Die Wahrscheinlichkeit, an Herpes Zoster, umgangssprachlich auch Gürtelrose genannt, zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Wie der Dermatologe Robert Müllegger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz zur Herpes-Zoster-Impfung erklärte, handelt es sich dabei um eine Infektionskrankheit, die das Nervensystem und die Haut betreffe. „Auslöser ist ein Virus, das ursprünglich im Kindesalter Windpocken auslöst“, erklärt der Dermatologe. Es bleibe in Nervenknotenpunkten liegen und werde durch das Immunsystem unterdrückt beziehungsweise bewacht, bis es Jahre später reaktiviert werde und Gürtelrose auslöse. Dabei entstehe auf der Haut ein halbseitiger, bläschenförmiger Ausschlag. Gürtelrose sei bei den meisten Betroffenen mit starken Schmerzen verbunden. Jährlich kommt es in Österreich zu 30.000 Fällen. Im Krankenhaus müssen rund 2000 Betroffene pro Jahr behandelt werden, im Durchschnitt für etwa acht Tage. „Bedenkt man, dass ein Belagstag im Krankenhaus 1300 Euro kostet, kann man sich ausrechnen, auf welche Summe das hinausläuft. Es sind rund 30 Millionen Euro an stationären Aufenthaltskosten.“
Immunsystem wird schwächer
Im Laufe des Lebens erkranke jeder dritte bis vierte Mensch daran, erklärt Müllegger. Ab dem 50. Lebensjahr lasse sich ein signifikanter Anstieg bei den Fällen beobachten. „Das betrifft in Summe ungefähr 24.000 Erwerbstätige“, die in den Krankenstand gehen. Die Fallzahlen steigen dem Experten zufolge von Jahr zu Jahr um fünf Prozent. Denn die angeborene und erworbene Immunität werde mit dem Alter schwächer. Auf diese Weise könne das Gürtelrosevirus reaktiviert werden. Berechnungen zufolge steigt auch die Zahl der älteren Bevölkerung an. Bis zum Jahr 2024 werde die Zahl der über 50-Jährigen um zwölf Prozent steigen und es werde in Österreich mehr über 65-Jährige geben als unter 15-Jährige. „Das bedeutet eine Zunahme von Erkrankungen und Therapien in diesen Altersgruppen, die Gürtelrose prädisponieren“, sagt Müllegger. Auf die Politik kämen damit enorme Herausforderungen im Gesundheitswesen zu und es sei gut, wenn man Methoden wie Impfungen habe, um Erkrankungen zu verhindern.
Gürtelrose sei nicht einfach ein Ausschlag mit Schmerzen, sondern könne Komplikationen mit sich bringen – so seien zum Beispiel Gehirn- oder Lungenentzündungen, aber auch Herzinfarkte möglich. Die Schmerzen selbst seien kaum mit Medikamenten beherrschbar und nicht ausreichend gut zu behandeln. Bei vielen Betroffenen seien Schlaf, Lebensfreude und Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt, was auch von volkswirtschaftlicher Bedeutung sei. Auch könne das Virus, wenn aktiviert, die Gefäße schädigen. In den ersten Monaten nach einer Gürtelrose sei auch die Gefahr für einen Schlaganfall signifikant erhöht, betont der Dermatologe. Daher sei man froh, dass es eine Impfung mit Totimpfstoff gebe. Diese sei auch für Menschen mit geschwächtem Immunsystem geeignet. Benötigt werden zwei Dosen im Abstand von zwei bis sechs Monaten. Die Impfung selbst sei sehr effektiv: Die Wirkung hält Studien zufolge in mindestens 80 Prozent der Fälle mindestens elf Jahre an.
Impfung empfohlen
Die Gürtelrose-Impfung ist seit Anfang November kostenlos für Menschen ab 60 Jahren oder Angehörige von Risikogruppen ab 18 Jahren wie Immungeschwächte, Menschen mit Autoimmunerkrankungen oder chronisch Kranke wie Diabetiker. Bei Menschen, die unter Rheuma leiden, ist die Wahrscheinlichkeit, an Gürtelrose zu erkranken, Müllegger zufolge 50 Mal höher als bei der Durchschnittsbevölkerung.
Der Ansturm auf die Gratisimpfungen – auch die Pneumokokken-Immunisierung ist nun kostenlos – ist allerdings riesig und offenbar hatte man bei den zuständigen Stellen nicht damit gerechnet. Denn wie die SN berichteten, konnten nicht alle Ärztinnen und Ärzte mit Impfstoffen versorgt werden. Innerhalb von zwei Tagen seien die vorhandenen Kontingente über die Bestellplattform abgerufen worden, hieß es. Das waren 100.000 Dosen. Insgesamt seien laut Maria Paulke-Korinek von der Abteilung für Impfwesen im Gesundheitsministerium 2100 Einrichtungen in ganz Österreich versorgt worden. Neue Impfstoffe seien in Auslieferung.

