Zum zweiten Mal gab es in Österreich eine demokratische Abstimmung in der Form, dass zur gleichen Zeit zwei konträre Volksbegehren unterzeichnet werden konnten. An den beiden Volksbegehren - notfalls für eine Impfpflicht in Österreich bzw. dagegen - beteiligten sich rund 335.000 Menschen. Damit war die Beteiligung auch weit höher als bei der sogenannten Smoke-Abstimmung zum Thema Rauchverbot, an der im Juni 2020 knapp 174.000 Personen teilgenommen hatten. Initiiert wurde das Modell von der Initiative Gemeinsam Entscheiden (IGE), hinter der der Anwalt Marcus Hohenecker, der Unternehmensberater Werner Bolek und der Pensionist Anatolij Volk stecken.
Die Ergebnisse zum Thema Impfpflicht sind aber konträr zum Rauchen: Waren damals vier Mal so viele Menschen für ein gesetzliches Verbot des Tabakrauchens in der Gastronomie eingetreten wie dagegen, ist es beim Thema Impfen umgekehrt. So unterschrieben mehr als eine Viertelmillion Bürger gegen eine gesetzliche Impfpflicht, hingegen votierten nur rund 65.000 Bürger dafür, im Notfall eine Impfpflicht zu verhängen, damit Geimpften im Gegenzug weniger Einschränkungen im öffentlichen Leben aufgebürdet werden können.
Eine Berechnung der IGE ergab, dass hochgerechnet etwa 4,2 Prozent der Wahlberechtigten gegen eine Impfpflicht unterschrieben. Nach Bundesländern aufgeschlüsselt, liegen Oberösterreich und Vorarlberg mit jeweils 5,7 Prozent voran. In Oberösterreich hatte ja am Sonntag bei der Landtagswahl die impfkritische Partei MFG ("Menschen, Freiheit, Grundrechte") auf Anhieb den Einzug in den Landtag geschafft. In den übrigen Bundesländern sind die Anteile der Unterzeichner des Volksbegehrens gegen Impfpflicht entsprechend niedriger, Wien ist mit 1,4 Prozent das Schlusslicht.
Am Montagabend ging die Eintragungswoche für insgesamt vier Volksbegehren zu Ende. Ein Volksbegehren unter dem Titel "Kauf regional" fordert unter anderem eine Abgabe des Onlinehandels zugunsten regionaler stationärer Händler. Es erhielt ebenfalls viel Zustimmung: 146.295 Unterschriften kamen zusammen - ebenfalls genug, um im Parlament behandelt zu werden. Für die Beibehaltung der Notstandshilfe anstatt des "Arbeitslosengeldes neu" unterschrieben 79.134 Menschen.