"Wir haben den Impfstoff bereits gegen rund 20 andere mutierte Viren getestet. Die Immunantwort, die durch unseren Impfstoff hervorgerufen wurde, hat stets alle Virusformen inaktiviert."
Das Antigen, das das Mainzer Unternehmen und sein US-Partner Pfizer für den Impfstoff nutzen, besteht laut Sahin aus mehr als 1270 Aminosäuren. Davon seien jetzt neun mutiert, also noch nicht einmal ein Prozent. "Unser Impfstoff sieht das ganze Protein und bewirkt multiple Immunantworten. Dadurch haben wir so viele Andockstellen, dass das Virus schwer entkommen kann. Das bedeutet aber nicht, dass die neue Variante harmlos ist." Der Biontech-Impfstoff auf Basis des Botenmoleküls mRNA könne prinzipiell schnell an neue Varianten angepasst werden.
Nach eigenen Angaben wäre der Impfstoffhersteller im Fall der Fälle binnen sechs Wochen in der Lage, auch ein Präparat gegen die in Großbritannien aufgetauchte Mutation des Virus herzustellen. "Das ist aber eine rein technische Überlegung", sagte Sahin.
Mutation wird auch in PCR-Tests nachgewiesen
Die neue Mutation aus England werde übrigens auch in heimischen PCR-Tests erkannt, sagt Medilab-Laborchef Hans-Georg Mustafa. "Die PCR geht tendenziell auf konservativere Regionen des Virus." Das Spikeprotein, das von den Mutationen in England vor allem betroffen war, zähle hier eher nicht dazu. Außerdem werde nicht nur ein einzelner RNA-Abschnitt bei einer PCR getestet, sondern mehrere. Dass in allen Abschnitten Mutation stattfinden, sei sehr unwahrscheinlich. "Auch Antigentests werden funktionieren. Es gibt nichts, was dagegen spricht", sagt Mustafa.
Erfährt der Getestete aber, ob er die neue Coronamutation in sich trage? "Dazu müsste man das Ergebnis sequenzieren", sagt Mustafa. Das werde in der Routine nicht gemacht. "Wir schauen uns die Virenstämme in Stichproben aber immer wieder an." Derzeit sei die neue Mutation in Österreich noch nicht nachgewiesen. Auch Mustafa geht davon aus, dass die Mutation auf die Impfstoffe keinen relevanten Effekt hat. "Es gibt keinen Grund für Nervosität."