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Brücken bauen, keine Mauern: Totenmesse für Papst Franziskus mit Friedensappell an die Welt

Hunderte Staatsgäste, Hunderttausende Menschen in der Ewigen Stadt und Millionen weltweit haben Abschied genommen vom Oberhaupt der katholischen Kirche. "Er hat die Herzen berührt", predigte Kardinal Giovanni Battista Re, der das etwas mehr als zwei Stunden lange Requiem auf dem Petersplatz leitete.

Blick auf den Petersplatz.
Blick auf den Petersplatz.
Die Welt nimmt Abschied.
Die Welt nimmt Abschied.

Neben der Polit-Prominenz, Monarchen, mehr als 200 Kardinälen und gut 4.000 anderen Geistlichen versammelten sich rund 250.000 Menschen dicht gedrängt auf dem Vorplatz der mächtigen Basilika und in den umliegenden Straßen. Sie erwiesen Franziskus die letzte Ehre, nachdem dieser am Ostermontag im Alter von 88 Jahren gestorben war. Gegen 5.30 Uhr wurden die ersten Menschen auf den Petersplatz gelassen, der schon vor Beginn der Messe voll war.

Viele wollen der Trauerfeier beiwohnen.
Viele wollen der Trauerfeier beiwohnen.
Requiem für den Papst.
Requiem für den Papst.
Franziskus' Leichnam wird heute auf einer etwa sechs Kilometer langen Strecke durch das Zentrum der Ewigen Stadt gefahren. Bereits Stunden zuvor versammelten sich Menschen entlang der Strecke.
Franziskus' Leichnam wird heute auf einer etwa sechs Kilometer langen Strecke durch das Zentrum der Ewigen Stadt gefahren. Bereits Stunden zuvor versammelten sich Menschen entlang der Strecke.
Tausende Menschen versammelten sich bereits vor dem Petersdom.
Tausende Menschen versammelten sich bereits vor dem Petersdom.
Requiem für den Papst.
Requiem für den Papst.

Subtiler Appell in Predigt an Trump und Co.

Die Trauermesse erinnerte an Franziskus als Brückenbauer. "'Brücken bauen und keine Mauern' ist eine Aufforderung, die er (Franziskus) mehrfach wiederholt hat", sagte der Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re, in seiner Predigt auf dem Petersplatz. Franziskus habe angesichts der Kriege während seines Pontifikats immer wieder zu "ehrlichen Verhandlungen" aufgerufen. In einer emotionalen Predigt erzählte der Kirchenmann vom Wirken Franziskus', von dessen Einsatz für die Armen und Schwachen, für den Frieden sowie gegen Ungerechtigkeit und Krieg.

Dies konnte als subtiler Appell verstanden werden in Richtung der Mächtigen dieser Welt. Einige von ihnen waren auf dem Petersplatz bei dem Requiem dabei, etwa US-Präsident Donald Trump, der in der ersten Reihe ganz in der Nähe von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron saß.

Emmanuel Macron und Donald Trump beim Friedensgruß.
Emmanuel Macron und Donald Trump beim Friedensgruß.
Knapp eine Stunde vor Beginn der Trauerfeier für Papst Franziskus sind die ersten Staatsgäste auf dem Petersplatz eingetroffen. Unter anderem der frühere US-Präsident Joe Biden kam mit Ehefrau Jill auf den Platz vor dem Petersdom. Der 82-Jährige, der der zweite katholische US-Präsident der Geschichte war, gehört aber nicht zur offiziellen amerikanischen Delegation.
Knapp eine Stunde vor Beginn der Trauerfeier für Papst Franziskus sind die ersten Staatsgäste auf dem Petersplatz eingetroffen. Unter anderem der frühere US-Präsident Joe Biden kam mit Ehefrau Jill auf den Platz vor dem Petersdom. Der 82-Jährige, der der zweite katholische US-Präsident der Geschichte war, gehört aber nicht zur offiziellen amerikanischen Delegation.
Prinz William vertritt Großbritannien.
Prinz William vertritt Großbritannien.

Trump und Selenskyj trafen sich am Rande der Trauerfeier

Ein paar Plätze weiter nahm der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Platz, dessen Land sich seit drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg verteidigt. Trump und Selenskyj sind in Rom am Rande der Trauerfeier für Papst Franziskus bereits zu einem Gespräch zusammengekommen. Die Unterredung im Vatikan sei sehr produktiv gewesen, teilte der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, Steven Cheung, mit. "Weitere Einzelheiten zu dem Treffen werden folgen."

Die österreichische Delegation wurde von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) geleitet. Auch mehrere österreichische Bischöfe, darunter der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, sind bei den Feierlichkeiten dabei.

Auch zahlreiche Salzburger sind nach Rom gereist. "Die Stadt ist voller Pilger. Viele beten auch in unserer deutschsprachigen Kirche Santa Maria dell'Anima. Das Requiem für Papst Franziskus war am Donnerstag stark besucht. Das hat mich sehr gefreut", betonte "Anima"-Rektor, der Salzburger Michael Max.

Ausnahmezustand in Rom

Die hunderten Politiker aus mehr als 160 Delegationen sorgten in Rom für einen Ausnahmezustand. Vor allem wegen Trump, der am späten Freitagabend mit seiner Frau Melania in der Air Force One auf dem Flughafen Fiumicino landete, herrschten extreme Sicherheitsvorkehrungen.

Etliche Straßen waren gesperrt. Rund 10.000 Einsatzkräfte wurden aufgeboten, um einen reibungslosen Ablauf der Großveranstaltung zu gewährleisten. Über der Stadt kreisten Helikopter. Das gesamte Gebiet rund um den Vatikan wird strengstens bewacht. Scharfschützen, Hundestaffeln, Patrouillen auf dem Fluss Tiber, Polizisten und Soldaten mit Anti-Drohnen-Technologie und andere Spezialeinheiten waren im Einsatz. Das italienische Heer war zudem mit Kampfjets in Bereitschaft.

Die Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen wurden verschärft.
Die Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen wurden verschärft.
Die Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen wurden verschärft.
Die Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen wurden verschärft.
Die Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen wurden verschärft.
Die Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen wurden verschärft.

Die vielen Staatsgäste nahmen seitlich des Altars Platz. Ganz vorne saß Präsident Javier Milei aus Franziskus' Heimatland Argentinien. Daneben waren die Italiener mit Präsident Sergio Mattarella und Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Viele internationale Politiker nutzten die Trauerfeier dafür, um - zumindest kurz - miteinander zu sprechen.

Hunderttausende Menschen wohnen Messe bei

Dem Requiem wohnte bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen eine Schar an Menschen bei. Als der Petersplatz voll war, reihten sich die Leute auch in der zum Dom führenden Via della Conciliazione auf. Auf der etwa 500 Meter langen Prachtstraße und bis hin zur Engelsburg am Tiber verfolgten sie über riesige Monitore die Trauerfeier. An mehreren Orten der Stadt waren Leinwände aufgebaut.

Die Welt nimmt Abschied.
Die Welt nimmt Abschied.
Tausende Menschen versammelten sich.
Tausende Menschen versammelten sich.

Sehr viele eigens eingesetzte Sanitäter sorgten dafür, dass Menschen geholfen wurde, die zu lange in der Sonne standen oder denen schlecht wurde. Die Trauerfeier dauerte etwas mehr als zwei Stunden.

Trauerzug durch Rom mit Sarg im Papamobil

Danach wurde der Sarg des Papstes auf ein offenes Papamobil gelegt, das Franziskus auf seine letzte irdische Reise brachte. Auf den abgesperrten Straßen fuhr der Konvoi zunächst über den Tiber, dann durch das historische Zentrum Roms, über die Piazza Venezia, vorbei am Forum Romanum und dem wohl bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, dem Kolosseum. Schließlich erreichte der Sarg nach etwas weniger als einer halben Stunde die Lieblingskirche von Franziskus.

Der Sarg wird durch Rom gefahren.
Der Sarg wird durch Rom gefahren.

Einen solchen Trauerzug hat auch die Ewige Stadt schon lange nicht mehr gesehen. Als erster Papst seit mehr als 120 Jahren wurde Franziskus nicht im Petersdom in den vatikanischen Grotten begraben, wie noch seine Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Nur sieben seiner Vorgänger liegen in Santa Maria Maggiore, zuletzt wurde Clemens IX. dort beigesetzt - im Jahr 1669.

Letzte Ruhestätte außerhalb des Vatikans

In Santa Maria Maggiore war die Beisetzung in verhältnismäßig kleinem und nicht-öffentlichem Rahmen: mit Kardinälen, aber auch mit Franziskus' engen Mitarbeitern und seinem persönlichen Krankenpfleger.

Auf Wunsch des Papstes sollten auch einige Arme und Obdachlose dabei sein, die sich von Franziskus verabschieden konnten. Der Pontifex, der am 17. Dezember 1936 als Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires geboren wurde, hatte sich zu Lebzeiten stets für die Abgehängten und Ausgestoßenen der Gesellschaft eingesetzt.

In einem Schriftstück, das nach katholischem Ritus in seinen Sarg gelegt wurde, steht: "Franziskus hinterließ allen ein bewundernswertes Zeugnis der Menschlichkeit, der heiligen Lebensführung und der universalen Vaterschaft."