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"Anonymes Gefurze": Vizekanzler Werner Kogler entschuldigt sich, Lena Schilling verliert viel Vertrauen

Der aktuelle APA-OGM-Vertrauensindex zur heimischen Politelite zeigt drei markante Abstürze: Die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling, die grüne Spitze um Vizekanzler Werner Kogler und ÖVP-Ministerin Karoline Edtstadler, die sich für längere Arbeitszeiten eingesetzt hat. Werner Kogler reagierte am Freitag - und entschuldigte sich.

Missglücktes Krisenmanagement: Vizekanzler Werner Kogler entschuldigte sich am Freitag für den Gefurze-Sager, Lena Schilling versuchte Schadensbegrenzung, nachdem sie im APA-OGM-Vertrauensindex auf den vorletzten Platz in der heimischen Politikerriege abstürzte.
Missglücktes Krisenmanagement: Vizekanzler Werner Kogler entschuldigte sich am Freitag für den Gefurze-Sager, Lena Schilling versuchte Schadensbegrenzung, nachdem sie im APA-OGM-Vertrauensindex auf den vorletzten Platz in der heimischen Politikerriege abstürzte.

Mehrmals im Jahr lässt die heimische Nachrichtenagentur APA mit dem Meinungsforschungsinstitut OGM abfragen, inwieweit die Bevölkerung der heimischen Politriege miss- oder vertraut. Es ist ein Index, der seit 20 Jahren erhoben wird und in Zeiten bevorstehender Wahlen (im Juni für die EU, im Herbst zum Nationalrat) noch relevanter ist. Gilt doch in solchen Zeiten für die Politriege eines in besonderem Maße: Fehler um jeden Preis vermeiden.

Lena Schilling im Sturzflug

Gleich mehrere Politikerinnen sind jüngst in diese Fehlerfalle getappt, mit deutlichen Folgen: Die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling, der vorgeworfen wird, Lügen über Bekannte erzählt und diesen damit geschadet zu haben, stürzte im APA-OGM-Vertrauensindex gleich um 33 auf minus 50 Punkte ab. Nur Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat - schon länger - noch schlechtere Werte. Ein Wert von minus 50 ergibt sich beispielsweise, wenn 70 Prozent der Befragten der Person nicht vertrauen, während ihr 20 Prozent Vertrauen entgegenbringen. Die Zahl jener, die die Person nicht kennen oder keine Antwort geben (in diesem Fall zehn Prozent), wird nicht berücksichtigt. Schilling selbst versuchte am Freitag erneut Schadensbegrenzung: "Ich weiß, dass sich Menschen von mir mehr Offenheit und Transparenz gewünscht hätten." Es habe sich aber falsch angefühlt, "über Dinge zu reden, die so stark in mein Privatleben hineingehen".

Kogler zeigt Reue: "Das war unpassend und unintelligent"

Vertrauensverluste gab es durch die Causa auch für die grüne Spitze, Vizekanzler Werner Kogler hatte die Vorwürfe gegen Schilling als "anonymes Gemurkse und Gefurze" abgetan. Prompt verloren auch Kogler und Klubobfrau Sigrid Maurer im aktuellen Vertrauensindex sechs bzw. vier Punkte auf jetzt minus 24 bzw. minus 29. Kogler bat wegen des Gefurze-Sagers am Freitag um Entschuldigung. "Das war mindestens unpassend, unsensibel, unelegant und unintelligent. Dafür möchte ich mich entschuldigen." Und: "Das war nicht schlau, das gehört sich nicht."

Edtstadler bekam Vorstoß für längere Arbeitszeiten nicht gut

Auch ÖVP-Verfassungsministerin Karoline Edtstadler fiel im aktuellen Ranking um zehn Punkte auf minus 31, auch das ein beträchtlicher Absturz. Sie hatte eine Diskussion um längere Arbeitszeiten angestoßen. Auch wenn sie umgehend betonte, nicht für eine generelle 41-Stunden-Woche einzutreten, war der Schaden offenbar schon angerichtet. Auch, weil die SPÖ heftige Attacken gegen Edtstadler ritt, meint OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.

Babler legt zu, auch Nehammer

Andere Politiker hingegen legten spürbar zu. Etwa SPÖ-Chef Andreas Babler, der fünf Punkte aufholte und nun bei minus 23 liegt. Leichte Zuwächse verzeichneten auch Kanzler Karl Nehammer (plus zwei auf minus 27), Klubobmann August Wöginger (plus drei auf minus 28) und Außenminister Alexander Schallenberg (plus zwei auf minus acht). Schallenberg schafft es damit auf Platz acht der Liste, die von

Nur vier Politiker mit positivem Vertrauenssaldo

Bundespräsident Alexander Van der Bellen (plus 23), der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ, plus zehn), Sozialminister Johannes Rauch (Grüne, plus fünf) und Arbeitsminister Martin Kocher (plus drei) angeführt wird. Die vier sind die Einzigen, die einen positiven Vertrauenssaldo schaffen.

"Wahlkampfzeiten sind kein Sympathiewettbewerb"

Dass Wahlkampfzeiten generell "kein Sympathiewettbewerb" sind, wie OGM-Chef Bachmayer sagt, verdeutlicht auch, dass alle EU-Spitzenkandidaten an Vertrauen verloren - wenn auch in viel geringerem Ausmaß als Schilling. Reinhold Lopatka (ÖVP) fiel um drei Punkte auf minus 15, Andreas Schieder (SPÖ) um zwei Punkte auf ebenfalls minus 15 und Harald Vilimsky (FPÖ) fünf Punkte auf minus 40. Helmut Brandstätter (Neos) verlor vier Punkte auf minus zehn.

Für die Umfrage wurden 1341 Online-Interviews mit Wahlberechtigten ab 16 durchgeführt. Die maximale Schwankungsbreite beträgt +/-2,7 Prozent.