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Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Maskenpflicht

Expertenpapier warnt vor "Zehntausenden zusätzlichen Toten" und empfiehlt "deutlich strengere Maßnahmen".

Die Bundesregierung verkündete am Montag eine Maskenpflicht in Supermärkten.
Die Bundesregierung verkündete am Montag eine Maskenpflicht in Supermärkten.

Bundeskanzler Sebastian Kurz sparte nicht mit drastischen Worten, als er Montagvormittag vor die Öffentlichkeit trat: Österreich erlebe coronamäßig derzeit erst die "Ruhe vor dem Sturm", sagte Kurz. Und: "Es ist jetzt schon klar, dass viele Menschen an dieser Krankheit sterben werden, das ist nicht zu verhindern." Es gehe darum, die Zahl der Opfer so niedrig wie möglich zu halten. Soweit Kurz, der wie üblich von Vizekanzler, Gesundheits- und Innenminister flankiert wurde.

Die Regierungsspitze stützte sich mit ihren Warnungen auf ein Expertenpapier, dessen Schlüsselsatz so lautet: "Wenn es nicht gelingt, rasch den Faktor R0 unter den Wert von 1 zu drücken, sind in Österreich Zehntausende zusätzliche Tote und ein Zusammenbruch des Gesundheitssystems​ zu erwarten." - Zur Erklärung: Der Faktor R0 liegt dann unter 1, wenn eine infizierte Person nicht mehr als eine weitere Person ansteckt.

Weiters heißt es in dem Papier, das den SN vorliegt: "Keinesfalls dürfen Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der Restriktionen geweckt werden. Wahrscheinlich benötigt dies deutlich strengere Maßnahmen, als derzeit in Kraft sind."

Auf dieser Grundlage verschärfte die Regierung am Montag die bisherigen Maßnahmen. Am augenfälligsten ist eine Maßnahme, die von der Bundesregierung noch vor Kurzem als sinnlos bezeichnet worden ist. Nämlich die Einführung einer Schutzmaskenpflicht. Diese gilt vorerst für Supermarktkunden, soll in weiterer Folge aber überall dort gelten, wo Menschen in Kontakt mit Menschen kommen. Die SN haben sich nach den Einzelheiten erkundigt:

Um welche Masken
handelt es sich?

MNS-(Mund-Nasen-Schutz)-Masken sind jener Gesichtsschutz, den asiatische Touristen seit Jahr und Tag bei ihren Europabesuchen tragen. Diese Masken schützen nicht (oder kaum) vor Selbstansteckung, sondern sollen verhindern, dass der Träger seinerseits andere ansteckt. Denn das Coronavirus wird hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion, also etwa durch Husten oder Niesen, übertragen. "Diese Masken können durchaus dazu beitragen, die Verbreitung des Virus zu reduzieren", sagt eine von den SN befragte Expertin.

Wo müssen die Masken
getragen werden?

Zunächst wird das Tragen der Masken in Supermärkten verpflichtend. Und zwar ab dem Zeitpunkt, ab dem sie verfügbar sind, also jedenfalls noch in dieser Woche. In weiterer Folge (und bis auf Weiteres) soll das Tragen der Masken auch an anderen öffentlichen Orten verpflichtend werden - "auch wenn das unserer Kultur fremd ist", wie Kurz sagte. Und noch einen Punkt betonte der Kanzler: Das Tragen der Masken sei "kein Ersatz für das Abstandhalten".


Wie kommen die Masken
zu den Menschen?

Die Verteilung läuft zunächst über die Supermärkte: Jeder Einkäufer soll (im Idealfall) ab Mittwoch beim Eingang gratis eine Maske erhalten, die er im Geschäft anlegen und mit nach Hause nehmen soll. Die Supermarktkette Spar etwa hat laut Sprecherin Nicole Berkmann "seit Wochen" auf den Weltmärkten nach MNS-Masken gesucht, hat über 20 Millionen Stück davon bestellt und derzeit "genug auf Lager". Derzeit würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Masken ausgestattet, ab Mittwoch dann die Kunden. Um Engpässe zu vermeiden, ersuche man die Kunden, in der Anfangsphase einzeln und nicht in Familienverbänden zu erscheinen; auch empfehle es sich, zu Beginn der Maskenpflicht nicht jeden Tag einen Mini-Einkauf zu machen, sondern größere Einkäufe zusammenkommen zu lassen.

Später (der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest) sollen die Masken in den normalen Verkauf kommen und an allen öffentlichen Orten getragen werden.

Kann man die Masken
öfter verwenden?

Es gibt Einweg- und Mehrwegmasken. Noch stehe nicht fest, wo welche Masken verteilt würden, heißt es im Kanzleramt. Das deutsche Robert-Koch-Institut hat angesichts der Coronakrise unter bestimmten Umständen auch eine mehrmalige Benutzung von Einwegmasken freigegeben.