Bezahlbares Wohnen war schon vor über achtzig Jahren ein Anliegen. Der Architekt Otto Ponholzer war in den Wirtschaftswunderjahren Konsulent für die Bausparkasse Wüstenrot und entwarf Kleinstheime in Salzburg. Auf ihn geht die damals entstandene Bausparersiedlung Herrnau zurück. Um das Schloss Herrnau wurden ein sechsgeschoßiger Wohnturm, Häuserblocks mit Mietwohnungen, Reihen- und Einzelwohnhäuser errichtet. Bis heute ist die kleinteilige Welt der Bausparersiedlung mit ihren bunten Häuserzeilen und engen Straßen intakt geblieben. Ein ähnlich durchgängig architektonisch gestaltetes Ambiente findet man heute kaum mehr in Salzburg. Viele der ursprünglich optisch einheitlichen Ensembles haben nur im Laufe der vergangenen Jahrzehnte An-, Zu- und Dachausbauten erhalten. Es ist unübersehbar, dass überall die Ansprüche stiegen und der Platz dafür fehlte.
Heile Welt für die Familie: Architekten revitalisieren altes Bausparer-Haus
So war es auch bei der Bausparer-Traumvilla, welche die "Salzburger Nachrichten" besuchten. Familie F. (Name der Redaktion bekannt) hatte das ursprünglich 120 Quadratmeter große Häuschen vererbt bekommen. "Wir wollten vor allem einen Wintergarten, das Blechdach erneuern, die Hausfarbe ändern, die Fliesenböden austauschen und einfach etwas mehr Charme in das Haus bringen", erzählt Julia F. Mit der nötigen Dämmung und dem Umstieg auf eine nicht fossile Heizung wurde nach und nach klar, dass das ohne großen Umbau nicht zu machen war.
Mit Roberto Rodríguez Paraja und Bernd Haslauer waren rasch Partner gefunden, die internationale Erfahrung in der Planung von Einfamilienhäusern und Altbau-Revitalisierungen mitbringen. Die beiden Architekten betreiben zusammen das österreichisch-spanische Architekturbüro haro in Salzburg und hatten bereits zuvor ein Haus in der Bausparersiedlung revitalisiert.
Julia F. brachte Ideen ein, die sie von digitalen Pinnwänden, Video- und Foto-Sharing-Plattformen gesammelt hatte. "Ich hatte fixe Vorstellungen, die teilweise erst realisierbar gemacht werden mussten, aber von den Architekten perfekt umgesetzt wurden." Durch die Umbauten gewann die Wohnfläche um etwa 20 Prozent. Ein Anbau auf der Gartenseite brachte mehr Luft und Licht ins Innere, das Vorhaus erhielt mehr Platz, der Außenbereich wurde neu gestaltet und durch einen Pool ergänzt. Die Außendämmung beeinträchtigt das Gesamtbild des Hauses nicht, weil die ursprüngliche Fassadenstruktur mit Rieselputz, Eckpilastern, Dachgesimsen und Fensterfaschen sehr behutsam wiederhergestellt wurde.
Wohnen mit dem Garten: neuer Wintergarten verbindet Altbau und Zubau
Beim Betreten des Grundstücks von der Gartenseite sticht sofort das Kernstück der Sanierung ins Auge: der pavillonartige und großflächig verglaste Zubau zum Garten hin. Er wurde in Holzbauweise errichtet und ein Stück in Richtung zum seitlichen Eingangszubau verschoben. So blieben auf der linken Seite auch im Erdgeschoß die Umrisse des Bestandshauses klar erkennbar. Auf der rechten Seite konnte ein Verbindungsgang zwischen dem Pavillon und dem neuen, größeren Vorhaus entstehen. "Den Wintergarten optimal an das Bestandshaus und den Vorraum anzubinden war eine der architektonischen Herausforderungen bei diesem Haus", erzählt Architekt Bernd Haslauer.
Das Dach des Pavillons wurde seitlich über den Eingangsbereich gezogen, um Ankommende vor Regen zu schützen. Ein gepflasterter Zugangsweg führt seitlich am Terrassenpodest und dem Wintergarten entlang zum neuen Eingangsbereich. Schräg dahinter, durch die erhaltene Garage verdeckt, liegen eine gemütliche überdachte Sitzecke und ein neuer kleiner Pool, der mit denselben fein gemaserten Steinplatten wie der Terrassensockel verkleidet ist.
Neues Wohngefühl: Wohnbereich gewinnt an Großzügigkeit
Beim Eintreten wird man von einer hellen und großen Garderobe empfangen, die Platz für deckenhohe Einbauschränke und eine Gästetoilette hat. Tageslicht erhält der Raum durch ein großes seitliches Fenster, vor dem das Wasser im Pool glitzert. Links gelangt man über ein paar Stufen auf zwei Wegen in die Wohnräume. Für Gäste gibt es den kurzen von der Garderobe zum Essbereich im Wintergarten. Der längere führt über das Stiegenhaus mit der weitgehend im Original belassenen Holzwendeltreppe in die kleine, schlichte und zeitlose Küche sowie das Wohnzimmer mit dem Wintergarten.
Julia F.: "Es war uns ein Anliegen, dass die Wege im Erdgeschoß clever angelegt sind. Der Wohnbereich gewann durch den rund 20 Quadratmeter großen Holzanbau etwa die doppelte Fläche. Die großflächige, mit Sprossen versehene Verglasung im Wintergarten öffnet den Wohnraum auf drei Seiten nach draußen, verleiht ihm Großzügigkeit und Platz für einen großen Esstisch, ein Piano, eine Sitzecke.