Obwohl bereits seit 1. Jänner in Pension, kommt der Ex-ORF-Korrespondent Roland Adrowitzer bei der Krönung von König Charles III. wieder zum Einsatz. Der Salzburger ist im Laufe der Jahre zu einem Adelsexperten geworden.
Führen Sie Buch, über wie viele royale Events Sie schon berichtet haben? Roland Adrowitzer: Ja, exakt: sechs Hochzeiten, drei Todesfälle und zwei Krönungen. Hineingerutscht in diese Schiene bin ich mit der Hochzeit des holländischen Prinzen Friso, der später in Lech unter eine Lawine gekommen ist.
Ist das für Sie nur ein Job oder gibt es da auch eine Faszination? Nur ein Job. Ich bin ein leidenschaftlicher Republikaner, aber ich sehe ein, dass das unglaublich viele Menschen fasziniert. Die Einschaltquoten sind enorm, für viele sind diese royalen Events eine Ablenkung vom Alltag. Ein Freund von mir hat mir vor 40 Jahren gesagt, dass sich seine Mutter mehr Sorgen macht um die Ehe von Charles und Diana als um seine. Mittlerweile sind beide Ehen gescheitert. Ich sehe die Begeisterung für die Royals mit einem Schmunzeln.
Worauf werden Sie bei der Übertragung aus London Ihren Fokus legen? Wir sitzen ja sieben Stunden im Studio und ich werde mich auf alles, was nicht Klatsch und Tratsch ist, konzentrieren. Ich schaue auf die politischen Implikationen, was sind die Unterschiede zwischen Charles und seiner Mutter? Was heißt das alles für dieses nach dem Brexit gebeutelte Land und wie sieht es mit der Rolle der Kirchen aus? Auch der Widerstand der Republikaner und Monarchiegegner wird sicher ein Thema sein. Nur Klatsch lasse ich eben aus. Wobei: Wer behauptet, er interessiere sich nicht dafür, der lügt sich selber an.
Spricht aus den hohen TV-Quoten auch eine Sehnsucht nach der Staatsform Monarchie? Ich würde sagen: Das ist Brot und Spiele. Beim Begräbnis der Queen haben wir eine Million Zuschauer gehabt. Jeder, den ich treffe, sagt mir: Ich schaue mir das jetzt am Wochenende an. Das ist ein Phänomen, aber ich glaube nicht, dass all diese Leute eine Monarchie wiederhaben wollen. Es ist, wie gesagt, eher eine Flucht aus dem von Problemen übersäten Alltag.
Hätten Sie in den vergangenen Jahren gedacht, dass Charles noch König wird? Natürlich. Es geht ja gar nicht anders. Eigentlich hätte ich gedacht, dass die Queen 100 oder 105 Jahre alt wird. Dass er verzichtet, hätte ich nie erwartet. Wenn man sich 70 Jahre auf seinen Job vorbereiten kann: Das ist doch großartig, oder? Er ist ein hochinteressanter Mensch, gebildet und witzig. Ich finde ihn toll.