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Wetter fordert den Sonnenschutz

Zunehmende Wetterextreme machen individuelle elektronische Steuerung nötig. Bei Hella in Osttirol werden nicht nur die Komponenten, sondern auch die Steuerung selbst hergestellt.

Textiler Sonnenschutz bei einem Holzbau: Die elektronische Steuerung lässt sich je nach Standort programmieren.
Textiler Sonnenschutz bei einem Holzbau: Die elektronische Steuerung lässt sich je nach Standort programmieren.

Sommerzeit ist Schattenzeit. Gerade jetzt, wenn die Tage am längsten sind und die Sonne am höchsten steht, ist es dringend angebracht, dem eigenen Heim Schatten zu spenden. Sonst wird es ganz schnell viel zu hell und viel zu heiß. Das haben viele Österreicherinnen und Österreicher vor allem in den Zeiten der Lockdowns hautnah erlebt, als viele zu Hause sitzen mussten und schwitzten.

"Wir haben 2020 und 2021 gemerkt, dass die Leute im Eigenheim waren", bestätigt Andreas Kraler, Geschäftsführer von Hella Sonnen- und Wetterschutztechnik in Abfaltersbach in Osttirol: "Davon haben wir profitiert, weil viele Menschen in Balkon, Garten oder Terrasse investiert haben, wenn sie schon nicht auf Urlaub fahren konnten." 2022 ist schon wieder schwieriger geworden, weil es viel Unsicherheit durch die Lage in der Ukraine, die Inflation oder die Zinsen gab. "Wir sind ein Vollsortimenter und produzieren auch hier in Osttirol", sagt Kraler. Das Unternehmen sei nach wie vor ein Familienbetrieb, in dem auch Vater und Geschwister vertreten sind, "ich bin auch operativ tätig".

Direkter Kundenkontakt & individuelle Beratung

Anders als bei Mitbewerbern werde auch direkt an die Konsumenten verkauft. "Wir haben Schauräume, in Salzburg etwa in Bergheim, wo sich die Menschen beraten lassen können." Die selbst produzierten Waren werden von eigenen Hella-Monteuren eingebaut. "Mir ist es deshalb wichtig, in die Marke zu investieren, das bedeutet auch eine hohe Zufriedenheit bei den Kunden und eine entsprechend positive Mundpropaganda." Zwar werde schon auch über Metallbauer, Tischlereien, Zimmereien oder Fensterhändler verkauft, der Schwerpunkt liegt aber auf dem direkten Kundenkontakt.

Marktstrategien: Deutschland & Österreich im Vergleich

Für den Export ist vor allem Deutschland der wichtigste Markt. Dort gehen die Tiroler aber einen anderen Weg und beliefern den Fachhandel, die Industrie oder größere Immobilienobjekte wie Schulen, Büros oder Krankenhäuser direkt über die Errichter. Ein Direktvertrieb in Deutschland sei zu aufwendig und daher zu teuer. Sind Hella-Sonnenschutzartikel dann in Österreich günstiger, weil es keinen Zwischenhandel gibt? "Der Markt macht den Preis", erläutert Kraler. "Direktvertrieb erlaubt zwar höhere Margen, bedeutet aber auch einen höheren Aufwand." Und wie schaut dieser Markt für Sonnenschutz in Österreich aus? "Sonnenschutz per se ist nur ein Aspekt. Das Sortiment reicht da von Rollläden über Raffstores bis zu textiler Beschattung."

Sichtschutz, Wärmeschutz und Gestaltung

Weitere wichtige Aspekte seien Sichtschutz, Wärmeschutz und das gestalterische Element. "Wenn es richtig geplant wird, dann ist Sonnenschutz ein integrierter Bestandteil des Gebäudes inklusive technischer Steuerungen", erklärt der Geschäftsführer. Heißt es aber nicht, dass gut geplanter konstruktiver Sonnenschutz, also eine Gestaltung des Hauses, die eine natürliche Beschattung im Sommer und Licht im Winter bietet, ohnehin ausreicht? "Konstruktiver Sonnenschutz ist allerdings sehr starr und nur auf diesen Aspekt ausgelegt", betont Kraler. Weder das gestalterische noch das Sichtschutzargument würden dabei berücksichtigt.Was ist der Unterschied zwischen Jalousie und Raffstore? Kraler: "Jalousien sind direkt am Fenster angebracht und werden senkrecht an einem Seil geführt. Raffstores sind stärker und stabiler bei Wind und laufen über Zapfen in einer seitlichen Schiene." Durch die Stellung der Lamelle lässt sich das Licht im Innenraum regulieren.

Draußen zu sein erfordert Sonnen- und Wetterschutz.
Draußen zu sein erfordert Sonnen- und Wetterschutz.


Tipps für effektiven Sonnenschutz

Rollläden hingegen werden oft als ausgeschäumtes Aluprofil gefertigt, durch Lichtschlitze kann der Lichteinfall gesteuert werden. "Wenn Rollläden ganz heruntergefahren werden, wirken sie im Winter durch den Luftpolster auch als Dämmung", erklärt der Experte. Wie soll man das System nun jahreszeitengerecht einsetzen? "Im Sommer sollte man ab fünf bis sechs Uhr bis halb sieben oder sieben die kühle Morgenluft ins Haus lassen und dann den Sonnenschutz herunterfahren", rät Kraler.

"Im Winter ist es sinnvoll, beispielsweise die Rollläden herunterzufahren, wenn es draußen finster wird, und so den Dämmungseffekt zu nutzen."
Andreas Kraler
Geschäftsführer von Hella Sonnen- und Wetterschutztechnik

Zu den gängigen Systemen beim Sonnenschutz kommen noch die textile Beschattung, die seitlich in Schienen geführt wird, sowie die guten alten Fensterläden dazu. "Davon gibt es nur mehr ganz wenige, wir stellen sie gar nicht mehr her. Man findet sie heutzutage nur mehr in manchen Gegenden, wo sie traditionell zum Erscheinungsbild der Gebäude gehören."

Integration lokaler Wetterdaten bei Hella

Ganz wichtig ist dem Hella-Chef auch das Thema der Steuerung, die man in Osttirol selbst entwickelt. "Wir machen das mit einer eigenen Steuerung und eigenen Komponenten etwa über eine eigene Handy-App." Die Einstellungen sind sehr individuell, weil man viele Komponenten berücksichtigen muss. Sehr interessierte Nutzer können daher ihr System selbst einstellen. Angesichts des Klimawandels wird die Einbindung von lokalen Wetterdaten immer wichtiger. Kraler: "Gerade mit der Zunahme an Wetterereignissen wie Starkregen muss eine Steuerung zurechtkommen." Dafür braucht es lokale Daten, etwa ob der Wind zunimmt oder es böig und regnerisch wird. Dafür dienen münzgroße Sensoren an den Markisen ebenso wie digitale Wetterdaten, etwa über ein Gewitter im Anzug.