"Vor allem im hochalpinen Bereich führen der Rückgang der Gletscher und der Flankenvereisung sowie das Auftauen des Permafrosts zu vermehrten Massenbewegungen wie Rutschungen, Felsstürzen und Steinschlag. Das kann auch Hütten und Wege betreffen", erklärte Andreas Mayr vom Institut für Geographie der Universität Innsbruck im Gespräch mit der APA. Allerdings gebe es bisher keine systematische Erfassung der Gefahrenstellen und auch kaum geeignete Möglichkeiten, dieses Wissen zu teilen.
Mittels der neuen App "AlpsWatch" können Personen mit der nötigen Expertise und Erfahrung, etwa Bergsportführer, Flugretter oder Geowissenschafter, als "hochqualifizierte Crowd" Beobachtungen möglicher Gefahrenbereiche auf alpinen Routen eintragen und einem breiteren Nutzerkreis zugänglich machen. "Auch Tourismusverbände, Gemeinden oder Wegehalter sollen von der verbesserten Informationslage profitieren. Sie können sich benachrichtigen lassen, wenn es in ihrem Bereich Probleme gibt", so Mayr im Vorfeld der "International Mountain Conference", die ab Sonntag (14. bis 18. September) stattfindet und an der den Angaben zufolge mehr als 1.000 Wissenschafter teilnehmen.
Datenbank für Vor-Ort-Beobachtungen
Aus wissenschaftlicher Sicht sei das Ziel, mittel- bis längerfristig eine einigermaßen große Datenbank mit solchen Vor-Ort-Beobachtungen von Massenbewegungen aufzubauen. "Diese sogenannten Referenzdaten dienen dem Abgleich von Modellberechnungen und Fernerkundungsanalysen, zum Beispiel auf Basis von Luft- und Satellitenbildern", sagte der Experte.
Durch den crowdbasierten Ansatz des vom Land Tirol geförderten Projekts "AlpsWatch", in dem die neue App durch das Institut für Geographie der Universität Innsbruck zusammen mit dem Tiroler Bergsportführerverband und dem Österreichischen Kuratorium für alpine Sicherheit entwickelt wurde, könnten deutlich mehr Daten als bisher gesammelt werden. Das schaffe eine gute Informationsbasis über die Lage im Gebirge.
Karte zeigt Gefahrenpotenzial
Auf Digitalisierung und die Expertise von Wegewarten, Bergführerinnen und Hüttenwirten setzt auch das Projekt "AV.GEO.CLIM". Die Fachleute können Gefahrenstellen und -ereignisse, beispielsweise Steinschlag, Rutschungen und Co., über ein digitales Formular am Handy erfassen. Auf einer Karte wird dann das Gefahrenpotenzial des Wanderwegenetzes ausgewiesen und klassifiziert, erklärte Marco Gabl vom Österreichischen Alpenverein (ÖAV) unter Verweis auf einen Prototypen.
Die zweite Säule des von Gabl geleiteten und vom Umweltbundesamt finanzierten Projekts sind sogenannte "Storymaps" zu den Themen "Wandern" und "Naturgefahren". Sie sollen Erholungssuchenden Wissen vermitteln und im Hinblick auf Naturgefahren sensibilisieren. "Ziel ist, das Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels zu schärfen und die Sicherheit am Berg zu erhöhen", so Gabl.
(S E R V I C E - Details zur "International Mountain Conference": https://imc2025.info/; Projekt "AlpsWatch": https://www.uibk.ac.at/de/projects/alpswatch/; Projekt "AV.GEO.CLIM": https://av-geo-clim-uniibk.hub.arcgis.com/)