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Lena Schilling wird Parteimitglied der Grünen, Generalsekretärin Voglauer ortet Kampagne

Lena Schilling stellte sich in einer Pressekonferenz am Mittwoch nach den neuen Vorwürfen der Presse. Generalsekretärin Olga Voglauer ortet in den neuen Vorwürfen "Silberstein-Methoden" und hält weiter an der Spitzenkandidatin fest. Lena Schilling will weitermachen - und wird Parteimitglied der Grünen.

Generalsekretärin Olga Voglauer und EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling traten den neuen Vorwürfen bei einer Pressekonferenz entschieden entgegen.
Generalsekretärin Olga Voglauer und EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling traten den neuen Vorwürfen bei einer Pressekonferenz entschieden entgegen.

Die Vorwürfe gegen Lena Schilling reißen nicht ab. Nach dem neuesten Bericht des "Standard" äußerten sich die grüne EU-Spitzenkandidatin sowie Generalsekretärin Olga Voglauer am Mittwoch in einer eilig einberufenen Pressekonferenz zur aktuellen Berichterstattung. "Es handelt sich inzwischen leider um ein wiederkehrendes Format", leitete Voglauer ein.
Die neuen Vorwürfe, die am Dienstag publik wurden, berufen sich auf einen möglichen Wechsel Schillings im EU-Parlament von den Grünen zur Linksfraktion. Voglauer betonte am Mittwoch, dass immer klar gewesen sei, dass Lena Schilling zu Beginn keine Grüne gewesen sei. Ihre Kritik an der Partei sei kein Geheimnis gewesen. Den Wechsel vom Aktivismus zur Partei werfe man ihr nun vor. Bereits seit Wochen würden die Grünen mit absurden Vorwürfen konfrontiert. "Auf alle Fälle ist eines klar: Dass Lena Schilling zu den Grünen gegangen ist, nimmt man ihr übel", so Voglauer. Die zitierten Äußerungen seien mit damaligen Freundinnen und Freunden ausgetauscht worden. "Wir sprechen hier über Gerüchte aus dem höchst persönlichen Bereich. Und meiner Meinung nach ist das falsch", so die grüne Generalsekretärin. "Lena Schilling ist nicht fehlerfrei, Zeugnisse wurden verteilt, sie hat ein Nicht genügend. Ja und? Das soll es jetzt sein? Kampagne beendet? Sicher nicht."

Generalsekretärin Voglauer kritisiert "Silberstein-Methoden"

Einmal mehr wiederholte Voglauer auch den Vorwurf einer organisierten Kampagne gegen Lena Schilling: "Was wir hier sehen, sind Silberstein-Methoden", betonte sie in Anspielung auf das rote Dirty Campaigning im Nationalratswahlkampf 2017. Kritik richtete Voglauer auch direkt an die SPÖ. Alle genannten Vorwürfe und beteiligten Personen kämen aus dem Umfeld der Partei, das sei durchaus auffällig.

SPÖ-Chef Andreas Babler hatte bei einer zuvor abgehaltenen Pressekonferenz betont, es gebe "keine Verbindung einer SPÖ mit Lena Schilling".

Auch die KPÖ würde von den aktuellen Vorwürfen profitieren, betonte Generalsekretärin Voglauer weiter. Der aktuelle Spitzenkandidat sei ein Ex-Freund Schillings: "Glauben Sie, die haben jetzt ein Interesse daran, dass es bei uns gut läuft?"

Schilling wird Parteimitglied

Schilling selbst zeigte sich in der Pressekonferenz deutlich betroffen. Es sei nicht leicht, sich schon wieder zu äußern, sie stehe aber noch immer mit derselben Motivation hier. Durch den anhaltenden Rückhalt von den Grünen bestärkt, habe sie heute ihren Antrag auf Parteimitgliedschaft abgeschickt. "Ich stehe hier heute als eine Grüne", unterstrich sie.

Den Wunsch eines Wechsels zu den Linken wies Schilling am Mittwoch entschieden zurück. Die zitierte Nachricht zum Hass auf die grüne Partei, die im "Standard" veröffentlicht wurde, sei aus dem Kontext gerissen. Wenig später habe sie im Chat ausgeschlossen, sich bei der KPÖ zu engagieren. "Es hat einen Grund gegeben, dass ich so hart mit den Grünen umgegangen bin: Wenn man Klimapolitik ernsthaft machen will, dann macht man das mit den Grünen", so Schilling. "Ich glaube, ich kann lernen, wie eine Grüne zu fühlen. Und wissen Sie was, ich glaube, ich habe es gelernt."

Die Vorwürfe im "Standard"

Der "Standard" beruft sich in seiner Recherche vom Dienstag auf eine namentlich nicht genannte ehemalige Vertraute Schillings. Angeblich seien Pläne zum Fraktionswechsel detailliert besprochen worden. Seitens Schilling gab es dazu ein ausführliches schriftliches Dementi an die Zeitung. "Der Vorhalt, ich hätte meinem sozialen Umfeld Erwägungen kommuniziert, dass ich mich nach erfolgter Wahl der Linksfraktion im Europaparlament anschließen könnte, ist falsch. Freund:innen, die in anderen Parteien organisiert sind, haben dies in den Raum gestellt", heißt es in dem zweiseitigen Text, den Schilling Dienstagnachmittag via X öffentlich machte.

Die Grünen dementieren die Vorwürfe im "Standard"

Über Vermittlung der Grünen wurde der APA auch die Stellungnahme einer angeblich an dem Gespräch beteiligten Person übermittelt: Gabriel Hofbauer-Unterrichter, ein SPÖ-Alsergrund-Sektionsvorsitzender, betonte, dass die Idee, nach der Wahl der Linksfraktion beizutreten, nicht von Schilling gekommen, sondern von anderen bei einem Gespräch im Freundeskreis "scherzhaft in den Raum gestellt" worden sei. Schilling sei "in keiner Weise ernsthaft darauf eingestiegen". Ihr Freundeskreis sei "sehr von der Wiener Linken geprägt" gewesen, die einer Kandidatur bei den Grünen sehr kritisch gegenübergestanden sei.

Seitens der Grünen wurde gegenüber der APA betont, dass ihres Wissens keine Chats oder andere Texte Schillings existierten, in denen die Linksfraktion-Idee vorkomme. Die vom "Standard" zitierte Passage von Ende Jänner, am 24. Februar werde sie offiziell zur Spitzenkandidatin gekürt, "dann bin ich gewählt, und die Grünen können nichts mehr machen muhahha", stamme aus einem anderen Chat Schillings mit anderem Zusammenhang, ebenfalls aber mit einer Person aus dem SPÖ-Umfeld.

Schillings Kritik an den Grünen war öffentlich bekannt

Der "Standard" schrieb Schilling unter Berufung auf das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" auch die Chat-Aussage zu, sie habe ihr Leben lang "niemanden so sehr gehasst" wie die Grünen. Diese soll Ende November gefallen sein, also vor der offiziellen Gesprächsaufnahme mit den Grünen. In Schillings Stellungnahme heißt es: "Ich hatte zu den Grünen sehr lange ein sehr kritisches Verhältnis, das sich aber in den letzten Jahren - und insbesondere durch die Annäherung im Rahmen meiner Kandidatur - stark verändert hat. Im privaten Umfeld habe ich diese Kritik auch sicher hart geäußert." Die in der Vergangenheit oft heftige Kritik der früheren Klimaaktivistin an den Grünen war öffentlich bekannt und auch Thema bei ihrer Antrittspressekonferenz im Jänner.

Bereits am Dienstag hatte sich Schilling auf X zu den neuen Vorwürfen geäußert:

Die "niemanden so sehr gehasst"-Aussage scheint übrigens aus einem Chat Schillings mit der Aktivistin Veronika Bohrn Mena zu stammen, die APA konnte in Transkripte dieser Unterhaltungen Einblick nehmen. Dort schrieb Schilling aber auch: "Die KPÖ ist nicht der Ort für mich leider" und "das Klima ist wirklich mein Hauptanliegen geworden". Das Ehepaar Bohrn Mena spielt nach Ansicht der Grünen eine Hauptrolle im Verbreiten von Vorwürfen gegen Schilling, Generalsekretärin Olga Voglauer ortete zuletzt eine "Kampagne".

Die Pressekonferenz in voller Länge