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Unnötige Heizkosten abdrehen

Die Energiepreise haben sich auf hohem Niveau eingependelt. Ob und wo man beim Heizen noch sparen kann, verrät der Energieberater Hermann Grießner.

Energieberater Hermann Grießner rät zum regelmäßigen Blick auf die Heizanlage.
Energieberater Hermann Grießner rät zum regelmäßigen Blick auf die Heizanlage.

m plus 50 Prozent legten die Energiepreise zwischen August 2021 und 2023 zu. Die gängigen Energieträger sind preislich zusammengerückt. Am relativ günstigsten sind derzeit Brennholz, Wärmepumpe und Pellets mit 7 bis 10 Cent pro Kilowattstunde. Gas liegt bei etwa 11 Cent, Öl bei 12 bis 13 Cent, Fernwärme je nach Brennmaterial bei 11 bis 15 Cent. Beim Heizen sollte man aber nicht nur auf die Energieträgerpreise allein schauen, rät der Salzburg-AG-Energieberater Hermann Grießner.

Was schlägt bei einer neuen Heizung außer den Energiekosten zu Buche? Hermann Grießner: Die Energiekosten sind immer nur die Hälfte der Wahrheit. Vor allem die Anschaffungskosten für die Heizanlage sind mittlerweile drastisch gestiegen, teilweise um 50 Prozent und mehr. Wenn ich heute eine Heizung um 30.000 Euro anschaffe und etwa 30 Jahre betreibe, sind das pro Jahr 1000 Euro. Dazu kommen natürlich noch die Kosten für den Energieträger, aber auch für Wartung, Service, Kaminkehren, Strom für die Heizungspumpe. Das alles zusammengerechnet ergibt einen realistischen Gesamtkostenvergleich. Und dieser zeigt, dass es derzeit keine großen Unterschiede zwischen den verschiedenen Heizsystemen gibt. Ein Unsicherheitsfaktor ist natürlich, dass niemand weiß, wie sich die Kosten für Strom, Gas oder Pellets in fünf bis zehn Jahren entwickeln werden.

Was empfehlen Energieberater in dieser Situation? Wer eine neue Heizung benötigt, sollte unbedingt eine klimafreundliche Variante wählen, also Fernwärme, Wärmepumpe oder Pellets. Wenn es Fernwärme in der Nähe gibt, wäre sie für mich die erste Wahl. Fernwärme ist rasch eingebaut und jeder weitere Aufwand fällt weg, etwa Kaminkehren, Wartung, Beschaffung und Raum für das Heizmaterial. Auch bei unseren Beratungskunden zeigt sich, dass Fernwärme am beliebtesten ist, gefolgt von Wärmepumpe und Pellets.

In diesem Herbst war es sehr lange warm, mittlerweile ist es merklich kühler. Ist es sinnvoll, dennoch mit dem Aufdrehen der Heizung zu warten? Es zahlt sich aus, das Einschalten so weit wie möglich hinauszuschieben. Aber der richtige Zeitpunkt hängt von der Wohnsituation ab. In einem energetisch schlecht gedämmten Haus muss ich früher heizen, weil die Außentemperatur innen viel schneller spürbar wird. In einem gut gedämmten Haus hält sich die Wärme länger und man kann ein paar kühle Stunden locker auch ohne Heizung überbrücken.

Wann soll in einem gut gedämmten Haus die Heizung spätestens anlaufen? Wenn die Außentemperatur längerfristig nicht mehr zehn Grad übersteigt. Aber der richtige Zeitpunkt ist natürlich immer auch eine Frage des individuellen Wärmeempfindens.

Was ist wichtig, wenn ich die Heizung zum ersten Mal einschalte? Jedes oder zumindest jedes zweite Jahr sollte man die Heizung warten lassen, damit sie optimal läuft. Das spart Geld. Wenn die Heizungspumpe fünf Monate nicht gelaufen ist, kann sie sich festsetzen. Es wird nicht warm im Wohnbereich und die Heizung läuft auf Störung. Außerdem ist auch der Betriebsdruck wichtig. Der Zeiger am Manometer der Heizanlage sollte immer im grünen Bereich sein, sonst muss Wasser in den Heizkreislauf nachgefüllt werden.

Wird ein kaltes Haus schneller warm, wenn die Heizkörper anfangs durchlaufen? Viele Menschen drehen die Heizungen gegen Ende der Heizsaison komplett ab, wenn keine Wärme mehr benötigt wird. Sobald die Heizung wieder anläuft, sollten die Regler offen sein, damit der Heizkreislauf in einen guten Betriebszustand kommt und das Haus komplett durchgewärmt werden kann.

Es heißt, jedes Grad weniger spart sechs Prozent Heizkosten. Kann man zusätzlich sparen, wenn die Zentralheizung auf 18 Grad eingestellt wird und etwa ein Kachelofen dazuheizt? Mit Brennholz lässt sich schon Geld sparen, aber nur, wenn es kostenlos oder deutlich günstiger ist als der Energieträger der Zentralheizung. Bei den aktuellen Brennholzpreisen würde ich mir aber nicht zu viel erwarten. Das händische Heizen ist außerdem mit einem Mehraufwand verbunden und kostet zusätzliches Kaminkehren.

Was ist zu tun, damit die Zentralheizung nicht unnötig viel Energie braucht? Wenn sich eine Heizung ständig aus- und einschaltet, ist sie ineffizient und beschädigt jedes Heizgerät. Das muss sich ein Fachmann ansehen. Die Heizkörper nicht abdecken oder mit Möbeln zustellen, damit sie Wärme abgeben können. Im Heizsystem soll keine Luft sein. Werden die Heizkörper nicht ordentlich warm oder ein Gluckern ist zu hören, muss entlüftet werden. Einfach mit einem Vierkantschlüssel aufdrehen, bis Wasser kommt, und wieder zudrehen.

Wirkt sich die Heizungswartung auch auf den Verbrauch aus? Wie beim Autoservice ist eine regelmäßige Wartung nötig, damit die Maschine optimal läuft. Damit lassen sich durchaus zehn Prozent Heizmaterial sparen. Eine neue Heizung, die gut eingestellt wurde, kann die ersten fünf Jahre auch ohne Wartung laufen. Aber dann sollten zumindest alle zwei Jahre Druck, Düsen und Einstellungen am Heizgerät überprüft werden. Nur bei Fernwärme ist das Heizgerät komplett wartungsfrei.

Was ist wichtig, damit die Heizkörper optimal Wärme abgeben? Zuerst einmal der hydraulische Abgleich, also die Wassermenge, die vom Heizsystem benötigt wird. Er ist fällig, sobald eine Heizung umgebaut oder komplett erneuert wurde. Wenn er nicht stimmt, ist ein Heizkörper zu heiß und der nächste daneben zu kalt. Dann ist meistens zu viel Wasser im Heizsystem, das im Kreis gepumpt werden muss. Das braucht wiederum mehr Strom und bringt weniger Wärme in die Räume. Der hydraulische Abgleich durch einen Installateur kostet ein paar Hundert Euro, rechnet sich aber rasch.

Lohnt sich die Investition in digitale Thermostate? Die Anschaffung zahlt sich aus, jedoch nur, wenn die Heizung optimal läuft. Heizgerät und Heizkurve müssen so eingestellt sein, dass die Anlage je nach Außentemperatur die gewünschte Innentemperatur erreicht. Daneben ist auch der bereits genannte hydraulische Abgleich wichtig und dass die Heizkörper nicht verstellt sind. Ist das alles gegeben, sind digitale Thermostate durchaus sinnvoll. Sie sind für das Feintuning im Raum verantwortlich. Wenn beispielsweise an einem sonnigen Wintertag "geschenkte" Wärme von draußen in südseitige Zimmer strahlt, drehen sie dort die Heizkörper sofort zu. Das ist mit einem zentralen Heizgerät nicht so gut möglich.