter-Anlage mit 14 kW-Peak. "Dank Elektromobilität haben wir nun den Energieverbrauch für Verkehr um 60 Prozent reduziert bei gleicher Fahrleistung."
Solarthermie liefert effiziente Wärme und senkt dauerhaft Kosten
Beim Wärmespeicher stellt sich die Situation ganz anders dar. 19 kW liefert die 32 Quadratmeter große Solarthermieanlage mit einer Effektivität, die um den Faktor 10 größer ist. Gespeichert wird einerseits durch die Betonmasse, die durch ihre Trägheit viel Energie gleichmäßig speichern kann. "Der Boden hat bei uns das ganze Jahr hindurch 23 Grad." Das helfe gerade in der Übergangszeit enorm. Dazu kommt ein 6500-Liter-Wasserspeicher, mit dessen Hilfe die Familie Stiegler bis in den November hinein heizen kann. Ab dann unterstützt ein Kachelofen den Wärmebedarf. Und auch das nur in geringem Ausmaß. "Wir kommen mit zwei Kubikmetern Holz im Jahr aus, das sind Kosten von gerade einmal 300 Euro", rechnet der Experte aus.
Insgesamt verbraucht die Familie 25.000 kWh über alles, inklusive Treibstoffen. Im Sommer wird etwas mehr Energie produziert als verbraucht. Der Strom aus dem PV-Überschuss wird über eine kleine Energiegemeinschaft direkt vermarktet. "Das ist sicherer vom Preis, als es ins Netz einzuspeisen", sagt Stiegler: "Verbrauch ist effizienter als Speicherung." Im Winter muss eine kleine Menge Strom aus dem Netzt bezogen werden. "Ein Ausweg könnte eine Windkraftanlage auf dem Lehmberg sein", skizziert er weitere Pläne.
Wie lautet nun das Resümee aus 24 Jahren Erfahrung?
"Die Sonne schickt keine Rechnung", lacht Stiegler: "Wir mussten einmal in die Technik investieren und haben seither keine Kosten mehr. Eine Solarthermieanlage ist eigentlich sehr einfach." Aber man müsse viel "Hirnschmalz" in die Planung investieren. "Bauteilaktivierung zum Beispiel geht inzwischen schon weit, aber kann immer noch besser werden." Ein weiterer Schluss: "Wir müssen mehr auf die Sonne setzen, die kann uns keiner wegnehmen." Und schließlich hat er in Summe 25.000 Liter Öl durch die Solarthermieanlage vermieden.
Das große "Aber" lautet: "Die Systeme werden immer komplexer und komplizierter. Es braucht viel persönliches Engagement vor allem in der Planung, weniger im Betrieb. Je mehr Elektronik im System ist, desto komplexer die Anlage."
Erdwärme beeindruckt durch Energieeffizienz
Neu in die Überlegungen einfließen sollte zudem das Thema Erdwärme. Mit Luftwärmetauschern hat Stiegler keine besondere Freude. Bei einer Luftwärmepumpe liege der Energiefaktor bei 1:2-3 bei einer Tiefenbohrung bei 1:4. "Außerdem ist es unsicher, weil man nicht weiß, wie sich der Strompreis entwickeln wird."
Was kann er als Energieexperte jenen Menschen raten, die aus dem Erdgas aussteigen wollen?
"Zuerst einmal den Bedarf reduzieren, etwa mit einer Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen", sagt Stiegler. Das kann zu einer Reduktion der Vorlauftemperatur führen. "Auch eine Wärmepumpe ist natürlich eine Option. In dichter verbauten Gebieten sollte man über Fernwärme nachdenken." Und zwar mit Tiefenwärme, die im Alpenbogen zwischen Bayern und dem Mostviertel ausreichend in der Erde schlummert. In drei Kilometern Tiefe wäre hier ein ideales Reservoir für natürliche Wärme.