Ende Juni hat im Bildungsministerium eine Arbeitsgruppe getagt - mit zehn Rektoren und dem zuständigen Sektionschef. Thema war, wie das im Herbst 2026 startende Psychotherapie-Studium aufgestellt werden soll. Ein zentraler Punkt ist, welcher der zehn Uni-Standorte wie viele der 500 Plätze erhält. Mit dabei waren Vertreter der Unis, die Psychologie anbieten (Wien, Graz, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt), die Medizinunis bzw. Fakultäten (Wien, Graz, Innsbruck bzw. Linz) sowie die Universität für Weiterbildung in Krems.
Die Vorfrage ist aber, wie viel zusätzliches Geld dem Ministerium jeder dieser Master-Studienplätze wert ist. Das betont auch Salzburgs interimistischer Rektor Martin Weichbold. Denn Psychotherapie werde teils in nur wenige Leute umfassenden Kleingruppen unterrichtet; teils sei auch ein Einzelsetting nötig - was einen entsprechend höheren Personalaufwand für die Unis bedeute. Klar ist daher allen Beteiligten, dass die Abgeltung weit höher liegen müsse als jene 13.100 Euro, die es laut Weichbold pro Studienplatz für die dreijährige Laufzeit der kommenden Leistungsvereinbarung (2025-2027) in der Fächergruppe 1 gibt. In diese fallen etwa Studien wie Jus oder die Lehrämter. Weichbold: "Wir wollen bei der Abgeltung aber schon im Bereich der Medizin (Fächergruppe 4, Anm.) landen." Für diese Gruppe muss das Ministerium die vierfache Summe pro Studienplatz und Dreijahresperiode zahlen: Das wären allein für die Uni Salzburg hochgerechnet 2,62 Millionen Euro bei 50 Studienplätzen bzw. sogar 5,24 Millionen bei 100 Plätzen. Die Frage ist zudem, woher dieses zusätzliche Geld für die 500 Studienplätze, rein rechnerisch also bis zu 26,2 Millionen Euro, kommt, nachdem die rund 16 Milliarden Euro für die Unis für die genannte Periode bereits fixiert sind.
Der Chef der Rektorenkonferenz (uniko), Oliver Vitouch, der als Rektor der Uni Klagenfurt selbst um diese Studienplätze mitrittert, betont: "Das wird ein finanzieller Verdrängungswettbewerb unter den Unis - außer, es kommt zusätzliches Geld vom Gesundheitsministerium dazu." Nachsatz: "Wenn es zu wenig Geld aus Wien gibt, wird keine Uni diese Studienplätze einrichten, weil es finanziell nicht darstellbar ist." In dieses Horn stößt auch Bernhard Fügenschuh, Vizerektor für Lehre der Uni Innsbruck, der sein Haus in Wien vertreten hat: "Wegen der fehlenden Klarheit über die Finanzierung weiß man nicht, ob man gern viele oder wenige dieser Studienplätze hätte."
Bei der Hauptfrage, der Verteilung der 500 Plätze, pocht das Gesundheitsministerium darauf, dass die regionale Streuung zentrales Kriterium sein soll. Denn Ziel sei die dezentrale Versorgung mit neuen Therapeuten. Das Bildungsministerium hat daher drei Verbünde eingerichtet: Ost (Wien, Krems), Süd (Graz, Klagenfurt) sowie West (Salzburg, Innsbruck). Offen ist aber noch, in welchen Verbund die Linzer Medizin-Fakultät fällt. In diesen Verbünden solle nun erhoben werden, welche Erfahrungen und personellen Ressourcen für das neue Studium vorhanden seien und was es noch brauche, sagt Salzburgs Rektor Weichbold. Der Psychologie-Fachbereich in seinem Haus habe mehrfach betont, dass in Salzburg in Form von außerordentlichen Uni-Lehrgängen bereits fünf Psychotherapie-Ausbildungen laufen; zwei weitere seien in Planung.
Innsbrucks Vizerektor Fügenschuh plädiert aber für eine salomonische Lösung innerhalb des Verbunds West: "Das könnte bedeuten, dass wir 150 Studienplätze an die drei Unis Innsbruck, Meduni Innsbruck und Salzburg holen. Pi mal Daumen könnte jede der drei Unis also 50 Studienplätze bekommen." Ob das Salzburg reicht, ist aber fraglich - denn hier hatte der Fachbereich Psychologie zuletzt 100 Plätze für sich allein gefordert.
Brisanz bekommt Fügenschuhs Rolle in der Arbeitsgruppe aber nun insofern, als er am 7. Juli zum neuen Rektor der Uni Salzburg gekürt wurde. Liegt hier nicht möglicherweise eine Unvereinbarkeit vor, wenn er weiter für die Uni Innsbruck verhandelt, mit 1. Oktober aber nach Salzburg wechselt? Fügenschuh sieht kein Problem - im Gegenteil: "Das ist kein Interessenkonflikt. Denn es gibt den Verbund West; daher habe ich eine wunderbare Argumentationskette, dass ich für beide Unis argumentieren kann." Tatsächlich müssten die zwei Universitäten bei diesem Studium ohnehin kooperieren - weil die Ressourcen knapp seien, sagt er. Sollte es dennoch Interessenkonflikte geben, werde er Lösungen finden und Agenden an Kollegen im Innsbrucker Rektorat abgeben, betont Fügenschuh.
Bei drei anderen Punkten hat die Arbeitsgruppe Ende Juni konkrete Lösungen gebracht, wie die Auskünfte des Bildungsministeriums an die SN belegen. So werde vom Ministerium "ein gemeinsames, einheitlich konzipiertes Aufnahmeverfahren sehr begrüßt", auch die Rektoren seien dafür. Zudem hieß es aus Wien: "Je harmonisierter das Curriculum ist, desto sinnvoller ist es", wobei freilich auf die Eigenheiten der einzelnen therapeutischen Schulen Rücksicht genommen werden müsse. Auch eine von Vitouch schon im Jänner geforderter "Inländerquote" wird als sinnvoll erachtet: "Da es sich um ein Studium im Gesundheitsbereich handelt, in dem es auch in Deutschland Knappheit gibt, geht das Ministerium davon aus, dass es eine spezielle Ausgestaltung der Zugangsregelung brauchen wird - entweder mit einer Quote oder wie früher nach dem Herkunftslandprinzip." Beim Geld hingegen gab es vom Ministerium noch keine Zusage: Die Frage, in welcher Fächergruppe der neue Master verortet werde, sei "noch Gegenstand von Gesprächen". Klar sei aber, dass es dafür mehr Geld geben werde als für das Fach Psychologie, hieß es.
Mindestens bis zur kommenden Sitzung in Wien Mitte September ist zudem weiter offen, ob die 1600 Praktikumsstunden, die im Laufe des Studiums geleistet werden müssen, bezahlt sind. Vom Sozialministerium heißt es, dass das Entgelt jener Praktika, die in psychiatrischen Einrichtungen absolviert werden, Sache der jeweiligen (Spitals-)Träger sei: "Eine Orientierung an Kollektivverträgen vergleichbarer Berufe der in Ausbildung befindlichen Personen, wie der Klinischen Psychologie und der Medizin, wäre jedenfalls wünschenswert", hieß es.