Absage von Taylor-Swift-Konzerten: Terroranschlag war geplant - "Eine Tragödie konnte verhindert werden"
Der festgenommene 19-jährige Terrorverdächtige hat ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er wollte demnach einen Anschlag auf das Taylor-Swift-Konzert am Donnerstag oder Freitag in Wien verüben. Das haben der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, und DSN-Direktor Omar Haijawi-Pirchner am Donnerstag mitgeteilt. Stellung nahm auch Bundeskanzler Karl Nehammer, zur Absage der Konzerte sagte er: "Sicherheit geht vor."

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) eröffnete die Pressekonferenz am Donnerstagvormittag mit folgenden drastischen Worten: "Die Lage war ernst, die Lage ist ernst. Wir können aber auch feststellen, eine Tragödie konnte verhindert werden." Die Lage sei auch weiterhin ernst, die Gefahr durch islamistischen Terrorismus seit dem furchtbaren Angriff der Hamas auf Israel sei weiter gestiegen. "Große Konzerte sind ein bevorzugtes Ziel von terroristischen Anschlägen."
Karner fordert bessere Messengerdienst-Überwachung
Ein besonderes Danke sprach Karner der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) aus, "weil es unterstreicht, dass unser Staatsschutz funktioniert". Bundeskanzler Karl Nehammer habe diesen neuen Staatsschutz 2021 eingerichtet, wodurch es wieder eine neue internationale Vernetzung gebe. "Ich möchte mir nicht ausmalen, dass das alte BVT, das von meinem Vorgänger Herbert Kickl zertrümmert wurde, die Verantwortung getragen hätte." Karner forderte, Messengerdienste sollten besser überwacht werden, "wir wollen und brauchen zeitgemäßes Handwerkszeug für die Polizei und den Staatsschutz, damit sie ihre Arbeit für die Sicherheit der Bevölkerung tun können".
Ermittler enthüllen Terrorpläne
Generaldirektor Franz Ruf teilte den neuen Ermittlungsstand mit: Die beiden Festgenommenen hätten Vorbereitungshandlungen für einen Terroranschlag getroffen, sie hätten sich auf einen Sprengstoffanschlag vorbereitet. "Der 19-jährige Haupttäter hat ein Geständnis abgelegt", betonte Ruf. Der 19-Jährige hat seiner Information nach am 25. Juli seinen Job gekündigt und gesagt, er habe etwas Großes vor. Auch sein Erscheinungsbild habe er mit Vollbart geändert. Der zweite Verdächtige, ein 17-Jähriger mit kroatisch-türkischen Wurzeln, ist seiner Information nach am Mittwochnachmittag in Wien vor dem Stadion festgenommen worden. Er war bei einem Facility-Unternehmen angestellt, das am Donnerstagabend im Stadion Dienstleistungen hätte durchführen sollen. Der gebürtige Wiener verweigert bisher die Aussage.
"Wir stießen auf ein islamistisches Netzwerk"
DSN-Direktor Omar Haijawi-Pirchner betonte in seiner Stellungnahme: "Gerade im Terrorismusbereich ist es essenziell, dass man international vernetzt ist." Die DSN habe einen Hinweis bekommen, dass es einen Einzeltäter gebe. "Wir stießen auf ein islamistisches Netzwerk." Der 19-jährige Haupttäter mit nordmazedonischen Wurzeln werde beschuldigt, einen Anschlag auf eines der Konzerte von Taylor Swift geplant zu haben, er habe Anleitungen zum Bombenbau heruntergeladen, bei der Hausdurchsuchung habe man zahlreiches Material sicherstellen können. Die Drohung richtete sich gegen das Taylor-Swift-Konzert am Donnerstag bzw. Freitag. Er betonte, es gebe weitere Leute im Umfeld der beiden Beschuldigten, die zumindest von den Anschlagsplänen gewusst hätten. Deswegen werde weiter ermittelt. "Der 'Islamische Staat' benützt auch Österreich als Aktionsraum. Wir werden auch weiterhin alles tun, dass die Sicherheit gewährleistet ist, und die Ermittlungen mit Hochdruck weiterführen." Was die Absage der drei Konzerte betreffe, stellte Omar Haijawi-Pirchner klar: "Wir haben zu keiner Zeit darauf gedrängt, die Veranstaltung abzusagen."
Veranstalter kommentiert Konzert-Absage
Am Donnerstagnachmittag kam seitens des Veranstalters der Kommentar zur Absage aller drei Swift-Konzerte, die Entscheidung sei die richtige gewesen. Das betonte Veranstalter Ewald Tatar, Chef von Barracuda Music, vor Medien im Innenministerium. Es sei eine "Entscheidung im Sinne der Sicherheit für Besucherinnen und Besucher" gewesen, "nicht nur im Stadion, sondern auch außerhalb". Die Maßnahme sei "in Koordination mit dem Management der Künstlerin" getroffen worden.
Staatsschutz gibt Entwarnung für Konzerte
Pirchner sagte ganz klar, der Plan des Hauptbeschuldigten sei gewesen, vor dem Stadion befindliche Personen zu töten. Er hat seinen Angaben nach keine Konzertkarte gehabt und es habe ein Bekennervideo sichergestellt werden können, "er hat jedenfalls eine starke Zugehörigkeit zum 'Islamischen Staat'". Der oberste Staatsschützer gibt Entwarnung, was weitere Konzerte oder Großveranstaltungen betrifft - es gebe keine Informationen, dass weitere Konzerte wie jenes von Coldplay oder das Frequency-Festival gefährdet wären.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Terrorverdächtige
Wie die SN in Erfahrung brachten, sind der 19- und der 17-Jährige in Ternitz wohnhaft. Bei den Wohnsitzen der beiden jungen Männer wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt. Dabei seien neben "Substanzen auch Datenträger" sichergestellt worden, die jetzt ausgewertet würden, sagte Silke Pernsteiner, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt. Die Behörde ermittelt wegen Verdachtes der kriminellen Organisation (§278a StGB) sowie der terroristischen Vereinigung (§278b StGB). Donnerstagnachmittag will die Staatsanwaltschaft über einen Antrag auf Verhängung der Untersuchungshaft entscheiden. Ob die beiden Terrorverdächtigen denselben Freundeskreis hatten beziehungsweise wie weit sie voneinander entfernt wohnen, wollte Pernsteiner nicht beantworten.
Bundeskanzler: "Sicherheit geht vor"
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) trat am Donnerstag um 16 Uhr vor die Presse. Er verstehe sehr gut, dass die Traurigkeit über die Absage der Konzerte sehr groß sei, "aber die Sicherheit geht vor". In Wahrheit sei es unvorstellbar, welch unermesslicher Schaden bei Gelingen des Anschlags angerichtet worden wäre. Stellung nehme er, um nach diesem vereitelten Terroranschlag die Wehrhaftigkeit der Demokratie zu zeigen. "Gerade solche Augenblicke wie jetzt sollten uns daran erinnern zusammenzustehen, das Verbindende vor das Trennende zu stellen." Technische Überwachungsmöglichkeiten zur Gefahrenabwehr auszuweiten, das sei eine alte Forderung von ihm, "ich halte das für einen schweren Fehler für die Sicherheit in diesem Land". Ein nationaler Sicherheitsrat soll einberufen werden.